Vatikan zur Piusbruderschaft: Wenn Eingliederung, dann über Personalprälatur
Die Gespräche zwischen
dem Heiligen Stuhl und der Piusbruderschaft sind in eine neue Phase getreten: An diesem
Mittwoch haben sich Verantwortliche beider Seiten im Vatikan getroffen, um die Bedingungen
zu besprechen, unter denen die Bruderschaft überhaupt Teil der Kirche werden kann.
Auf Vatikanseite führten die Gespräche Kardinal William Levada, Präfekt der Glaubenskongregation,
und deren Sekretär, Erzbischof Luis Ladaria.
Eine Personalprälatur für die
Piusbruderschaft ist der Vorschlag, mit dem der Vatikan in die Gespräche mit der Piusbruderschaft
eingetreten ist. Das teilte der Pressesaal des Vatikan an diesem Donnerstag mit. Beim
Treffen der Glaubenskongregation mit Bischof Bernard Fellay im Vatikan habe zunächst
die Antwort der Piusbrüder vom April gestanden; die Bruderschaft hatte mit einem Schreiben
auf die so genannte „Dogmatische Präambel“ geantwortet. Bei dem Treffen im Vatikan
habe Bischof Fellay nun die aktuelle Situation erläutert, in der sich die Bruderschaft
befindet, geht aus der Vatikanerklärung weiter hervor. Fellay habe versprochen, als
Antwort auf die Bewertung dieser Stellungnahme durch den Vatikan „in einem annehmbaren
Zeitraum“ eine Antwort der Bruderschaft vorzulegen. Im Klartext heißt das: Der Vorgang
der Eingliederung der Bruderschaft in die volle Gemeinschaft der Kirche ist noch nicht
abgeschlossen. Das hat ebenfalls Vatikansprecher Pater Federico Lombardi an diesem
Donnerstag gegenüber Journalisten betont: Es sei „die letzte Etappe der Untersuchung
der Situation durch die Bruderschaft angebrochen“, sagte Lombardi. Der Vatikan drückt
in seinem Statement die Hoffnung aus, dass diese neue Zeit für Reflexion dazu dienen
kann, die volle Einheit zu erreichen. Die letzte Entscheidung von seiten der katholischen
Kirche über eine Wiedereingliederung steht dem Papst zu.
Wie könnte eine solche
Wiedereingliederung konkret geschehen? Dazu hat der Vatikan den Entwurf eines Dokumentes
vorgelegt, das die Errichtung einer Personalprälatur für die Piusbruderschaft vorsieht.
Bisher gibt es in der Kirche nur eine einzige Organisation mit dieser Rechtsform,
das Opus Dei. Diese Personalprälatur sei die angemessene Form für eine kanonische,
also kirchenrechtliche Anerkennung, betont die Vatikanerklärung von diesem Donnerstag.
Das Kirchenrecht sieht vor, dass der Heilige Stuhl diese errichten kann, Mitglieder
können Priester und Diakone des Weltklerus sein (Kanon 294), es handelt sich also
nicht um einen neuen Orden oder eine Kongregation. Eigene Statuten sollen das Verhältnis
einer Personalprälatur zu den Bischöfen bestimmen (Kanon 297).
Die Pressemeldung
des Vatikan hebt ebenfalls noch einmal die Feststellung vom vergangenen Mai hervor,
dass es ein von diesem Prozess getrenntes Vorgehen in Bezug auf die anderen drei Bischöfe
der Piusbruderschaft geben wird. Bernard Tissier de Mallerais, Richard Williamson
und Alfonso de Galarreta waren mit Bernard Fellay gemeinsam unerlaubt zu Bischöfen
geweiht worden und hatten sich in der Vergangenheit eher kritisch zu der Annährung
zwischen Bruderschaft und katholischer Kirche geäußert.
Der Vatikan erwartet
eine Antwort der Piusbrüder auf seinen jüngsten Einigungsvorschlag im Verlauf des
Monats Juli, fügte Lombardi vor Journalisten hinzu. Nach dem Gespräch vom Mittwochabend
liege der "Ball nun im Feld der Traditionalisten". Diese müssten entscheiden, ob sie
mit der vatikanischen Bewertung ihrer Antwort vom April einverstanden seien, so Lombardi.
Inhaltliche Angaben, ob die Antwort "positiv" und somit eine Einigung möglich sei,
wollte Lombardi nicht machen.