Der Beginn des Konfliktes liegt im Zweiten Vatikanischen Konzil. Erzbischof Marcel
Lefebvre, Teilnehmer am Konzil, lehnt einige der beschlossenen Dokumente ab, vor allem
das zur Religionsfreiheit. Er gründet deswegen 1969 die Bruderschaft Pius X.,
die zunächst auch kirchlich anerkannt wird. Diese Legitimation wird der Confraternitas
aber 1975 von Papst Paul VI. wieder entzogen. Erzbischof Lefebvre wird als Bischof
suspendiert, weiht aber weiterhin Priester.
Einen ersten Schritt zur Heilung
des Konfliktes macht 1984 Papst Johannes Paul II., indem er die alte Form des
Ritus (fälschlicherweise oft „tridentinische Messe“ genannt) unter bestimmten Bedingungen
wieder zulässt. Daran schließen sich Verhandlungen zwischen dem Vatikan und der Bruderschaft
an, bei denen Kardinal Joseph Ratzinger mit Lefebvre 1988 einen Kompromiss
aushandelt. Diesen Kompromiss verwirft die Bruderschaft aber wieder, am 30. Juni werden
vier Priester von Erzbischof Lefebvre entgegen kirchlichem Recht zu Bischöfen geweiht.
Dadurch ziehen er und die Geweihten sich die Exkommunikation zu.
In Folge dieses
Bruchs gründet der Vatikan die Kommission Ecclesia Dei, die sich um diese Angelegenheit
kümmert. Gleichzeitig versucht man, andere traditionalistische Gruppierungen in die
Kirche zu integrieren.
1991 stirbt Marcel Lefebvre. Als Nachfolger nimmt
einer der von ihm geweihten – Bernard Fellay – die abgebrochenen Gespräche mit dem
Vatikan wieder auf. 2000 wird Fellay erstmals vom Papst empfangen, 2005 empfängt
ihn ebenfalls der neugewählte Papst Benedikt XVI.. Man wolle zu einer vollkommenen
Gemeinschaft gelangen, heißt es nach dem Gespräch von Seiten des Vatikan.
Um
diese Gemeinschaft zu erleichtern, erlaubt der Papst 2007 mit dem Breve
Summorum Pontificum die Feier der „außerordentlichen Form des Ritus“, also der
Messe nach dem Messbuch von 1962, unter bestimmten Bedingungen.
Seit 2008
bemüht sich die Bruderschaft um die Aufhebung der Exkommunikation ihrer Bischöfe.
Bernard Fellay schreibt der Kommission Ecclesia Dei und sichert eine Anerkennung
von Amt und Lehre des Papstes zu.
Am folgenden 21. Januar hebt die Bischofskongregation
die Exkommunikation der vier Bischöfe der Piusbruderschaft Bernard Fellay, Richard
Williamson, Bernard Tissier de Mallerais und Alfonso de Galarreta auf. Am 24. Januar
wird diese Aufhebung öffentlich mitgeteilt. Fast gleichzeitig wird ein Interview mit
einem der vier – Richard Williamson – im schwedischen Fernsehen gezeigt, in dem er
die Gaskammern beim Holocaust leugnet.
Am 10. März schreibt Papst Benedikt
XVI. einen Brief an alle Bischöfe der Welt, in dem er die Aufhebung der Exkommunikation
erläutert. Er spricht von Fehlern, die der Vatikan gemacht habe, aber betont gleichzeitig
auch den Willen, weiterhin für die Überwindung des Schismas einzutreten.
Im
Oktober beginnen die Gespräche zwischen Piusbruderschaft und Vatikan, jeweils vier
Teilnehmer besprechen die trennenden Auffassungen zu Fragen der Lehre.
Im Mai
2011 präzisiert Papst Benedikt XVI. die Bestimmungen von Summorum Pontificium.
Dort war angekündigt gewesen, nach drei Jahren eine Revision zu unternehmen. Das päpstliche
Schreiben Universae Ecclesiae entscheidet offene Rechtsfragen und beauftragt
die Bischöfe mit der Umsetzung der Bestimmungen.
Nach zehn Gesprächen legt
der Vatikan im September 2011 der Leitung der Bruderschaft eine so genannte „Lehrmäßige
Präambel“ vor. Sie wird als Bedingung bezeichnet, um über eine kirchenrechtliche Wiederaufnahme
der Bruderschaft in die Kirche sprechen zu können. Der Text wird als nicht verhandelbar
bezeichnet, nur in einzelnen Formulierungen könne man noch über Präzisierungen sprechen.
Der Text selber wird nicht öffentlich gemacht.
Eine erste Antwort der Bruderschaft
vom Januar weist der Vatikan im März 2012 zurück, der Text reiche nicht aus,
die Trennungen in den Auffassungen zur Lehre zu überwinden. Eine zweite Fassung wurde
daraufhin von der Bruderschaft der Glaubenskongregation, der die Kommission Ecclesia
Dei untersteht, übergeben.
Im Mai äußerte der Obere der Bruderschaft, Bernard
Fellay, sich in einem Interview über den Spagat, den seine Gemeinschaft machen müsse:
Einerseits wolle man „nicht Selbstmord begehen“, andererseits sei man mit dem Wunsch
des Papstes einig, die volle Gemeinschaft herzustellen. Es sei zu prüfen, ob die vom
Vatikan „vorgeschlagenen Strukturen und Bedingungen gangbar sind“. Dies betreffe unter
anderem liturgische Praktiken und Lehren der Gemeinschaft.