Die Islamisten, die die Mehrheit im ägyptischen Parlament und Senat stellen, haben
auch die Mehrheit in der Kommission, die eine neue Verfassung für Ägypten ausarbeiten
soll. Nach Medienangaben sind mindestens sechzig Prozent der Mitglieder in dem Gremium
Salafisten und Muslimbrüder. Aber auch der liberale frühere Außenminister Amr Moussa
wurde am Dienstag in die Kommission gewählt. Moussa war Ende Mai bei Vorwahlen zum
Präsidentenamt gescheitert. Unter den hundert durch Wahl bestimmten Kommissionsmitgliedern
sind auch der islamistische Denker Selim al-Awwa, früher ebenfalls Präsidentschaftskandidat,
sowie der langjährige Oppositionelle Ayman Nour. Nour leitet die Ghad-Partei und war
2005 bei Präsidentenwahlen gegen den damaligen Amtsinhaber Hosni Mubarak angetreten.
Weil Ägypten noch keine Verfassung hat, sind auch die Aufgaben des Staatschefs, der
am 16. und 17. Juni für vier Jahre gewählt wird, noch nicht genau definiert. 57 Abgeordnete
vor allem liberaler bzw. linker Parteien verließen am Dienstag die Versammlung, um
dagegen zu protestieren, dass die Islamisten die Kommission dominieren wollen.