2012-06-12 13:18:24

Nigeria: Boko Haram-Sympathisanten bis in höchste Regierungskreise


RealAudioMP3 Erneut hat die Terrorsekte Boko Haram in Nigeria am Wochenende christliche Einrichtungen angegriffen. Der Erzbischof von Jos, Ignatius Kaigama, versteht, dass die Menschen nun Angst haben, zu den Gottesdiensten in die Kirche zu gehen. Das sagte er im Interview mit Radio Vatikan. Die blutigen Attentate vom Wochenende, bei denen mehrere Todesopfer und zahlreiche Verletzte (man spricht von 8 Toten und 50 Verletzten) zu beklagen sind, seien von der Terrororganisation Boko Haram in den Städten Biu und Jos ausgeführt worden. Die Kommissarin für Außen- und Sicherheitspolitik der EU, Catherine Ashton, verurteilte das Vorgehen der Terroristen und versicherte, die Zusammenarbeit mit Nigeria sei weiter sehr eng. Die christlichen Minderheiten in den Subsahara-Ländern seien vor allem über die wachsenden Versuche der Islamisierung, wie sie von Extremistengruppen in Ländern wie Niger, Mali und Nigeria vorangetrieben wird, besorgt.

„Es herrscht nach wie vor große Sorge, denn sobald wir denken, die Dinge beruhigten sich etwas, passiert wieder etwas Schreckliches. Die zivilen Autoritäten sagen, dass die Probleme in Kürze gelöst werden, aber die gleichen Dinge passieren immer wieder. Letzte Woche haben wir ein nationales Gebet für alle Katholiken in Nigeria abgehalten. Wir denken, dass das Gebet das Stärkste in diesem Moment sei. Wir haben auch Sicherheitsdienste, aber meiner Meinung nach machen sie sehr wenig. Sie müssen herausfinden, wer diese Personen sind, woher sie kommen, woher sie das Geld nehmen, welche Autos und Bomben sie nutzen. Bislang gab es keine Fortschritte.“

Achim Brick lebt in Nigeria, er arbeitet für das katholische Hilfswerk Misereor und sieht die Schwierigkeiten der Regierung, der Terrorgruppe Herr zu werden, auch darin, dass sie keine homogene Bewegung sei:

„Die Regierung kann die Sicherheit nicht gewährleisten. Ich schätze es so ein, dass die Regierung mehr oder weniger hilflos ist, denn Boko Haram ist unsichtbar, spricht mit verschiedenen Sprachen und hat verschiedene Sichtweisen. Der Regierung wurde von westlicher Seite, insbesondere von den Amerikanern, geheimdienstliche Unterstützung angeboten, und die Nigerianer haben das eher abgelehnt.“

Dabei spielen wohl recht undurchsichtige Verflechtungen im nigerianischen Machtapparat eine nicht unbedeutende Rolle:

„Die Vermutung ist auch, dass die Regierung und der Präsident selber, der ja ein Teil des politischen Apparates ist, dort nicht so agieren kann, wie er das vielleicht möchte, denn es gibt sich verdichtende Hinweise darauf, dass die Boko Haram Unterstützung von nördlichen Politikern, sogar Gouverneuren, bekommen. In einem komplexen Land wie Nigeria ist es nicht ohne weiteres möglich, diese anzugreifen. Der Präsident kann zwar bellen, aber er kann nicht zubeißen. Vor nicht allzu langer Zeit hat der Präsident gesagt, potentielle Boko Haram Anhänger und Sympathisanten seien im engsten Kreis seiner Regierung und es ist zu vermuten, dass da Dinge im Sumpf der Korruption und der unterschiedlichen Interessenslagen versickern und einfach aufweichen.“

Auch die Sicherheitskräfte seien der Regierung gegenüber nicht immer loyal. Besonders besorgniserregend sei aber, dass Boko Haram wohl immer mehr Sympathisanten um sich schare:

„Auf dem letzten Sicherheitsmeeting der deutschen Botschaft wurde gesagt, dass Boko Haram eine richtig große Bewegung werden könnte, denn sie hätten Zulauf. Viele Bürger des Landes sind schwer verbittert darüber, dass die Regierung zu wenig tue, im Sinne von Arbeitsplatzschaffung, Verbesserung der Infrastruktur und des Gesundheitswesens. Da passiert nichts. Von daher hat Boko Haram durchaus Zulauf von potentiellen Sympathisanten, auch wenn sie mit dem Bomben und Töten natürlich andererseits negative Gefühle hervorrufen.“

(rv 12.06.2012 cs)








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