D/Brasilien: „Die von Gott geschenkte Erde für alle Geschöpfe bewahren“
Die deutschen christlichen Kirchen treten für klare ökologische und soziale Leitplanken
einer „Green Economy“ ein. Dies teilten die Deutsche Bischofskonferenz und der Rat
der Evangelischen Kirche in Deutschland anlässlich der vom 20. bis 22. Juni 2012
in Rio de Janeiro stattfindenden Konferenz der Vereinten Nationen für nachhaltige
Entwicklung (Rio+20) in einer gemeinsamen Erklärung mit. Adressaten waren die Bundesregierung
sowie die Abgeordneten des Deutschen Bundestages. Zwanzig Jahre nach dem ersten Erdgipfel
von Rio treffen sich dort erneut Staats- und Regierungschefs aus aller Welt sowie
tausende Vertreter aus Politik, Gesellschaft, Wirtschaft und Medien, um über die Lösung
globaler Zukunftsprobleme zu beraten.
In ihrer gemeinsamen Erklärung weisen
die Kirchen auf die besondere Bedeutung der Rio-Konferenz von 1992 hin, die ein „Signal
des Aufbruchs“ war und das Konzept der nachhaltigen Entwicklung entscheidend stärkte.
Die Rahmenbedingungen nachhaltiger Entwicklung haben sich jedoch seit der ersten Rio-Konferenz
gravierend verändert: Der Klimawandel und das Artensterben haben sich beschleunigt,
der weltweite Ausstoß von CO2 erreichte 2011 ein neues Rekordniveau. Ähnliche
Trends zeichnen sich bei der Übernutzung der weltweiten Trinkwasserreserven und der
Böden ab. Auch hinsichtlich der Millenniumsentwicklungsziele hat es nur in wenigen
Ländern Fortschritte gegeben, in den meisten Entwicklungsländern – vor allem in Afrika
– werden die Ziele aber nicht erreicht. Deshalb, so die Kirchen, stehe „zwanzig Jahre
später die notwendige Trendwende zu einer nachhaltigen Entwicklung weiterhin aus“.
Kernstück
der Erklärung ist eine Reihe von konkreten Vorschlägen und Erwartungen der Kirchen
an die Bundesregierung hinsichtlich ihrer Umwelt- und Entwicklungspolitik und ihrer
Mitwirkung an globalen Prozessen und Konferenzen. Auch hier wird die Vorreiterrolle
Deutschlands – etwa im Hinblick auf die Reduzierung der CO2-Emissionen
– hervorgehoben.
Schließlich betont die Stellungnahme nicht nur die Bedeutung
der Politik, sondern auch die Verantwortung jedes Einzelnen für eine Umkehr zu einer
nachhaltigen Entwicklung: „Als Christinnen und Christen haben wir die Verpflichtung,
uns dafür einzusetzen, dass das Prinzip der Nachhaltigkeit in gesellschaftlichem Handeln
und persönlichem Lebensstil fest verankert wird.“ Ausdrücklich werden deshalb die
vielen kirchlichen Initiativen für mehr Nachhaltigkeit gewürdigt. „Unser Glaube hilft
uns, ‚gut leben‘ und ‚viel haben‘ zu unterscheiden und uns in eine ‚Ethik des Genug‘
und eine ‚Tugend des Maßhaltens‘ einzuüben“. Die Stellungnahme endet mit dem Aufruf,
„die uns von Gott geschenkte Erde für alle Geschöpfe zu bewahren“.