2012-06-11 11:16:44

Priesteramt: Gefestigte Persönlichkeit ist Voraussetzung


Für das Priesteramt kommen nur menschlich und spirituell gefestigte Persönlichkeiten in Frage. Das hat Bischofsvikar Franz Schrittwieser im Gespräch mit der österreichischen katholischen Nachrichtenagentur „Kathpress“ betont. Priestern dürfe es nicht um Selbstdarstellung und Selbstverwirklichung eigener Ideen und vermeintlicher Berufungen gehen, sondern sie müssten „Christus repräsentieren“ und sich auf die Fragen und Nöte der Menschen von heute einlassen. Die angehenden Priester müssten bereit sein, sich in das Spannungsfeld der Kirche von heute zu stellen und an der Einheit der Kirche zu arbeiten.

Schrittwieser ist stellvertretender Präsident des österreichischen Canisiuswerkes (Zentrum für geistliche Berufe) und war viele Jahre in der Priesterausbildung tätig. Als Bischofsvikar der Diözese St. Pölten ist er seit kurzem für die Kategoriale Seelsorge verantwortlich. Zur Frage, ob die Aufhebung des Pflichtzölibats oder die Zulassung von „viri probati“ –also verheirateten bewährten Männern – zum Weiheamt die Berufungen steigern würden, zeigte sich Schrittwieser sehr skeptisch. Die Wurzel für Berufungen liege ganz woanders. Überlegungen rund um diese „heißen Eisen“ würden bei den derzeitigen Priesteramtskandidaten auch kaum eine Rolle spielen.

Bischofsvikar Schrittwieser verwies auf das Zweite Vatikanische Konzil (1962-65), das klar herausgestellt habe, dass das Weihepriestertum im „allgemeinen Priestertum“ aller getauften und gefirmten Christen wurzle. Dieser Gedanke des „allgemeinen Priestertums“ sei noch viel zu wenig bewusst und umgesetzt, so Schrittwieser. Erst wenn dieses Priestertum in den Familien oder bei Jugendlichen intensiv gelebt wird, könne es wieder mehr Berufungen geben. Das sei auch eine zentrale Herausforderung für alle berufungspastoralen Initiativen.

Das kircheninterne Ringen um Reformen ist verbunden mit dem Ringen um ein neues Priesterbild. Dieses stecke heute „in einem tiefgreifenden Wandel“, diagnostiziert der Pastoraltheologe Paul Zulehner im Gespräch mit kathpress. So gebe es eine Tendenz weg vom Bild einer „Priesterkirche“, die das Volk pastoral und sakramental „versorgt“, hin zum Bild eines in die Gemeinschaft der Gläubigen eingebetteten Priesteramtes. Diesen Weg weisen laut Zulehner all jene Modelle kleiner, lebensnaher gläubiger Gemeinschaften, aus denen heraus neue Berufungen erwachsen. In ihnen werde eine neue, „weniger frei schwebende“, sondern vielmehr „tief in der Gemeinschaft verwurzelte“ Form des Priesteramtes gelebt.

Dies bedeute zugleich eine Öffnung für neue Formen des Priesteramtes. So plädierte Zulehner - im Unterschied zu Bischofsvikar Schrittwieser - etwa für eine „Wiederentdeckung der altkirchlichen Praxis“ im Blick auf die Weihe bewährter, verheirateter Männer („viri probati“). Dies habe 1970 bereits Joseph Ratzinger als Vision für eine Pastoral der Zukunft als mögliche Option vorgeschlagen, so der Pastoraltheologe. Eine solche Öffnung des Priesteramtes würde „keine Revolte“ bedeuten, sondern vielmehr „ein Ausschöpfen der uns aus der Tradition eröffneten Möglichkeiten“, für deren heutige Umsetzung es „längst Masterpläne in der Schublade“ gebe, meinte Zulehner.

(kap 11.06.2012 sk)







All the contents on this site are copyrighted ©.