zunächst einmal danke
ich Erzbischof Beniamino Stella für die freundlichen Worte, die er im Namen aller
Anwesenden an mich gerichtet hat, wie auch für den wertvollen Dienst, den er ausübt.
Ganz herzlich begrüße ich die ganze Gemeinschaft der Päpstlichen Diplomatenakademie.
Ich freue mich, euch auch in diesem Jahr zu empfangen, zu dem Moment, wo die Studiengänge
zum Abschluss kommen und für einige von euch der Tag der Abreise zum Einsatz in den
Päpstlichen Vertretungen in aller Welt herannaht. Der Papst rechnet auch mit eurer
Hilfe bei der Erfüllung seines weltweiten Dienstes. Ich bitte euch: Seid unbesorgt!
Bereitet euch fleißig und engagiert auf die Sendung vor, die euch erwartet, und vertraut
auf die Treue dessen, der euch seit jeher kennt und euch zur Gemeinschaft mit seinem
Sohn Jesus Christus berufen hat (vgl. 1 Kor 1,9).
Die Treue Gottes ist der
Schlüssel und die Quelle unserer Treue. Heute möchte ich eure Aufmerksamkeit gerade
auf diese Tugend lenken, die gut die ganz besondere Verbindung zum Ausdruck bringt,
die sich zwischen dem Papst und seinen unmittelbaren Mitarbeitern bildet, sowohl in
der Römischen Kurie als auch in den Päpstlichen Vertretungen – eine Verbindung, die
für viele in der Natur des Priestertums wurzelt, das ihnen übertragen wurde, und die
sich dann genauer bestimmt in der spezifischen Sendung, die jedem einzelnen im Dienst
des Nachfolgers Petri anvertraut ist.
Im biblischen Zusammenhang ist die Treue
vor allem eine göttliche Eigenschaft: Gott gibt sich als derjenige zu erkennen, der
dem Bund, den er mit seinem Volk geschlossen hat, trotz der Untreue dieses Volkes
auf ewig treu ist. Weil er treu ist, verbürgt sich Gott dafür, seinen Plan der Liebe
zum Ziel zu führen, und darum ist er auch glaubwürdig und wahrhaftig. Dieses Verhalten
Gottes schafft im Menschen die Möglichkeit, seinerseits treu zu sein. Auf den Menschen
bezogen, ist die Tugend der Treue zutiefst an die übernatürliche Gabe des Glaubens
gebunden und wird so ein Ausdruck jener Zuverlässigkeit, die dem eigen ist, der sein
ganzes Leben in Gott verankert hat. Im Glauben finden wir nämlich die einzige Gewähr
für unsere Standfestigkeit (vgl. Jes 7,9b), und nur von ihm her können wir unsererseits
wirklich treu sein – vor allem gegenüber Gott, dann gegenüber seiner Familie, der
Kirche, die Mutter und Lehrmeisterin ist, und – in ihr – gegenüber unserer Berufung
sowie gegenüber der Geschichte, in die der Herr uns hineingestellt hat.
Liebe
Freunde, aus dieser Sicht fordere ich euch auf, die persönliche Verbindung mit dem
Stellvertreter Christi als Teil eurer Spiritualität zu leben. Gewiss handelt es sich
dabei um ein Element, das zu jedem Katholiken und noch mehr zu jedem Priester gehört.
Doch für die beim Heiligen Stuhl Beschäftigten nimmt es einen besonderen Charakter
an, da sie einen Großteil ihrer Energie, ihrer Zeit und ihres täglichen Einsatzes
in den Dienst des Nachfolgers Petri stellen. Das ist eine schwerwiegende Verantwortung,
aber auch ein besonderes Geschenk, aus dem sich im Laufe der Zeit eine gefühlsmäßige
Bindung innerer Vertrautheit mit dem Papst entwickelt, ein natürliches idem sentire,
das gerade in dem Wort „Treue“ gut zum Ausdruck kommt.
Und aus der Treue zu
Petrus, der euch sendet, leitet sich auch eine besondere Treue gegenüber denen ab,
zu denen ihr gesandt seid: Von den Repräsentanten des Papstes und ihren Mitarbeitern
wird nämlich erwartet, dass sie seine Fürsorge für alle Kirchen zum Ausdruck bringen
wie auch die Zuneigung, mit dem er den Weg eines jeden Volkes verfolgt. Ihr müsst
also eine Beziehung großer Achtung und tiefen Wohlwollens, ich würde sagen: einer
echten Freundschaft mit den Kirchen und Gemeinschaften pflegen, zu denen ihr gesandt
werdet. Auch ihnen gegenüber habt ihr eine Pflicht zur Treue, die konkret wird in
einer ausdauernden Hingabe an die tägliche Arbeit, in einer Anwesenheit in ihrer Mitte
in frohen und traurigen, mitunter sogar dramatischen Momenten ihrer Geschichte, in
der Aneignung einer gründlichen Kenntnis ihrer Kultur und ihres kirchlichen Weges
sowie in der Fähigkeit, das zu würdigen, was die göttliche Gnade in jedem Volk und
jeder Nation gewirkt hat.
Das ist eine wertvolle Hilfe für das Petrusamt, über
das der Diener Gottes Paul VI. gesagt hat: „Indem der ewige Hirte seinem Stellvertreter
die Schlüsselgewalt anvertraute und ihn zum Grundstein und Fundament seiner Kirche
machte, hat er ihm auch die Aufgabe übertragen, „seine Brüder zu stärken“: Das geschieht
nicht nur, indem er sie führt und in seinem Namen beisammen hält, sondern auch indem
er sie unterstützt und ermutigt, sicherlich mit seinem Wort, in gewisser Weise aber
auch mit seiner Anwesenheit“ (Apostolisches Schreiben Sollicitudo omnium Ecclesiarum,
24. Juni 1969: AAS 61 [1969] 473-474).
Auf diese Weise werdet ihr auch die
Teilkirchen ermutigen und antreiben, in ihrer Treue gegenüber dem Papst zu wachsen
und in dem Prinzip der Gemeinschaft mit der Weltkirche eine sichere Orientierung für
den eigenen Weg in der Geschichte zu finden. Und nicht zuletzt werdet ihr dem Nachfolger
Petri selbst helfen, der von Christus empfangenen Sendung treu zu sein, indem ihr
ihm ermöglicht, die ihm anvertraute Herde näher kennenzulernen und sie mit seinem
Wort, seiner Nähe und seiner Liebe wirksamer zu erreichen. Ich denke in diesem Augenblick
dankbar an die Hilfe, die ich täglich von den vielen Mitarbeitern der Römischen Kurie
und der Päpstlichen Vertretungen erhalte, wie auch an die Unterstützung, die mir aus
dem Gebet unzähliger Brüder und Schwestern in der ganzen Welt erwächst.
Liebe
Freunde, in dem Maß, in dem ihr treu seid, seid ihr auch glaubwürdig. Im übrigen wissen
wir, dass die in der Kirche und beim Heiligen Stuhl gelebte Treue keine „blinde“ Gefolgschaft
ist, denn sie ist von dem Glauben an den erhellt, der gesagt hat: „Du bist Petrus,
und auf diesen Felsen werde ich meine Kirche bauen“ (Mt 16,18). Setzen wir uns alle
ein auf diesem Weg, damit die Worte aus dem Gleichnis einst uns selber zugesprochen
werden: „Du tüchtiger und treuer Diener, komm, nimm teil an der Freude deines Herrn!“
(vgl. Mt 25,21).
In diesem Sinne richte ich erneut meinen herzlichen Gruß an
den Präsidenten, an seine Mitarbeiter, an die Missionsfranziskanerinnen vom Kinde
Jesu sowie an die ganze Gemeinschaft der Päpstlichen Diplomatenakademie und segne
euch von Herzen.“