Mali: Schwester Miriam und die Angst vor dem Krieg
80.000 Menschen sind
in letzter Zeit nach Burkina Faso geflüchtet; 25.000 von ihnen sind Kinder. Sie kommen
aus dem Norden von Mali, wo die Zeichen immer mehr auf Krieg stehen. Rebellierende
Tuareg, Islamisten und andere Gruppen haben Nord-Mali in eine rechtsfreie Zone verwandelt;
die Wirtschaftsgemeinschaft westafrikanischer Staaten versucht einen Frieden zu vermitteln.
Schwester Miriam ist eine Missionsschwester und lebt in Bamako, der Hauptstadt von
Mali. Hier hat es Ende März einen Militärputsch gegeben, und die Rückkehr zu demokratischen
Verhältnissen verläuft holprig.
„Die Leute hoffen inständig, dass der Frieden
erhalten bleibt: Muslime wie Christen setzen auf einen Dialog, auch wenn alle sehen,
dass mit islamistischen Terroristen ein Dialog schwierig ist. Die Unsicherheit, wie
das alles enden soll, ist groß, aber die meisten Menschen, auch die Tuareg, halten
an der nationalen Einheit von Mali fest.“
Die Flüchtlingsströme verliefen
nicht nur aus Nord-Mali ins Ausland, sondern auch in den südlichen Landesteil von
Mali, berichtet die Ordensfrau. In den von ihnen eroberten Zonen wenden die Islamisten
nach ihren Informationen das Recht der Scharia an. Die Gefahr eines Krieges sei sehr
real:
„Die Nachbarländer – Algerien, Libyen, Mauretanien – sagen, dass ein
Krieg gegen den Norden des Landes unvermeidlich ist, weil es ja keinen Dialog gibt.
Die Aufständischen im Norden kommen offenbar problemlos an Waffen heran, während die
Armee von Mali nicht diese Möglichkeiten hat; darum steuert alles auf ein internationales
Eingreifen hin, weil Mali alleine es nicht hinkriegt.“
In Bamako gehe
das Leben derzeit noch seinen gewohnten Gang. Der Militärputsch von Ende März hat
zwar die Lage im Süden von Mali stabilisiert; die Probleme mit dem Nordteil des Landes
sind seitdem aber noch größer geworden.
„Die Putschisten behaupteten, sie
wollten gar nicht an die Macht, sondern nur darauf hinweisen, dass es in Mali keine
Demokratie gibt. In Wirklichkeit ist durch sie offensichtlich geworden, dass sich
ein Schmuggelkorridor von Waffen und Drogen quer durchs Land zieht. Diesen Korridor
müsste man schließen!“
Waffen und Drogen im Überfluss, doch an Nahrung
herrscht Mangel – wegen einer katastrophalen Dürre im letzten Jahr. In einigen Teilen
von Mali herrsche der Hunger, so Schwester Miriam.
„Alle religiösen Kräfte
haben sich auch öffentlich zum Gebet zusammengetan, um den Frieden zu erflehen. Alle
Religionen zusammen: Muslime, Katholiken, Protestanten usw. Dieses Gebet ist inständig.“