Sein Werdegang ist
eine Art Streifzug durch die deutsche Fernsehgeschichte. Schon als Kind war er die
Synchronstimme des Welt-Hits ‚Bambi’ von Walt Disney. Seine Traum-Karriere begann
er in den 1960er Jahren bei RTL Luxemburg. Anfang der 1980er Jahre erfand und moderierte
er die bis heute erfolgreichste Fernsehsendung im deutschen Sprachraum ‚Wetten dass…?’
Der gebürtige Österreicher aus Linz war der Initiator und Moderator von mehr als einem
Dutzend beliebter Sendreihen und wurde für seine Arbeit mit zahlreichen Fernsehpreisen
ausgezeichnet. Aktuell steht der TV-Star und Journalist regelmäßig für den SWR
mit ‚Menschen der Woche’ vor der Kamera. Und in der ARD präsentiert er ‚Die große
Show der Naturwunder’. Und noch etwas Außergewöhnliches kann sich Frank Elstner in
sein ‚Curriculum’ schreiben lassen: er hatte am 18. März bei der diesjährigen deutschen
Bundespräsidentenwahl nicht als Parlamentarier, aber als prominenter Wähler im Bundestag
seine Stimme abgegeben.
Herr Elstner, letzteres gehört doch sicher auch
zu den Höhepunkten Ihres Lebens, das ist doch eine besondere Wertschätzung gegenüber
Ihrer Person?
„Ja, ich bin sehr froh, dass man mich hier in Baden-Württemberg
gefragt hat, ob ich als Wahlmann mitreisen möchte. Ich muss sagen, dass ich selten
eine so entspannte Atmosphäre erlebt habe, von so vielen wichtigen Menschen. Da war
eben an dem Tag sozusagen alles klar, allen Parteien war mehr oder weniger klar, welchen
Kandidaten sie wählen sollen, es gab kein ‚Geschubse’, kein Geringe, es gab keine
Intrigen, es gab einfach nur gute Laune.“
Sie sind der Erfindergeist in
der deutschen Fernsehwelt und haben ein halbes Jahrhundert Fernseh-Geschichte geschrieben.
Es kann kein Zweifel sein, dass Sie ein kreativer Mensch sind. Was ist Kreativität
für Frank Elstner?
„Wenn Sie das lateinische Wort nehmen, hat das natürlich
mit Schöpfung, Schaffenskraft und Erschaffung zu tun. Wenn ich mich als Kreativen
sehe in meiner Landschaft, dann kann ich sagen, ich habe Rundfunksendungen erfunden,
ich habe Fernsehsendungen erfunden, ich habe Werbekampagnen erfunden, ich hab’ halt
meine ganze Phantasie hineingesteckt in die Aufgaben die man mir gestellt hat. Und
dabei kam mir sehr zugute, dass ich halt furchtbar neugierig bin. Und ein Journalist,
der neugierig ist, und der fleißig ist, der müsste dann eigentlich gut zum Ziel kommen.“
Sie
sind im Laufe Ihres Berufslebens immer freiwillig aus der jeweiligen von Ihnen erfundenen
Sendereihe ausgestiegen, um wenig später eine neue, innovative Sendung zu beginnen.
Haben Sie da eine innere Stimme, die Ihnen sozusagen zuflüstert: Jetzt ist Zeit etwas
Neues zu beginnen?
„Ja, diese innere Stimme habe ich. Und auf die habe
ich auch immer gehört. Dass da ein gewisser Rhythmus hineinkam, das war nicht vorauszusehen.
Ich habe sechs Jahre ‚Spiele ohne Grenzen’ gemacht, ich habe sechs Jahre ‚Montagsmaler’
gemacht und sechs Jahre ‚Wetten, dass…’. Und dass das dann immer das siebte Jahr war,
das so genannte ‚sabatical year’, das war dann, glaube ich, eher ein Zufall. Also
nicht von mir irgendwie in Regie geführt. Ich habe bei vielen Dingen, die ich ‚angeschoben’
habe, immer das Gefühl gehabt: wenn sie einmal laufen, dann können sie auch ohne mich
laufen. Und dadurch ist mein Leben eben interessanter und bunter geworden“.
A
propos ‚innere Stimme’ – ist sie Sie Ihnen auch außerhalb Ihres Berufes eine richtungweisende
Instanz, der Sie immer wieder Gehör schenken?
„Ja, wenn ich Radio Vatikan,
einem Kollegen, schon ein Interview gebe, da können wir auch gerne über den lieben
Gott reden. Ich bin katholisch erzogen worden, ich war sechs Jahre im erzbischöflichen
Gymnasialkonvikt St. Bernhard in Rastatt und da hat man mir schon einmal gesagt, ‚Du
endest irgendwann einmal bei Radio Vatikan’ (lacht). Das hat jetzt siebzig Jahre gedauert,
bis ich zum ersten Mal mit Ihnen spreche. - Ja, ich spreche mit Gott…. und lasse mich
auch gerne von ihm leiten.“
Was hat sich aus den Jahren der Studienzeit
im erzbischöflichen Gymnasium an ‚Katholizität’ bei Ihnen fest geklammert, was ist
an ihr möglicherweise verloren gegangen?
„Verloren gegangen ist mir, möchte
ich sagen, ein bisschen mein Enthusiasmus für die Kirche. Als ich näher hingeschaut
habe und festgestellt habe, dass die Kirche eben von Menschen gemacht wird und wir
Menschen so voller Fehler sind. Das heißt, ich habe frühzeitig versucht zu unterscheiden,
zwischen der Lehre, dem Glauben, und den Menschen die die Kirche vertreten. Und dabei
bin ich eigentlich einen ganz guten Weg gegangen. Ich habe heute kein Problem mit
der Kirche, weil ich sie entspannter interpretiere.“
Ein Blick von Baden-Baden
nach Rom: was schätzen Sie an der römischen Kirche, wo hingegen stehen Sie ihr kritisch
gegenüber?
„Das was ich an Kritik zu sagen habe, das entlädt sich meistens
nach irgendwelchen Nachrichten, nach irgendwelchen Personalien. Ich hatte die Ehre
den Papst, als er noch Kardinal war, kennen zu lernen. Ich hatte eine Audienz im Vatikan,
ich habe mich über eine halbe Stunde mit ihm unterhalten dürfen und da ist so viel
Sympathie übergelaufen, dass ich über ihn jetzt nur mehr subjektiv urteilen kann.
Ich weiß nur, dass an dem Tag, als es hieß, er ist Papst geworden…da schossen mir
die Tränen ins Gesicht.“
Papst Benedikt XVI. steht in seinem 8. Regierungsjahr.
Viele Menschen auf der ganzen Welt werten das Pontfikat dieses ersten deutschen Papstes
nach beinahe 500 Jahren als sehr hoch ein, andere wiederum – besonders in Deutschland
- sind gegenüber Rom und seinen oberstem Hirten nicht immer positiv eingestellt….
„Ja, das ist leider so. Das tut mir weh, weil ich glaube, dass Benedikt
ein bisschen verkannt wird von einigen Intellektuellen in unserem Lande. Ich kann
nur sagen: ich hatte vierzehn Tage vor der Papstwahl das große Vergnügen seinen Bruder
als Gast im Interview zu haben. Auf der Reise nach Rom fast schon unterwegs, zur Papstwahl,
habe ich Georg Ratzinger gefragt: ‚Geben Sie Ihrem Bruder Chancen, meinen Sie,
dass er Papst wird?’. Da hat er gesagt: ‚Auf keinen Fall, auf keinen Fall! Erstens
wählen die keinen Deutschen und zweitens ist er schon viel zu alt dazu’. Und Sie haben
ja gesehen, was daraus wurde.“
Zurück zu Ihrem beruflichen Umfeld: Wenn
Sie einen Blick in die fernere Vergangenheit richten – wann ist Ihnen zum ersten Mal
bewusst geworden, dass die Welt der Medien, die Unterhaltung mit Substanz, wie Sie
sie führen, Ihre wahre Berufung ist?
„Ich glaube, das ist mir schon in
der Schule widerfahren, weil ich doch immer schon sehr zur Unterhaltung der Menschen
beigetragen habe. Zumindest nach Aussprüchen meiner Tanten. Ich bin aus einer künstlerischen
Familie kommend, über Linz an der Donau, Wien, Berlin, Köln, Baden-Baden, in meiner
Jugend in furchtbar vielen Schulen gewesen und….ich möchte nicht sagen, dass ich der
Klassenclown war, aber ich hab’ eigentlich immer für Unterhaltung gesorgt. Und man
erzählt sich in der Familie, meine erste Frage, als ich am ersten Schultag in die
Schule kam, war vor versammelter Mannschaft; ‚Frau Lehrerin, bitte, wann gibt es Ferien?
Und da hatte ich schon meine ersten Lacher auf meiner Seite.“
Hatten oder
haben Sie insgeheim manchmal auch andere berufliche Ambitionen ? Ich nenne einmal
drei Optionen: Schauspieler, Politiker, Wirtschaftsmanager?
„Also Wirtschaftsmanager
war ich, ich war jahrelang der Direktor des deutschen Programms Radio Luxemburg. Da
sind Sie ein Wirtschaftsmanager. Politiker hätte ich mir nie zutrauen wollen, weil
ich meiner Meinung nach hier leider zu schwankend bin: Also bei mir kann es durchaus
sein, dass ich alle vier Jahre eine andere Partei wähle. Ich mache das immer sehr
abhängig von derzeitigen Programmen und auch von den Menschen, die dahinter stehen.
Das ist bei mir wie mit Fussball-Mannschaften: ich bin nicht für einen Verein, sondern
ich bin meistens für den Verein, wo ein Freund oder guter Bekannter von mir mitspielt.“
Sie
stehen auch mit 70 Jahren im Rampenlicht gleißender Scheinwerfer: haben Sie eigentlich
immer noch Lampenfieber?
„Ja, das werde ich auch nicht ablegen. Denn Lampenfieber
für mich übersetzt heißt, dass man in einer gewissen Spannung steht, weil man gerne
das erfüllen will, was man sich vorgenommen hat. Und die Stunden vor einem Auftritt,
die sind bei mir immer mit ein bisschen Schweiß und etwas erhöhtem Blutdruck verbunden.
Aber, ich hatte mal vor dreißig Jahren ein sehr gutes Gespräch mit einem Arzt, der
mir gesagt hat, Sie werden nie daran sterben.“
Gibt es ein einschlägiges
Mittel, mit dem das Lampenfieber nachweislich unter Kontrolle gebracht werden kann?
„Es
gibt verschiedene Mittel, mit denen man es unter Kontrolle bringen kann: ich habe
eine Zeitlang meditiert, aber bei mir ist auch das Gebet durchaus nützlich gewesen,
wenn ich Lampenfieber hatte.“
Ich wollte Sie gerade fragen: Kann manchmal
auch ein ‚Stoßgebet’ hilfreich sein?
„Ja, und ich muss sagen, auch ein
Rosenkranz hat seine guten, meditativen Seiten.“
Herr Elstner sie haben
auch mit 70 vermutlich tausend neue Ideen im Kopf, über die Sie in der Öffentlichkeit
selbstredend nicht unbedingt sprechen wollen. Gestatten Sie, dass ich an dieser Stelle
an den erfolgreichen Moderator, Programmdirektor, Sprecher, Journalist und Themen-Erfinder
Elstner, dennoch die Frage stelle: Haben Sie auch schon einmal an ein wissenschaftliches
Format gedacht, das die Theologie, die Philosophie, die Kirche mit einschließt? Könnten
Sie sich eine Sendung in diesen Themenbereich vorstellen? Denken wir nur an die Dogmatik,
die Fundamental- oder Moraltheologie, an das Kirchenrecht, an die Bibelwissenschaft,
an das Alte und Neue Testament, an die Kirchengeschichte überhaupt und an die Geschichte
der Päpste. Eine hochkarätige Jury mit ebenso hochkarätigen Teilnehmern unter der
Leitung des Zeremonienmeisters Frank Elstner könnte doch eine spannende Sendereihe
ergeben? Was meinen Sie?
„Da bin ich Ihrer Meinung: genau diese Sendereihe
habe ich angeboten vor ungefähr 25 Jahren dem Vertreter der deutschen, katholischen
Kirche. Die haben eine Abteilung, die sozusagen die Verbindung herstellt für die öffentlich-rechtlichen
Anstalten. Und damals hatte ich ein Manuskript abgegeben, mit der Idee, eine so wie
von Ihnen eben beschriebene Sendung zu machen, der Titel war ‚Bibel-fest’ und ich
konnte mich damals bei den Sendern fast durchsetzen, aber der Vertreter der katholischen
Kirche hat diese Geschichte mehr oder weniger zu seiner eigenen gemacht und hat mich
ausgebootet.“
Wollen wir einen neuen Anlauf dazu wagen?
(Lacht)
„Ich habe den Anlauf als Umweg-Anlauf gemacht und 138 Nobelpreisträger interviewt
und habe sie alle nach ihrem Gottesbegriff gefragt. Das ist ja schon mal so ein Ansatz.“
Sie
werden, nehme ich an, die 1. Sendung von ‚Wetten dass…’ mit Markus Lanz besonders
intensiv verfolgen: Halten Sie ihn für den richtigen Nachfolger von Thomas Gottschalk?
Ich frage Sie das auch deshalb, weil Markus Lanz ein Landsmann von mir ist.
„Mit
anderen Worten, Sie sind ein Südtiroler. Mit Südtirolern habe ich übrigens nur gute
Erfahrungen gemacht. Eine meiner ersten großen Wetten war ein Südtiroler Baggerfahrer
und der hat bei mir gewettet, dass er mit seinem Bagger ein Feuerzeug anzünden könnte.
Das hat dann auch geklappt. Aus Südtirol kamen immer sehr, sehr phantasiereiche Angebote,
auch der wunderbare Bergsteiger, Reinhold Messner, war oft in meinen Sendungen. Also,
Südtirol, das ist ein schönes Stichwort, was Sie mir da geben. Ich bin ein Fan
von Markus Lanz, er ist neugierig, er ist fleißig, er wird sich große Mühe geben,
er wird die Wette wieder in den Mittelpunkt der Sendung stellen, ich hätte ihm gewünscht,
dass vorher weniger Trara in Deutschland entstanden wäre über die Nachfolge von Thomas
Gottschalk und ich hoffe jetzt, dass er mit guten Gefühlen auch von den Zuschauern
aufgenommen wird. Es stehen die Zeichen wirklich auf grün und das ZDF hat eine gute
Wahl getroffen.“
Eine letzte Frage, Herr Elstner: ich weiß, Sie sind kein
Prophet, kein Seher, aber Sie haben sehr viel Gespür, Einfühlungsvermögen und Empathie:
wenn Sie in die Zukunft schauen, was sehen Sie das auf unsere Gesellschaft zukommen?
„Ich
bin wirklich kein Prophet….aber, das was ich in den Medien im Moment sehe, ist, dass
sich unsere Welt jeden Tag so schlagartig verändert, dass ich fast Angst habe, dass
wir bald nicht mehr hinterherlaufen können.“