2012-06-08 10:22:05

Eucharistie: „Er bleibt mit seiner diskreten und stillen Präsenz “


RealAudioMP3 Die eucharistische Verehrung und ihre Sakralität: das sind die beiden Aspekte, die Papst Benedikt bei seiner Predigt am Fronleichnamsdonnerstag hervorgehoben hat. Im Zuge des Zweiten Vatikanischen Konzils seien diese, so der Papst, teilweise einseitig und unvollständig interpretiert worden. Nicht mehr die Verehrung, sondern der Vollzug der Feier der Eucharistie seien in den Mittelpunkt der Messfeier gerückt, was zu einem Ungleichgewicht geführt habe. Um einen Aspekt zu betonen werde oft ein anderer aufgegeben, so der Papst. Dies habe negative Auswirkungen auf die Spiritualität insgesamt, denn Christus sei nicht nur im Moment der Eucharistie präsent, sondern müsse dies in jedem Augenblick unseres Lebens sein. Das Gleichgewicht müsse durch die Rückbesinnung auf die Eucharistie als Akt des Glaubens und des Gebetes zu Christus wiederhergestellt werden, denn, so reflektierte der Papst weiter, indem die ganze Beziehung mit dem eucharistischen Jesus allein auf den Augenblick der Heiligen Messe konzentriert wurde, riskierte man die restliche Zeit und die existenziellen Räume seiner Gegenwart zu entleeren:

„Und so nimmt man weniger die ständige Gegenwart Jesu mitten unter uns und mit uns wahr, eine konkrete, nahe Präsenz, in unsern Häusern, als „pulsierendes Herz“ der Stadt, des Landes, der Region mit ihren verschiedenen Vollzügen und Aktivitäten. Das Sakrament der Liebe Christi muss unser ganzes Leben durchdringen.“

Dabei seien die Feier und die Anbetung mitnichten als Gegensätze anzusehen, sondern im Gegenteil, die Verehrung schaffe gleichsam das „Ambiente“ für eine gemeinsame Eucharistiefeier:

„Die Begegnung mit Jesus in der Heiligen Messe vollzieht sich wahrhaftig und in vollständiger Weise, wenn die Gemeinschaft erkennt, dass Er im Sakrament gegenwärtig ist in seinem Haus, dass er uns erwartet, dass er uns an seinen Tisch einlädt und – wenn die Versammlung sich aufgelöst hat – dass er bei uns bleibt mit seiner diskreten und stillen Präsenz und uns begleitet durch seine Fürsprache.“

Die Anbetung nivelliere die Unterschiede zwischen den Gläubigen und schaffe neuen Raum für das gemeinsame Erleben.

Auch beim Verständnis der Sakralität der Eucharistie, so der Papst weiter, sei in jüngster Vergangenheit eine gewisse Fehldeutung der authentischen Botschaft der Heiligen Schrift erfolgt. Zwar seien die Mitte des Kultes nicht mehr die Riten und die Opfer der Vorzeit, sondern Christus selbst, dennoch dürfe man daher nicht schließen, dass es das Heilige nicht mehr gebe, sondern dass es seine Erfüllung in Christus gefunden habe.

„Er hat den das Heilige nicht abgeschafft, sondern er hat es zur Vollendung geführt und einen neuen Kult errichtet, der vollends geistlich ist, der sich aber dennoch der Zeichen und Riten bedient, solange wir noch unterwegs sind in der Zeit, und der erst an eine Ende kommen wird im himmlischen Jerusalem, wo es keinen Tempel mehr geben wird“ (vgl. Offb 21,22)


(rv 08.06.2012 cs)







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