Eucharistie: „Er bleibt mit seiner diskreten und stillen Präsenz “
Die eucharistische
Verehrung und ihre Sakralität: das sind die beiden Aspekte, die Papst Benedikt bei
seiner Predigt am Fronleichnamsdonnerstag hervorgehoben hat. Im Zuge des Zweiten Vatikanischen
Konzils seien diese, so der Papst, teilweise einseitig und unvollständig interpretiert
worden. Nicht mehr die Verehrung, sondern der Vollzug der Feier der Eucharistie seien
in den Mittelpunkt der Messfeier gerückt, was zu einem Ungleichgewicht geführt habe.
Um einen Aspekt zu betonen werde oft ein anderer aufgegeben, so der Papst. Dies habe
negative Auswirkungen auf die Spiritualität insgesamt, denn Christus sei nicht nur
im Moment der Eucharistie präsent, sondern müsse dies in jedem Augenblick unseres
Lebens sein. Das Gleichgewicht müsse durch die Rückbesinnung auf die Eucharistie als
Akt des Glaubens und des Gebetes zu Christus wiederhergestellt werden, denn, so reflektierte
der Papst weiter, indem die ganze Beziehung mit dem eucharistischen Jesus allein auf
den Augenblick der Heiligen Messe konzentriert wurde, riskierte man die restliche
Zeit und die existenziellen Räume seiner Gegenwart zu entleeren:
„Und so
nimmt man weniger die ständige Gegenwart Jesu mitten unter uns und mit uns wahr, eine
konkrete, nahe Präsenz, in unsern Häusern, als „pulsierendes Herz“ der Stadt, des
Landes, der Region mit ihren verschiedenen Vollzügen und Aktivitäten. Das Sakrament
der Liebe Christi muss unser ganzes Leben durchdringen.“
Dabei seien die
Feier und die Anbetung mitnichten als Gegensätze anzusehen, sondern im Gegenteil,
die Verehrung schaffe gleichsam das „Ambiente“ für eine gemeinsame Eucharistiefeier:
„Die Begegnung mit Jesus in der Heiligen Messe vollzieht sich wahrhaftig
und in vollständiger Weise, wenn die Gemeinschaft erkennt, dass Er im Sakrament gegenwärtig
ist in seinem Haus, dass er uns erwartet, dass er uns an seinen Tisch einlädt und
– wenn die Versammlung sich aufgelöst hat – dass er bei uns bleibt mit seiner diskreten
und stillen Präsenz und uns begleitet durch seine Fürsprache.“
Die Anbetung
nivelliere die Unterschiede zwischen den Gläubigen und schaffe neuen Raum für das
gemeinsame Erleben.
Auch beim Verständnis der Sakralität der Eucharistie, so
der Papst weiter, sei in jüngster Vergangenheit eine gewisse Fehldeutung der authentischen
Botschaft der Heiligen Schrift erfolgt. Zwar seien die Mitte des Kultes nicht mehr
die Riten und die Opfer der Vorzeit, sondern Christus selbst, dennoch dürfe man daher
nicht schließen, dass es das Heilige nicht mehr gebe, sondern dass es seine Erfüllung
in Christus gefunden habe.
„Er hat den das Heilige nicht abgeschafft, sondern
er hat es zur Vollendung geführt und einen neuen Kult errichtet, der vollends geistlich
ist, der sich aber dennoch der Zeichen und Riten bedient, solange wir noch unterwegs
sind in der Zeit, und der erst an eine Ende kommen wird im himmlischen Jerusalem,
wo es keinen Tempel mehr geben wird“ (vgl. Offb 21,22)