Wem drückt eigentlich der Papst bei der EM die Daumen?
Keine klare Präferenz für eine Nationalmannschaft gibt Papst Benedikt vor Beginn der
EM zu erkennen. Er hat aber vor Beginn der Europameisterschaften einen Brief an die
Bischöfe in Polen geschrieben. Darin nennt er Fussball eine „Schule für die Achtung
vor anderen, auch vor sportlichen Gegnern, sowie für das persönliche Opfer zum Wohl
der Gruppe“. Beim Sport könnten die Talente jedes Spielers einer Mannschaft wahrgenommen
werden, heisst es in dem Papstbrief: „Er hilft dabei, sich über die Logik des Individualismus
und Egoismus, die oft das menschliche Miteinander prägen, zu einer Logik der Brüderlichkeit
und Liebe zu erheben, die es erlaubt, auf jeder Ebene eine Gemeinschaft aufzubauen,
die das Wohlergehen all ihrer Mitglieder fördert.“
Der Papst dankt der katholischen
Kirche in Polen, dass sie für die Fussballfans eigens Gebetstreffen und Messen anbietet.
Er bete für Seelsorger, freiwillige Helfer, Spieler, Fans und die EM-Organisatoren,
so der Papst. Zu einem politischen Boykott von Spielen in der Ukraine äußert er sich
nicht. - Die EM beginnt am Freitagabend in Warschau mit der Partie Polen gegen Griechenland.
Das Endspiel findet am 1. Juli in der ukrainischen Hauptstadt Kiew statt. Zum Auftakt
der EM haben Christen in Warschau bei einem ökumenischen Gottesdienst für Spieler,
Trainer, Schiedsrichter und Fans gebetet. Der nationale katholische Sportpriester
Edward Plen rief die Sportler am Mittwochabend in der Kathedrale des Bistums Warschau-Praga
zu Respekt für andere und zu Solidarität auf. Auch im westpolnischen Spielort Posen
fand am Mittwochabend ein Gottesdienst zur EM-Eröffnung statt.
Die katholische
Kirche in Polen will die EM auch zur Evangelisierung nutzen. Hunderte Freiwillige
sollen an die Fußballbegeisterten in Warschau, Danzig, Breslau und Posen eine mehr
als 60 Seiten dicke Evangelisierungszeitung verteilen. Sie informiert etwa über Fan-Gottesdienste
und Andachtsorte. Zudem gibt es die Broschüre „Evangelium für Sportler und Fans“,
die unter anderem Gebete sowie Gedanken von Papst Johannes Paul II. (1978-2005) enthält.
Während der EM gibt es für die Fans Gottesdienste auf Englisch und in anderen Sprachen.
In der Hafenstadt Danzig, wo das deutsche Team sein Quartier hat, werden in der Kathedrale
und der größten Innenstadtkirche, der Marienkirche, Gottesdienste auf Deutsch gefeiert.
Auch die Beichte kann man auf Deutsch ablegen.