Bei der Debatte über eine mögliche Rückkehr der Piusbruderschaft in die katholische
Kirche „geht es in Wirklichkeit um eine politische Frage“ und nicht etwa um Liturgie.
Das sagte der emeritierte Bischof von Sitten, Kardinal Henri Schwery, der Nachrichtenagentur
apic. Die Piusbrüder seien „Leute, die nicht den Wechsel in den Beziehungen zwischen
der Kirche und der Gesellschaft akzeptieren“. Es gehe also um das, was die Konzilskonstitution
„Gaudium et Spes“ „die Autonomie der zeitlichen Realitäten“ nenne. Aus Sicht der Piusbrüder
müsse die Kirche „wieder die Macht in der Welt übernehmen, ihre Autorität wiederherstellen
und die Zügel wieder anziehen“. Schwery wörtlich: „Solange sie bei dieser Vorstellung
bleiben, wird es keine Lösung geben.“ In Schwerys früherem Bistum liegt Ecône, der
Sitz der schismatisch orientierten Piusbruderschaft.
Derweil gibt der Leiter
der Piusbruderschaft, Bischof Bernard Fellay, an, die „völlige Akzeptanz“ des Zweiten
Vatikanischen Konzils sei nicht länger eine „Vorbedingung“ des Heiligen Stuhls für
eine „kanonische Lösung“ des Streits. Im übrigen sei die Kirche „nicht nur das Konzil“.
In einem Interview, aus dem die Nachrichtenagentur asca zitiert, erklärt Fellay weiter,
der Papst werde sich „im Juli in Castelgandolfo mit der Angelegenheit beschäftigen“.
Wörtlich sagte Fellay: „Die Haltung der offiziellen Kirche hat sich geändert, nicht
wir. Wir haben nicht um eine Einigung gebeten, es ist der Papst, der uns anerkennen
will“.
Diese Äußerung steht allerdings im Widerspruch zu der wiederholt von
Fellay an den Vatikan gerichteten Bitte, die Exkommunikation der vier Bischöfe der
Bruderschaft aufzuheben: Seit 2008 hatte er sich wiederholt an die Kommission Ecclesia
Dei gewand und dabei eine Anerkennung von Amt und Lehre des Papstes zugesichert.