Papst Benedikt: „Das Paradies ist so ähnlich wie meine Kindheit“
Fünf Fragen, fünf
Antworten: In einer Feier am Samstag Abend in Mailand stand Papst Benedikt XVI. zu
Fragen der Familie Rede und Antwort. Frei und ohne Manuskript antwortete er auf Fragen
zu seiner eigenen Familie, zu wiederverheirateten Geschiedenen oder zu wirtschaftlichen
Schwierigkeiten.
Den Anfang machte die junge Vietnamesin Cat Tien, Benedikt
XVI. erzählte auf ihre Frage von seiner eigenen Kindheit und Jugend, von den Familiensonntagen
und gemeinsam verbrachter Zeit. „Um die Wahrheit zu sagen, ich stelle mir vor, dass
es im Paradies so sein wird, wie es in meiner Jugend war, meiner Kindheit“, so der
Papst. „In dieser Umgebung des Vertrauens, der Freude und der Liebe waren wir glücklich
und ich glaube, dass es im Paradies ähnlich sein muss wie in meiner Kindheit.“
Die
Fragestunde war untermalt von Gesängen und von Zeugnissen gelebten Glaubens, sie prägten
die fröhliche und geistliche Stimmung. Trotzdem ging es auch und vor allem um die
Probleme, denen Familien in der Welt und in der Gesellschaft heute begegnen. So zog
der Papst die Erzählung der Hochzeit von Kanaa heran, um den Übergang von Verliebtheit
zu Liebe zu erklären: Der erste Wein reicht nicht, und es stellt sich dann heraus,
das ein zweiter, gereifter Wein – die Liebe nach der Verliebtheit – viel besser ist.
Aus
Griechenland kam die Frage, was der Papst Familien sagt, die vor wirtschafticher Perspektivlosigkeit
die Hoffnung zu verlieren drohen. Aus den USA wollte ein Paar wisse, wie sie geistlich
als Familie mit dem Stress und der Hektik des Alltags und vor allem der Arbeitswelt
umgehen sollen. Und aus Brasilien legte ein Ehepaar die Frage nach wiederverheirateten
Geschiedenen vor, drei Fragen, die den betroffenen Familien, aber auch der Kirche
unter den Nägeln brennen und die immer auf den Tisch kommen müssen, wenn Kirche das
Thema Familie anspricht.
Papst Benedikt antwortete auf alle Fragen nicht mit
den schnellen Lösungen oder Vertröstungen. Für wirtschaftlich hoffnungslose Situationen
forderte er die Solidarität der Anderen ein: Familien müssten sich gegenseitig unterstützen
und er schlug vor, analog zu den kulturellen Städtepartnerschaften solidarische Familienpartnerschaften
zu gründen. Man müsse Verantwortung füreinander übernehmen, und das schrieb er auch
der Politik und besonders den Parteien ins Stammbuch: Schluss mit den leeren Versprechungen
und dem Stimmenfang, es muss Verantwortung übernommen werden, vor Gott und den Menschen. Der
Papst lobte Unternehmen, die Familien einen besonderen Rang einräumten und über den
Sonntag hinaus Vergünstigungen schafften, davon hätten diese Arbeitgeber dann selber
auch etwas, weil es das Arbeitsklima und die Verbundenheit im Betrieb stärke. Antworten
auf die moderne Arbeits- und Lebenswelt zu finden brauche Kreativität, und die sei
häufig nicht einfach zu finden. Hier nehme der Sonntag eine besondere Rolle ein: Der
Tag für Gott und genau deswegen auch der Tag für den Menschen. Diesen gelte es zu
schützen, weil sich die Freiheit des Menschen in ihm ausdrücke, diese Freiheit dürfe
nicht aufgegeben werden. Schmerzhaft ist das Thema der wiederverheirateten Geschiedenen,
eine der großen Fragen der Kirche heute, so der Papst. Hier gebe es keine schnellen
Lösungen. Wichtig sei vor allem, dass die Gemeinden es verstünden, solche Paare nicht
auszuschließen und sie am vollen Leben der Kirche teilhaben zu lassen, auch wenn sie
das Sakrament der Eucharistie nicht empfangen könnten. Auch würde hier noch einmal
der Kirche vor Augen geführt, wie zentral ihre Werte von Liebe und Ehe seien, diese
Paare lägen der Gemeinschaft also besonders am Herzen.
Offene Antworten auf
Fragen des täglichen Lebens in Familien und Ehen in der Kirche. Und auch wenn sie
nicht immer einfach waren und die Situationen, aus denen sie stammen, nicht so schnell
vorbei gehen werden, so war doch während des ganzen Abends das Interesse aller – auch
des Papstes – deutlich zu spüren, diese Realität der Familie und der Ehe nicht aus
dem Blick zu verlieren. Der Papst stellt sich das Paradies vor wie seine Kindheit,
aber er übersieht auch nicht die Realität der Familie von heute.
Radio
Vatikan dokumentiert die Fragen und Antworten in einer Arbeitsübersetzung.
Die
Kindheit Joseph Ratzingers Hallo, lieber Papst, ich bin Cat Tien, ich komme
aus Vietnam und ich bin sieben Jahre alt. (…) Ich würde gerne etwas über deine Familie
wissen und darüber, wie es war, als du so klein warst wie ich.
Ich danke dir,
und Danke auch deinen Eltern. Ich grüße euch von Herzen. Also, du hast nach meinen
Erinnerungen an meine Familie gefragt: Das wäre sehr viel! Ich möchte vielleicht nur
Eines erzählen. Das Wichtigste für meine Familie war immer der Sonntag, aber der Sonntag
begann immer schon am Samstagnachmittag. Vater las uns immer die Sonntagslesungen
aus einem Buch vor, dass damals in Deutschland sehr verbreitet war und in dem die
Texte auch erklärt waren. So begann der Sonntag: Wir begannen bereits die Liturgie,
in einer frohen Atmosphäre. Am nächsten Tag sind wir in die Messe gegangen. Ich
stamme aus der Nähe von Salzburg, deswegen haben wir auch viel Musik gehört – Mozart,
Schubert, Haydn – und als das Kyrie begann war es, als ob sich der Himmel öffnete. Danach
war natürlich zu Hause das gemeinsame Essen wichtig. Und dann haben wir viel gesungen:
Mein Bruder ist ein großer Musiker, schon als Junge hat er für uns komponiert, und
so hat die ganze Familie gesungen. Mein Vater hat die Zither gespielt und sang, es
sind unvergessliche Erinnerungen. Wir haben dann natürlich auch Spaziergänge gemacht;
wir lebten in der Nähe eines Waldes und so durch den Wald zu gehen war eine wunderbare
Sache: Abenteuer, Spiele und so weiter. In einem Wort: Wir waren ein Herz und eine
Seele, mit so vielen gemeinsamen Erlebnissen, und das auch in schweren Zeiten, denn
es war ja Krieg in dieser Zeit, erst durch die Diktatur, dann durch die Armut. Aber
die Liebe unter uns und diese Freude auch an den einfachen Dingen waren stark und
so konnten wir auch diese Dinge ertragen und aushalten. Mir scheint, dass das sehr
wichtig war: Dass auch die kleinen Dinge Freude gebracht haben, denn so lernte man
das Herz des anderen kennen. So sind wir in der Sicherheit gewachsen, dass es gut
ist, ein Mensch zu sein, denn wir konnten sehen, wie die Güte Gottes in den Eltern
und in den Geschwistern sichtbar wurde. Um die Wahrheit zu sagen, ich stelle mir
vor, dass es im Paradies so sein wird, wie es in meiner Jugend war, meiner Kindheit. In
dieser Umgebung des Vertrauens, der Freude und der Liebe waren wir glücklich und ich
glaube, dass es im Paradies ähnlich sein muss wie in meiner Kindheit. In diesem Sinn
hoffe ich darauf, „nach Hause“ gehen zu können, in Richtung der anderen Seite der
Welt.
„Der zweite Wein“: Vom Verliebtsein zur Liebe Serge:
Heiligkeit, wir sind Fara und Serge aus Madagaskar. Wir haben uns in Florenz kennen
gelernt, wo wir studiert haben, ich Ingenieurwesen und sie Wirtschaft. Wir sind seit
vier Jahren verlobt und ganz frisch mit unserem Abschluss träumen wir davon, in unser
Land zurück zu kehren und unseren Leuten zu helfen, auch durch unsere Berufe. Fara:
Die Familienmodelle des Westens überzeugen uns nicht, aber wir wissen auch, dass auch
viele Traditionen Afrikas in gewisser Weise überwunden sind. Wir glauben, für einander
geschaffen zu sein; deswegen wollen wir heiraten und eine gemeinsame Zukunft schaffen.
Wir wollen auch, dass jeder Aspekt unseres Lebens sich an den Werten des Evangeliums
orientiert. Aber um über die Ehe zu sprechen, Heiligkeit, gibt es da ein Wort, das
mehr als alle anderen und gleichzeitig anzieht und abschreckt: „Für immer".
Liebe
Freunde, Danke für euer Zeugnis. Mein Gebet begleitet euch auf eurem Weg der Verlobung
und ich hoffe, dass ich mit den Werten des Evangeliums eine Familie „für immer“ aufbauen
könnt. Sie haben die verschiedenen Typen der Ehe angesprochen: Wie kennen die „Marriage
coutumier“ Afrikas [gewohnheitsmäßige Ehe] und die westliche Ehe. Um ehrlich zu
sein, auch in Europa gab es bis zum Ende des 19. Jahrhunderts ein anderes Modell der
Ehe, das dominierte: Die Ehe war in Wirklichkeit ein Vertrag zwischen zwei Familien
oder Clans, in dem sich die Clans bewahrten, sich eine Zukunft gaben, den Besitz wahrten
und so weiter. Die beiden wurden füreinander ausgesucht in der Hoffnung, dass sie
sich aneinander anpassen würden. So war es auch in unseren Ländern. Ich erinnere
mich daran, dass es in einem kleinen Dorf, in dem ich zur Schule gegangen bin, immer
noch genau so war. Aber seit dem 19. Jahrhundert beginnen die Emanzipation des
Individuums und die Freiheit der Person. Die Ehe baut nicht mehr auf dem Willen anderer
auf, sondern auf der eigenen Wahl; sie beginnt mit dem sich Verlieben, dann folgen
die Verlobung und schließlich die Ehe. Früher waren wir alle überzeugt davon, dass
die das einzige richtige Modell sei und die Liebe von sich aus das „Immer“ garantieren
würde, denn die Liebe ist absolut, sie will alles und deswegen auch die Ganzheit der
Zeit, das „für immer“. Leider war die Wirklichkeit nicht so: Man sieht, dass das
Verliebsein etwas Schönes ist, aber nicht immer andauert. Es ist wie das Gefühl: Es
bleibt nicht für immer. Also sehen wir, dass der Übergang von Verliebsein zu Verlobung
und Ehe verschiedene Entscheidungen verlangt, viele innere Erfahrungen. Wie ich
gesagt habe: Das Gefühl des Verliebtseins ist schön, es muss aber gereinigt werden,
es muss auf einen Weg der Unterscheidung gehen. Und so müssen auch die Vernunft und
der Wille dazu kommen. In der Liturgie der Eheschließung fragt die Kirche nicht
„Bist du verliebt?“, sondern „Willst du?“, „Hast du dich entschieden?“. Aus dem Verliebtsein
muss echte Liebe werden, die den Willen und den Verstand auf einem Weg einschließt,
welcher der der Verlobung ist, der Reinigung, der größeren Tiefe, so dass schließlich
der ganze Mensch, mit all seinen Fähigkeiten, mit seiner vernunftgeleiteten Unterscheidungsfähigkeit,
der Kraft des Willens, sagt: „Da, das ist mein Leben.“ Ich denke auch an die Hochzeit
von Kanaa. Der erste Wein ist gut, das ist das Verliebtsein. Aber es dauert nicht
bis zum Ende: Es muss ein zweiter Wein kommen, der gären muss, wachsen und reifen. Eine
wirkliche Liebe, die wirklich ein „zweiter Wein“ wird ist schöner und besser als der
erste Wein. Dies müssen wir suchen. Es ist auch wichtig, dass das Ich nicht isoliert
bleibt, das Ich und das Du, sondern dass auch die Gemeinschaft der Pfarrei, der Kirche,
der Freunde einbezogen ist. Die rechte Selbstwerdung, die Gemeinschaft des Lebens
mit anderen, mit Familien, die sich gegenseitig stützen, ist sehr wichtig. Nur so,
in der Beteiligung der Gemeinschaft, der Freunde, der Kirche, des Glaubens, lässt
Gott selbst einen Wein wachsen, der für immer reicht. Ich wünsche Euch alles Gute!
Familie
ohne Hoffnung: Familienpartnerschaften Nikos: Kalispera! [griechisch: Guten
Abend]. Wir sind die Familie Paleologos, wir stammen aus Athen. Ich heiße Niko und
dies ist meine Frau Pania. Vor einigen Jahren haben wir zwei weiteren eine kleine
Informatik-Firma gegründet und alles investiert, was wir hatten. In der aktuellen
schweren wirtschaftlichen Krise haben die Kunden dramatisch abgenommen und die verbleibenden
verzögern immer mehr das Bezahlen. Wir schaffen es kaum, die Gehälter der zwei Angestellten
zu bezahlen und für uns selbst bleibt fast nichts übrig: Um unsere Familie jeden Tag
zu unterhalten bleibt immer weniger übrig. Unsere Situation ist die von vielen,
von Millionen anderen. In der Stadt gehen die Menschen mit gesenktem Kopf, keiner
hat mehr Vertrauen in niemanden, es fehlt an Hoffnung. Pania: Auch wir, auch wenn
wir weiter an die Vorsehung glauben, werden müde, an eine Zukunft für unsere Kinder
zu glauben. Heiligkeit, es gibt Tage – und Nächte – in denen es schwer ist, die Hoffnung
nicht zu verlieren. Was kann die Kirche diesen Menschen sagen? Den Menschen und Familien,
die keine Perspektive mehr sehen?
Liebe Freunde, danke für euer Zeugnis, das
mein Herz und die Herzen aller getroffen hat. Was kann ich euch antworten? Worte reichen
nicht aus. Wir müssen ganz konkret etwas tun und alle leiden daran, dass wir unfähig
sind, etwas Konkretes zu tun. Wir sprechen zuerst über die Politik: Mir scheint,
dass der Sinn für Verantwortung in allen Parteien wachsen muss, dass sie keine Dinge
versprechen, die sie nicht halten können, dass sie nicht nur Stimmen für sich suchen,
sondern die Verantwortung wahrnehmen für das Wohlergehen für alle und dass sie verstehen,
dass Politik immer auch menschliche und moralische Verantwortung vor Gott und den
Menschen bedeutet. Die Einzelnen leiden natürlich und müssen oft die Situation
so annehmen, wie sie ist, ohne sich verteidigen zu können. Trotzdem können wir hier
sagen: Wir erstreben, dass jeder das ihm Mögliche tut, dass er an sich, an seine Familie
und an die anderen mit großem Verantwortungsgefühl denkt und weiß, dass Opfer nötig
sind, damit es einen Weg vorwärts gibt. Der dritte Punkt: Was können wir tun? Das
ist meine Frage, in diesem Augenblick. Ich denke, dass vielleicht Partnerschaften
zwischen Städten, zwischen Familien, zwischen Pfarreien helfen könnten. Wir haben
in Europa ein ganzes Netz dieser Partnerschaften, aber das sind vor allem kulturelle
Austausche, die gut und nützlich sind, aber ich spreche von Partnerschaften in einem
anderen Sinn: Dass wirklich eine Familie aus dem Westen, aus Italien, Deutschland,
Frankreich, Verantwortung dafür übernimmt, einer anderen Familie zu helfen. Und
so genauso für die Pfarreien, für die Städte: Dass sie wirklich Verantwortung übernehmen
und ganz konkret helfen. Seid euch sicher: Ich und viele andere beten für euch,
und dieses Beten ist nicht nur ein Beten mit Worten, sondern es öffnet auch Gott das
Herz und schafft so eine Kreativität, die Lösungen sucht. Der Herr wird uns helfen. Euch
sei er immer eine Hilfe! Danke.
Die Familie im Stress des Alltags: Tag
des Herrn, Tag für den Menschen Jay: Wir leben in der Nähe von New York,
ich heiße Jay, ich stamme aus Jamaika und bin Buchhalter. Meine Frau Anna ist Lehrerin. Anna:
Sie können sich vorstellen, Heiligkeit, dass unser Leben ein ständiges Rennen gegen
die Zeit ist, atemlos, voller komplizierter Aufgaben. Auch bei uns, in den USA, gehört
es zu den absoluten Prioritäten, die Arbeit zu behalten, und um das zu tun darf man
sich nicht um Zeitpläne kümmern und oft leiden so die familiären Beziehungen. Es ist
sicher nicht immer einfach, Heiligkeit, und die Firmen helfen nicht dabei, die Arbeitszeiten
mit den Zeiten für die Familie zu vereinbaren. Wir können uns denken, dass es auch
für Sie nicht einfach ist, die vielen Aufgaben mit der erholung zu vereinbaren. Haben
Sie einen Rat für uns, wie wir die notwendige Harmonie wiederfinden können?
Eine
große Frage, und ich denke, dass ich dieses Dilemma unter zwei Prioritäten verstehe:
Die Priorität eurer Arbeit ist fundamental; und dann gibt es die Priorität eurer Familie.
Die Frage ist, wie die beiden zu vereinbaren sind. Ich kann nur versuchen, dort
einen Rat zu geben. Der erste Punkt: Es gibt Firmen, die Sonderzeiten für Familien
erlauben – Geburtstage etwa – und die ein wenig Freiheit zugestehen. Das wirkt sich
positiv auch für die Firmen aus, denn es verstärkt die Liebe für die Arbeit und für
den Arbeitsplatz. Ich möchte deswegen die Arbeitgeber einladen, auch an die Familien
zu denken und daran, dass die beiden Prioritäten vereinbart werden können. Der
zweite Punkt: Mir scheint es, dass es eine gewisse Kreativität braucht, und das ist
nicht immer einfach. Aber mindestens sollte jeden Tag etwas Freude in die Familie
gebracht werden, eine Aufmerksamkeit, ein wenig Aufgabe des eigenen Wollens um gemeinsam
Familie zu sein; auch die Annahme der Nächte und die Dunkelheiten, von denen schon
gesprochen wurde, und das Denken an das große Gut der Familie hilft auch, in der Eile
jeden Tag für die Familie etwas Gute zu tun. Das alles hilft dabei, die Versöhnung
zwischen den beiden Prioritäten zu finden. Und schließlich ist da der Sonntag,
das Fest: Ich hoffe, dass der Sonntag auch in Amerika gehalten wird. Mir scheint es
sehr wichtig, dass der Sonntag, der Tag des Herrn und deswegen auch der Tag des Menschen,
frei gehalten wird, weil wir frei sind: Das war laut den Schöpfungsberichten der Schrift
die Absicht des Schöpfers, dass an einem Tag alle frei haben. In dieser Freiheit
des einen für den Anderen und für sich selbst ist man frei für Gott. Ich denke, dass
wir so die Freiheit des Menschen verteidigen können, dass wir den Freiheit und die
Feste als Tage für Gott und so Tage für den Menschen schützen können. Euch alles
Gute! Danke.
Wiederverheiratete Geschiedene Maria Marta: Heiligkeit,
wie im Rest der Welt steigt auch bei uns in Brasilien die Zahl der scheiternden Ehen.
Ich heiße Maria Marta, dies ist Manoel Angelo. Wir sind seit 34 Jahren verheiratet
und wir sind auch Großeltern. In unseren Berufen als Arzt und Psychotherapeut begegnen
wir vielen Familien und wir sehen eine große Schwierigkeit bei den Paaren darin, Verzeihung
zu erbitten und anzunehmen. Wir sehen oft den Wunsch und den Willen, eine neue Beziehung
einzugehen, etwas Dauerhaftes, auch für die Kinder. Manoel Angelo: Einige dieser
wiederverheirateten Paare wollen sich wieder der Kirche annähern, aber wenn ihnen
die Sakramente verweigert werden ist ihre Enttäuschung groß. Sie sehen sich ausgeschlossen
und abgelehnt von einem Urteil, gegen das sie nichts machen können. Dieses Leiden
verletzt die Beteiligten tief; es sind Risse, die es in der ganzen Welt gibt, und
die auch unsere Wunden sind, der ganzen Menschheit. Heiliger Vater, wir wissen, dass
die Kirche diese Menschen und diese Situationen am Herzen liegen: Was für Worte und
was für Zeichen der Hoffnung können wir ihnen geben?
Liebe Freunde, danke für
eure wichtige Arbeit als Psychotherapeuten für Familien. Danke für alles, was ihr
für diese leidenden Menschen tut. Tatsächlich ist diese Frage der wiederverheirateten
Geschiedenen eines der großen Leiden der Kirche heute. Wir haben keine Einfachen
Lösungen. Das Leiden ist groß und wir können nur den Pfarreien und Einzelnen helfen,
diese Personen in ihrem Leiden der Scheidung zu unterstützen. Ich würde sagen,
dass hier die Prävention das Wichtigste ist, das heißt von Beginn des Verliebtseins
an zu einer tiefen, reifen Entscheidung zu kommen; wichtig ist die Begleitung während
der Ehe, damit die Familien niemals alleine sind sondern auf ihrem Weg immer begleitet
werden. Und dann müssen wir diesen Menschen sagen, dass die Kirche sie liebt und sie
müssen diese Liebe auch sehen und spüren. Eine große Aufgabe einer Pfarrei oder
katholischen Gemeinschaft scheint mir zu sein, alles ihr mögliche zu tun, damit sie
sich geschätzt und angenommen fühlen, dass sie nicht draußen sind, auch wenn die das
Sakrament der Beichte und der Eucharistie nicht empfangen können. Sie sollen sehen,
dass sie auch so in voller Gemeinschaft mit der Kirche leben. Wenn die Absolution
und die Eucharistie nicht möglich sind, ist vielleicht ein dauernder Kontakt mit einem
Priester wichtig, eine geistliche Begleitung, so dass sie sehen, dass sie begleitet
werden, geführt. Es ist auch wichtig dass sie hören, dass sie mit der Eucharistie
wirklich in die Gemeinschaft des Leibes Christi eintreten: Auch ohne die physische
Aufnahme des Sakramentes können wir geistlich vereint sein mit Christus in seinem
Leib. Dieses zu verstehen ist wichtig. Sie sollen wirklich Möglichkeiten finden,
ein Leben im Glauben mit dem Wort Gottes zu leben, in Gemeinschaft mit der Kirche.
Sie sollen sehen, dass ihr Leiden eine Gabe für die Kirche ist, weil sie so allen
helfen, die Stabilität der Liebe und der Ehe zu schützen. Dieses Leiden soll nicht
nur als ein physisches und psychisches Leiden verstanden werden, sondern es ist auch
ein Leiden in der Gemeinschaft der Kirche für die großen Werte unseres Glaubens. Ich
denke, dass ihr Leiden, wenn es wirklich innerlich angenommen wird, ein Geschenk für
die Kirche ist. Sie sollen wissen, dass sie der Kirche so helfen, dass sie deswegen
im Herzen der Kirche sind. Danke für Eure Anstrengungen!