Internationale und
interreligiöse Zusammenarbeit, um den Weltfrieden zu fördern und zu sichern – was
nach einem äußerst ehrgeizigen Ziel klingt, wird in dieser Form bereits seit langem
in Zusammenarbeit mit internationalen Organisationen und Regierungen betrieben. An
diesem Donnerstag hat die US-Amerikanische Botschaft am Heiligen Stuhl eine Podiumsdiskussion
organisiert, an der Vertreter dreier großer Weltreligionen – Christentum, Islam und
Judentum – teilnahmen, um ihre Bemühungen im Friedensprozess zu illustrieren. Eine
der Sprecherinnen bei dieser Gelegenheit war Dr. Maryann Cusimano Love, Dozentin für
Internationale Politik an der Catholic University of America in Washington und Beraterin
von Hillary Clinton sowie der Amerikanischen Bischofskonferenz. Sie sagte während
ihres Vortrags, „der Frieden habe das Gesicht einer Frau“:
„Frauen sind
im Grunde die prädestinierten Opfer von Konflikten, sei es nun durch Vergewaltigungen,
wie sie beispielsweise in der Demokratischen Republik Kongo als Kriegswaffe genutzt
werden, oder sei es als Flüchtlinge – Frauen und Kinder stellen 80 Prozent aller Flüchtlinge
dar. Aber sie sind andererseits auch sehr sehr aktiv darin, in all diesen Konfliktzonen
Frieden auf lokaler Ebene zu schaffen. Dabei können wir an Verhandlungen mit Rebellengruppen
denken, oder auch an Aktionen für Transparenz, mit denen sie versuchen, Täter zur
Rechenschaft zu ziehen und politische Prozesse in Gang zu setzen. Frauen sind nicht
nur an erster Front, um im Gesundheitsdienst oder in der Notfallhilfe Opfer von Gewalt
wiederherzustellen, sondern auch bei den Versuchen, die Bedingungen für nachhaltigen
Frieden in ihrer Region zu schaffen.“
Bei den Bemühungen um dauerhaften
Frieden sind die Weltreligionen und deren Strukturen wichtige Partner:
„Religionen
sind eine unglaubliche Quelle von Institutionen, wo die Regierungen nicht arbeitsfähig
sind. Das kann eine Präsenz garantieren, ob es nun in einer Schule, Krankenhaus oder
anderen Netzwerken geschieht. Aber sie bieten auch einen wichtigen Bezugspunkt als
moralische Instanz und liefern die Idee, wie eine Welt des Friedens aussehen könnte
in Ländern, die nur den Krieg kennen. Sie sind wichtig für Aussöhnung, was etwas ist,
das zu allen Religionen gehört, da wir alle Kinder Gottes sind, deren Beziehungen
wieder repariert werden können. Die Kirchen können dort ihren wichtigen Beitrag dazu
leisten, dass Staaten und Regierungen diese Probleme angehen können. Sie helfen dabei,
Wunden zu heilen und zerstörte Strukturen, seien sie nun materieller oder immaterieller
Art, völlig neu wieder aufzubauen.“
Dass die gemeinsame, welt- und religionsumspannende
Arbeit ihre Früchte trägt, könne man daran ablesen, dass bewaffnete Konflikte in unserer
Epoche immer seltener werden – auch wenn die Berichterstattung teils ein anderes Bild
vermittele. So reduzierten sich größere Konflikte, bei denen mehr als 1.000 Menschen
ums Leben kamen, in den letzten 20 Jahren um die Hälfte. Die Motive:
„Steigender
wirtschaftlicher Wohlstand, Ausbreitung des demokratischen Modells, und diese friedensbildenden
Prozesse, die auf lokalem Level sehr erfolgreich sind! Die Herausforderung ist nun,
die Gewehre weiter schweigen zu lassen, und den Frieden als weltumspannenden Frieden
nachhaltig und über Regierungsverträge hinaus zu garantieren. Dabei werden die Frauen
und auch die Jugend eine immer wichtigere Rolle spielen. Religiöse Institutionen können
dabei helfen, weil sie sehr aktive Mitglieder auf lokaler Ebene haben und die internationalen
Netzwerke zur Verfügung stellen können. 98 Prozent der ehemaligen Friedensverhandlungen
hatten keine einzige Frau mit am Tisch sitzen, deshalb müssen wir wirklich versuchen,
es in Zukunft besser zu machen und sowohl die Frauen als auch die Jugend beim Aufbau
nachhaltigen Friedens einzubeziehen.“