Allein in den vergangenen zwei Monaten haben sich 800 im Ausland lebende katholische
Flüchtlingsfamilien an Bischof Franjo Komarica von Banja Luka gewandt, um von ihm
Hilfe für die Rückkehr nach Bosnien-Herzegowina zu erlangen. Tausende weitere Flüchtlinge
seien ebenfalls zur Rückkehr bereit. Das erklärte der Vorsitzende der Bischofskonferenz
für Bosnien und Herzegowina und Bischof von Banja Luka gegenüber dem internationalen
katholischen Hilfswerk „Kirche in Not". Die Rückkehrwilligen erwarteten von der Kirche
Hilfe beim Wiederaufbau ihrer Häuser und bei der Wiederherstellung der Infrastruktur.
„Dies ist eigentlich die Aufgabe der Regierung", betonte er. Katholiken erhielten
jedoch nur einen minimalen Bruchteil der internationalen Hilfe. Der Bischof aus dem
serbischen Teil Bosniens beklagte den mangelnden politischen Willen seitens der bosnischen
Regierung und der internationalen Gemeinschaft, Katholiken nach Bosnien-Herzegowina
zurückkehren zu lassen. Im Zusammenhang damit sprach er von einer „gut ausgearbeiteten
Strategie", die zum Ziel habe, die katholische Präsenz im Lande auszulöschen. Einzelne
Politiker würden im persönlichen Gespräch offen zugeben, dass sie der Auffassung seien,
Katholiken hätten „in Bosnien nichts zu suchen".
Komarica erklärte, er kämpfe
seit vielen Jahren darum, dass „ein Rechtsstaat entsteht". Die katholische Kirche
wolle lediglich mit anderen Bevölkerungsgruppen gleichberechtigt sein und „ihr Recht
und ihre Pflicht wahrnehmen, an einer besseren Zukunft des Landes mitzuarbeiten".
Es sei „nicht gut für Bosnien, eine ganze Volksgruppe auszuschließen". Die kroatischstämmigen
Katholiken seien in dem Land „keine Gäste, sondern die älteste Volksgruppe". Von den
835.000 Katholiken, die vor dem Krieg zwischen 1992 und 1995 in Bosnien-Herzegowina
lebten, sind nur 450.000 übrig geblieben. 40 Prozent der Bevölkerung bekennen sich
heute zum Islam, rund 31 Prozent gehören der Serbisch-Orthodoxen Kirche an. Der Rest
gehört anderen Religionsgemeinschaften an. Katholiken machen noch rund 10 Prozent
aus.