Österreich: Ein stabiles Finanzsystem ist nicht alles
Mehr Einsatz für ein soziales Europa und mehr Hilfe Österreichs im Kampf gegen Armut
und Hunger in der Welt hat der Wiener Caritasdirektor Michael Landau eingefordert.
In einem Interview für den „Kurier" warnte Landau zugleich davor, die Ursache der
Schuldenkrise im Sozialstaat zu sehen. „Die Ursache ist die Gier einzelner unverantwortlicher
Manager und Politiker." Landau sprach von einer „Gerechtigkeitslücke". Eine Marktwirtschaft,
die ausschließlich den Kapitalinteressen dient, sei nicht sozial. Je größer das Gefälle
zwischen Arm und Reich, desto nötiger sei Umverteilung. „Soziale Gerechtigkeit ist
ein zentraler Wert der EU", so der Caritasdirektor: „Die EU darf nicht nur das Finanzsystem
stabilisieren, sie muss auch das Sozialsystem stärken." Es sei „brandgefährlich" für
eine Gesellschaft, wenn etwa die Botschaft an Junge sei, sie seien überflüssig, so
Landau unter Verweis auf Spanien: „In Spanien leben 26 Prozent der Jungen unter der
Armutsgrenze, 52 Prozent der bis zu 25-Jährigen sind arbeitslos." Das sei eine massive
Hypothek auf die Zukunft. Scharf ging der Caritasdirektor mit Finanzspekulanten
ins Gericht, die etwa auf einen Staatsbankrott Griechenlands spekulieren: „Eine Logik,
die daraus Gewinn zieht, dass Länder zusammenbrechen, ist sozial obszön und auch wirtschaftlich
kurzsichtig. Eine Gesellschaft, in der Menschen in Verzweiflung gestürzt werden, ist
auf Dauer nicht stabil."