Der Vatikan will in
der Affäre um die Weitergabe vertraulicher Vatikandokumente eine schnelle Wahrheitsfindung.
Das sagte Vatikansprecher Pater Federico Lombardi in einer Pressekonferenz an diesem
Mittwoch. In diesem Kontext sind wohl auch die eng getakteten Pressekonferenzen und
Erklärungen zum als „Vatileaks“ in den Medien gehandelten Fall einzuordnen. Auch für
ihn als Pressesprecher bringe die Affäre neue Herausforderungen mit sich, räumte der
Pressesprecher ein. Er sagte wörtlich:
„Mir scheint, dass das eine Linie
des Willens zur Wahrheit und Transparenz ist, auch wenn das graduell passiert, gibt
es da so einige Schritte. Und deshalb versuchen wir, mit dieser neuen Situation umzugehen
und zu sagen: Wir suchen die Wahrheit und versuchen zu verstehen, was objektiv passiert
ist. Wenn wir schaffen, es zu verstehen, müssen wir es sagen. Zunächst aber muss man
es mit Sicherheit verstehen, auch aus Gründen des Schutzes von Personen und Gründen
der Wahrheit.“
Zum Fall an sich wurden inhaltlich bei der Pressekonferenz
keine Durchbrüche bekannt, Pater Lombardi räumte vielmehr zahlreiche in den Medien
kursierende Spekulationen aus dem Weg. Und er bekräftigte auf Neue: die Untersuchungen
laufen, mit Ergebnissen ist jedoch frühestens am Wochenende zu rechnen.
„Rechtsfragen
werden bald beantwortet“
In jedem Fall werde er die Journalisten über
den Beginn eines formalen Verfahrens gegen den verdächtigten Papst-Kammerdiener Paolo
Gabriele unterrichten, versicherte Lombardi. Auch bemühe sich der Heilige Stuhl, Fragen
der Presse nach den rechtlichen Implikationen des Falls demnächst durch einen Rechtsexperten
beantworten zu lassen, fügte er an. Der Jesuit verwies weiter ausdrücklich auf die
Stellungnahme des Papstes von diesem Mittwoch. Moralisch und spirituell beweise Benedikt
XVI. in diesen Tagen Autonomie; das sei auch Vatikankritikern aufgefallen:
„Auch
viele von denen, die sich im Allgemeinen mit einer gewissen Aggressivität gegenüber
der Kirche, dem Vatikan und dem Heiligen Stuhl bewegen, haben in diesem Fall den Papst
als Person nicht in diese Art von Kritik mit einbezogen, weil seine Überlegenheit
einfach augenscheinlich ist.“
„Indiskretion ist nicht
mit Transparenz zu verwechseln“
Weiter verwies der Vatikansprecher
auf das ausführliche Interview mit dem „Innenminister“ des Heiligen Stuhles, Erzbischof
Angelo Becciu, das an diesem Mittwoch in der Vatikanzeitung erschienen war. Positiv
äußerte sich Lombardi über die überaus deutlichen Worte des Erzbischofs, der einige
Missverständnisse ausräumte:
„In dem Interview gibt es eine sehr starke
Verurteilung der Ereignisse und eine Zurückweisung der Annahme, dass hinter diesen
Ereignissen der positive Wunsch nach einer Reinigung steht.“