Lateinamerikanische Bischöfe wollen für die Umwelt kämpfen
Schluß mit der Ausbeutung
der natürlichen Ressourcen in Lateinamerika – die Bischöfe wollen nicht länger zusehen,
wie große Unternehmen aus dem Ausland in Lateinamerika Bauxit, Eisen oder Kupfer abbauen,
ohne sich weiter um die Umwelt zu scheren. Es ist ein Erzbischof aus Peru, der im
Bischofsrat CELAM Kollegen aus anderen Ländern auf das Thema anspricht und eine Kampagne
ins Rollen bringt. Im Gespräch mit uns sagte Erzbischof Pedro Barreto Jimeno aus Huancayo:
„Uns ist klargeworden, dass die Probleme ähnlich sind, auch wenn es unterschiedliche
Umfelder, etwa andere Regierungen, gibt. Die irrationale Ausbeutung der natürlichen
Ressourcen ist etwas, das wir gemeinsam haben. Es gibt eine Verschleuderung unserer
Ressourcen, auf die schon das Dokument von Aparecida mit großer Klarheit hingewiesen
hat: Und es weist die lateinamerikanische Kirche an, ein neues Entwicklungsmodell
zu suchen – als Alternative zum jetzigen, das zu all der Ungerechtigkeit führt, die
wir erleben.“
Das „Dokument von Aparecida“ ist ein großes seelsorgliches
Strategiepapier, auf das sich Bischöfe aus ganz Lateinamerika und der Karibik vor
genau fünf Jahren bei einer Konferenz in Brasilien einigten. Für Erzbischof Barreto
Jimeno ist es ein Hebelpunkt, um unter Mitbischöfen Verbündete zu werben im Einsatz
für die Umwelt. Barreto leitet die CELAM-Abteilung für Gerechtigkeit und Solidarität;
in Peru bekam er unlängst einen Preis von nationalen Menschenrechtsgruppen, weil er
sich in seinem Erzbistum für die Rechte von Minenarbeitern einsetzt.
„Lateinamerika
ist ein an natürlichen Ressourcen ausgesprochen reicher Kontinent, aber mit einer
leider wachsenden Armut. Manchmal gibt es in diesem Zusammenhang übrigens auch Entscheidungen
von außerhalb Lateinamerikas, die Lateinamerika direkt betreffen... Darum hat der
CELAM sich vorgenommen, in dieser Angelegenheit in Kontakt zu den Bischofskonferenzen
der USA, Kanadas und Deutschlands zu treten.“
„Die Problematik der natürlichen
Ressourcen und die Mission der Kirche“ – zu diesem Thema hat Barreto Mitte Juni einen
Kongress in Lima organisiert. Das deutsche Lateinamerika-Hilfswerk Misereor macht
mit. Eingeladen sind etwa siebzig Multiplikatoren aus ganz Lateinamerika und der Karibik.
In den letzten Tagen war der peruanische Erzbischof zu Gesprächen in Rom.
„Ich
hatte ein Treffen mit Kardinal Turkson vom Päpstlichen Rat für Gerechtigkeit und Frieden.
Bei all diesen Aktivitäten geht es darum, Synergien herzustellen in der Weltkirche
für eine globale Lösung. Gleichzeitig wird sich jede einzelne Ortskirche um Antworten
auf die Herausforderungen bemühen. Ich bin ebenso wie der CELAM fest davon überzeugt,
dass wir global handeln müssen, ohne dabei natürlich die lokale, regionale Komponente
aus den Augen zu verlieren. Unser Plan heißt: vom gemeinsamen Glauben an Jesus ausgehend
Synergien schaffen, um die Güter der Schöpfung besser zu verwalten. Das scheint mir
auch mit Blick auf die kirchliche Soziallehre besonders wichtig zu sein.“
Eine
der wichtigsten natürlichen Ressourcen Lateinamerikas ist sein Erdöl: Zwar hat es
bei weitem nicht so viele Quellen wie der Nahe Osten, dafür liegt es dem Großabnehmer
USA aber näher. Eisenerz, Kupfer, Silber – bei diesen Rohstoffen liegt Lateinamerika
auf Platz eins weltweit; auch Zink oder Blei belegen noch vordere Plätze. Mehr als
ein Viertel des Kupfers weltweit kommt laut Handelsstatistik aus Minen in Chile. Erzbischof
Barreto:
„Wir sind dazu aufgerufen, das Gemeinwohl zu suchen – und das Gemeinwohl
ist den Interessen selbst der reichen Eliten übergeordnet! Die menschliche Person
ist wichtiger als der Profit, und Investitionen durch Unternehmen sind natürlich willkommen,
müssen aber auch mit einer entsprechenden sozialen Rolle einhergehen.“