Die Demokratische
Republik Kongo ist – wieder mal – in der Krise: In nur einer Woche sind in der Region
Nord-Kivu mehr als hundert Menschen Opfer der Gewalt geworden, im ganzen Osten des
Landes ist die Lage unsicher. Dass der Internationale Strafgerichtshof in Den Haag
Anklagen gegen mehrere „Warlords“ ankündigt, hat im Kongo die alten Geister des Krieges
geweckt. Fridolin Ambongo Besungu ist der Bischof von Bokungu-Ikela:
„Das
Problem ist nicht neu – es hat mit der Rebellion von Laurent Nkunda und, danach, eines
gewissen Bosco Ntanganda zu tun. Gegen beide wird der Internationale Strafgerichtshof
Anklage erheben. Eigentlich würde es reichen, die beiden gefangen zu nehmen und nach
Den Haag zu schicken, damit ihnen der Prozess gemacht wird; es sind Kriminelle, sie
sollten sich für das, was sie angerichtet haben, vor einem Richter verantworten. Aber
jetzt hat Bosco Ntanganda den Konflikt im Osten losgetreten und steht gegen die Regierung
auf. Und wie immer sind es die Armen, die die Zeche zahlen.“
Dabei ist
der Bürgerkrieg im Kongo offiziell seit fast zehn Jahren vorbei, und es hat sogar
zwei Wahlen gegeben: „problematische Wahlen“, wie der Bischof sagt, „aber Wahlen,
die wenigstens stattgefunden haben“.
„Das Problem im Osten des Kongo ist
immer das von bewaffneten Gruppen gewesen, die von der Ausbeutung der Rohstoffe in
dieser Region leben. Sie wollen diesen Profit niemand anderem überlassen, und bestimmte
Kreise lassen ihnen Waffen zukommen, weil ihnen an einem Krieg dort liegt. Da wird
Krieg geführt, um an Rohstoffe zu kommen, und Rohstoffe ausgebeutet, um Krieg zu führen:
ein Teufelskreis. Wir haben eine internationale Mafia bei uns!“
Die Kirche
versuche auf zwei Ebenen dagegenzuhalten, so Bischof Besungu. Zunächst einmal auf
internationaler Ebene:
„Wir waren in den USA, in Washington und New York,
und anschließend in Paris, um mit den Führern der Welt über diese Angelegenheit zu
sprechen. Und dann haben wir auf lokaler Ebene ein Versöhnungsprogramm, das den Leuten
helfen soll, mit denen zusammenzuleben, die ihnen gestern Schaden zugefügt haben.
Dieses Programm haben wir mittlerweile in allen Bistümern des Kongo. Im Osten ist
es aber besonders nötig: Dort leben auch Menschen, die aus Ruanda kommen, aus Uganda
und aus Burundi. Dabei ist uns ganz klar, dass es bestimmte Anführer sind, die zwischen
den Angehörigen der verschiedenen Völker zündeln.“
Der Bischof will aber
nicht nur Pessimismus verströmen: Die größte Ressource des Kongo sei seine Bevölkerung,
vor allem die Frauen und die jungen Leute. Ihre Lust, zu leben und dafür zu kämpfen,
sei „ungeheuer wertvoll“. Nach „so vielen Jahren des Kriegs“ sei „die größte Hoffnung
für die Zukunft des Kongo das kongolesische Volk selbst“.