43 katholische Diözesen,
Krankenhäuser, Schulen und kirchliche Organe haben Klagen gegen die Gesundheitsreform
von Präsident Barack Obama eingereicht. Mit den insgesamt zwölf Klagen kämpfen sie
gegen eine Entscheidung des Gesundheitsministeriums, katholische Organisationen zur
Bezahlung von Verhütungsmitteln und Arzneimitteln, die Abtreibungen herbeiführen,
zu verpflichten. Kardinal Timothy Dolan von New York, der Präsident der US- Bischofskonferenz,
betont in einer Erklärung, man habe alles für einen Konsens getan, aber vergeblich.
Jetzt werde die Zeit knapp, „und unsere wertvollen Ämter und Grundrechte hängen am
seidenen Faden“. „Wir müssen uns jetzt daher an den Gerichtshof wenden“, so der Kardinal
wörtlich.
Der Verband „Becket Fund for Religious Liberty“ unterstützt die Klagewelle.
Das sagte uns seine Medienverantwortliche Emily Hardman.
„Was Sie hier
sehen, ist der größte Angriff auf die Religionsfreiheit, des es bisher überhaupt gegeben
hat. Und darum ist es wichtig, dass jetzt Prozesse in dieser Sache anrollen. Dabei
gibt es nicht nur die katholischen Einrichtungen, die jetzt Klage einreichen, sondern
auch viele andere, darunter auch protestantische. Es geht hier also, das betone ich,
nicht um eine katholische Angelegenheit, sondern um die Sache der Freiheit. Die Regierung
sollte kein Recht darauf haben, religiöse Einrichtungen dazu zu zwingen, gegen ihren
Glauben zu handeln oder ein saftiges Bussgeld zu zahlen!“
Durch die Bestimmungen
werden katholische Organisationen und Arbeitgeber dazu verpflichtet, für kostenlose
abtreibungsinduzierende Arzneimittel, Sterilisierung und Verhütungsmittel für ihre
Arbeitnehmer aufzukommen. Kardinal Dolan bezeichnete das koordinierte gerichtliche
Vorgehen als ein „starkes Signal für die Einheit der Kirche zur Verteidigung der religiösen
Freiheit“. Übrigens steht im US-Wahljahr längst wieder die ganze Gesundheitsreform
Obamas auf dem Prüfstand: Das Oberste Gericht hat den Fall angenommen und wird sich
dazu äußern, ob Washington überhaupt das Recht dazu hat, den einzelnen Bundesstaaten
im Gesundheitswesen Vorschriften zu machen.
„Wenn das Oberste Gericht die
Gesundheitsreform kippt, dann entfällt automatisch auch die Bestimmung des Gesundheitsministeriums.
Das wäre ein riesiger Sieg für die Religionsfreiheit. Aber falls das Oberste Gericht
nicht die ganze Gesundheitsreform als nicht verfassungsgemäß einstuft, dann gehen
unsere Prozesse trotzdem weiter.“
In den zwei Wochen vor dem US-Unabhängigkeitstag
am 4. Juli wollen die US-Bischöfe ihre Kampagne für Religionsfreiheit USA-weit verstärken.
Auch die frühere US-Botschafterin beim Heiligen Stuhl, Mary Ann Glendon, geißelt in
einem Aufsatz des „Wall Street Journal“ Details der Gesundheitsreform als „eine flagrante
Verletzung der Religionsfreiheit“. Obamas wirkliches Ziel sei offenbar „gar nicht
so sehr der Schutz der Gesundheit von Frauen als vielmehr die Unterwerfung der religiösen
Verbände“. Nicht nur die Katholiken, sondern alle Glaubensrichtungen seien äußerst
besorgt über die Verfügungen des Gesundheitsministeriums. Glendon ist Präsidentin
der Päpstlichen Akademie der Sozialwissenschaften.