Der in Syrien lebende Jesuit Paolo Dall`Oglio hat an den UNO-Sondergesandten für Syrien
Kofi Annan geschrieben. In dem Brief an den früheren UNO-Generalsekretär macht der
gebürtige Italiener deutlich, dass es aus seiner Sicht keine Alternative zum sogenannten
Annan-Friedensplan für Syrien gebe: „Wir klammern uns daran wie Schiffbrüchige an
ein Floß“, schreibt er wörtlich. Die Vereinten Nationen sollten zehnmal so viele Beobachter
nach Syrien schicken als ursprünglich geplant, drängt Dall`Oglio, der in den Bergen
bei Damaskus das Kloster „Mar Musa“ leitet. Statt dreihundert würden also dreitausend
„Blauhelme“ gebraucht. Als Hauptproblem Syriens benennt der Jesuit, dass Schiiten
und Sunniten „mittlerweile echte Probleme damit haben, zusammenzuleben“. Das bedeute
auch „für andere Minderheiten, vor allem die christlichen, große Schwierigkeiten“.
Ein politischer Verhandlungsprozess, wie Annan ihn sich für Syrien wünsche, sei kaum
vorstellbar „ohne eine echte Änderung in der Struktur der Macht, vor allem in einer
Lage, wo die Regierung nur eine Fassade ist und auch das herrschende Regime einer
obskuren Gruppe von Drahtziehern gehorcht“, so Dall`Oglio wörtlich. Bevor man den
Staat „retten“ könne, müsse man ihn erst einmal „befreien“. Der Jesuit fordert außerdem
„die Aufhebung von nicht-personenbezogenen Sanktionen“ und das Entsenden von Experten
nach Syrien, „die dabei helfen, Demokratiezentren in den Regionen aufzubauen und lokale
Versöhnungs-Komitees zu gründen“.