Gauck: „Mit Verschiedenheiten leben, die schmerzen“
In seiner Rede zum
Abschluss des Katholikentages am Sonntag hat der deutsche Bundespräsident Joachim
Gauck das Engagement von Laien in den Kirchengemeinden ausdrücklich gelobt. So sagte
er vor geladenen Gästen in Mannheim:
„Wie wäre es nur um die Kirche bestellt,
wenn sie allein durch das geistliche Amt repräsentiert wäre? Deshalb ist mir auch
die Arbeit des Zentralkomitees der Katholiken so nahe. Ich frage mich, wie arm wäre
unser Miteinander ohne die unzähligen Freiwilligen aus unseren Gemeinden.“
Gleichzeitig
forderte er das Engagement der Christen für die Gesellschaft und in der Politik:
„Menschen
sind heilig und schmutzig. Politik kann nicht heilig sein, aber sie ist auch nicht
dazu verurteilt, schmutzig zu sein. Das wird besonders deutlich werden, wenn es mehr
Menschen gibt, die aus ihrem inneren Antrieb heraus von der Grundlage ihres Glaubens
aus die politische Welt, in der wir leben, nicht verachten, sondern sie als Raum anschauen,
den Gott uns zugewiesen hat, um hier und jetzt Verantwortung zu übernehmen und unseren
Mann zu stehen.“
Ein besonderes Anliegen ist dem Bundespräsidenten, der
selbst evangelischer Pastor ist, auf dem Weg der Ökumene weiter voranzuschreiten.
Die Unterschiede in der Lehre, die das bislang verhindern, sind ihm allerdings wohl
bewusst:
„Ich träume davon, einmal an der katholischen Eucharistiefeier
teilnehmen zu können, ohne zu stören - aber dann bin ich auch realistisch und weiß,
wie viele Menschen es beschweren würde, wenn ich einfach so täte, als gäbe es die
Lehrunterschiede nicht, die uns noch nicht erlaubt haben, näher zueinander zu finden
und Abendmahlsgemeinschaft zu haben. Es ist wohl so, dass wir noch eine geraume Zeit
mit Verschiedenheiten leben müssen, die uns schmerzen.“
Gerhard Ludwig
Müller, der Gastgeber des nächsten Katholikentages in Regensburg, sieht das ähnlich:
„Ökumene
ist ein hohes Ziel, aber es ist hier auch deutlich geworden, dass Lehrunterschiede
nicht einfach übersprungen werden können. Bei der Ökumene ist auch wichtig, dass wir
nicht einfach meinen, es liegt am bösen Willen, sondern es liegt an den objektiven
Lehrgegensätzen. Der Bundespräsident hat auch selbst gesagt, dass es nicht sein kann,
den anderen zu vereinnahmen. Toleranz heißt vielmehr zu versuchen, den anderen von
sich und seinen Voraussetzungen her zu verstehen.“
Der Bundespräsident
hat seine Teilnahme am nächsten Katholikentag zwischen den Zeilen bereits zugesichert
– man wird sehen, wie weit die Dialogbemühungen bis dahin gediehen sind.