Österreich: Schönborn hofft auf Vermeidung von Sanktionen
Kardinal Christoph
Schönborn hofft nach wie vor, dass der Konflikt mit der Pfarrerinitiative im Guten
gelöst werden kann und es zu keinen kirchlichen Sanktionen kommen wird. Das sagte
der Wiener Erzbischof im Gespräch mit dem italienischen Magazin „Vatican Insider“.
Sollten allerdings disziplinäre Maßnahmen notwendig sein, so liege dies in der Verantwortung
der zuständigen Ortsbischöfe und nicht in jener Roms. Der Kardinal kündigte an, dass
die österreichischen Bischöfe zum kommenden Jahr des Glaubens ein Pastoralschreiben
vorbereiten, das zu den von der Pfarrerinitiative aufgeworfenen Fragen Stellung bezieht.
Schönborn unterstrich abermals, dass er zwar die Sorge der Mitglieder der
Pfarrerinitiative um die Kirche teile, deren Lösungsvorschläge aber nicht. Er habe
den Eindruck, dass die Pfarrerinitiative einem 50 Jahre zurückliegenden Kirchenbild
anhänge, als die Kirche noch stärker und lebendiger war. Es gelte nun aber, die Tatsache
zu akzeptieren, „dass wir eine Minderheit sind und jeder einzelne persönlich Zeugnis
für den Glauben ablegen muss“.
Kardinal Schönborn hält sich in diesen Tagen
in Rom auf; er hat am Mittwoch an der Beratung der Glaubenskongregation über eine
Aussöhnung mit der Piusbruderschaft teilgenommen. Die italienische Zeitung „La Stampa“
befragte den österreichischen Kardinal nach den Folgen seiner Entscheidung, einen
homosexuellen Pfarrgemeinderat im Amt zu akzeptieren. Die Kirche ändere „nicht ihre
Haltung gegenüber Homosexuellen, ohne Trauschein Zusammenlebenden oder wiederverheiratet
Geschiedenen“, erklärte Schönborn.
Wenn die Hirten der Kirche sich angesichts
„vieler Irregularitäten“ an die Lehre der Schrift und der Kirche hielten, dann täten
sie das „nicht aus Sturheit, sondern aus der Überzeugung, dass sie den Weg zum Glück
darstellen“. Die Kirche dürfe „bestimmte Situationen nicht rechtfertigen“, sondern
müsse „eine Änderung einfordern“. Gleichzeitig zeige die Kirche aber auch immer „Barmherzigkeit
den Sündern gegenüber, und wir sind alle Sünder“. Es gebe jedoch „keine Barmherzigkeit
ohne Wahrheit“, so der Kardinal.