Die Situation in Mali
bleibt weiter schwierig, insbesondere in den Regionen des Nordens, wo die Autoritäten
nach Monaten blutiger Proteste der Tuareg-Rebellen praktisch keine Kontrolle mehr
haben. Die Situation wird durch das Anwachsen jihadistischer Kräfte in den Regionen
verschlimmert. Erst am Mittwoch hat der vorläufige malische Interimspräsident Dioncounda
Traoré den Vorschlag der Ex-Junta zurückgewiesen, eine „Nationalversammlung“ für die
Wahl des offiziellen Interimspräsidenten einzurichten. In dieser Situation wächst
die Sorge über die humanitäre Lage der Bevölkerung. Radio Vatikan hat den Priester
Edmond Dembele, Sekretär der malischen Bischofskonferenz, in der Hauptstadt Bamako
erreicht.
„Die humanitäre Situation im Land ist wirklich besorgniserregend,
und das vor allem im Norden des Landes, wo die Regionen in der Hand einer Reihe von
bewaffneten Gruppierungen sind, unter anderen die Regionen Kidal, Gao und Tumbutu.
Die Ernten des vergangenen Jahres waren in ganz Mali nicht besonders ergiebig. Zu
dieser schwierigen Situation kam dann auch noch der Konflikt in diesen Regionen, und
das hat die humanitäre Lage noch weiter verschlechtert. Die Einwohner dieser Gegenden
leiden an Mangelernährung und davon verursachten Gesundheitsproblemen, aber es gibt
außerdem noch viele Probleme mit dem Wasser. Auch im Süden sind aber Folgen der Mangelernährung
bereits seit einigen Monaten sichtbar.“
Nach dem Staatsstreich im am 22.
März wird nun die offizielle Einsetzung des neuen Präsidenten erwartet. Die Übergangsregierung
unter dem ehemaligen malischen Staatsoberhaupt Traoré verliert am 22. Mai ihr Mandat,
aber noch ist kein Kompromiss zwischen der Militärjunta und den Parteien über einen
neuen Präsidenten in Sicht. Dembele hat Hoffnung für die politische Lage, verhehlt
aber seine Besorgnis über die anstehende Präsidentenwahl nicht:
„Nach dem
Staatsstreich haben die Militärs für einige Tage die Macht im Land übernommen. Nach
etwa einem Monat war die Situation aber wieder stabil, es gibt einen Interimspräsidenten,
der die Geschäfte führt, und vor etwa drei Wochen ist auch eine neue Regierung gebildet
worden, die arbeitsfähig ist. Es könnte jedoch zu Problemen kommen, wenn am kommenden
22. Mai die Interimsregierung beendet ist, da die Militärjunta und die politischen
Kräfte sich noch nicht auf einen Kandidaten einigen konnten, der demokratischen Neuwahlen
organisieren könnte. Wir befinden uns also in dieser Situation des Abwartens und beobachten
die Schritte der politischen Kräfte, um zu verstehen, was sie entscheiden und unternehmen
werden, um diesen Moment des Übergangs, in dem wir gerade leben, zu überwinden.“
Die
katholische Kirche, wie auch die anderen Konfessionen, spiele bei der Mediation eine
wichtige Rolle, so Dembele weiter. Dem Erzbischof von Bamako, Jean Zerbo, sei besonders
an den Treffen mit den anderen religiösen Führern gelegen, und er habe bei verschiedenen
Gelegenheiten und über verschiedene Kommunikationsmittel das Wort ergriffen, um die
Bevölkerung und die politische Führung zu Frieden aufzurufen und sie dazu einzuladen,
„weise“ zu sein, um der Lösung der Krise rasch näher zu kommen:
„Die Kirche
ist im Land sehr aktiv, und das ist sie im Einverständnis mit den anderen religiösen
Konfessionen innerhalb einer Allianz, die alle religiösen Führer vereint. Diese Allianz
zwischen den religiösen Führern steht in hohem Ansehen, und wird immer wieder von
Politikern und herausragenden Vertretern der Gesellschaft um Rat gebeten, um einen
Weg aus der Krise zu finden. Die Bischöfe von Mali haben in ihrer letzten Versammlung
im April einen Aufruf an das Land gesandt, in dem sie die politischen Autoritäten
und die Bevölkerung Malis dazu auffordern, gemeinsam einen Weg aus der Krise zu finden
und zu versuchen, die schmerzlichen Vorkommnisse, mit denen wir jeden Tag leben, zu
überwinden um die Krise, die das ganze Volk Mails derart leiden lässt, anzugehen.“