ZdK-Präsident Glück: „Kontroverses im Respekt voreinander erörtern“
Am Mittwochabend startet
in Mannheim der 98. Deutsche Katholikentag. Das Treffen, das mit 1.200 Veranstaltungen
an 76 Orten rund 33.000 Teilnehmer anzieht, wird in seiner Breite die ganze katholische
Kirche in Deutschland abbilden. Das hat der Präsident des Zentralkomitees der deutschen
Katholiken (ZdK), Alois Glück, bei einer Pressekonferenz an diesem Mittwoch betont.
Kurz zuvor hatte das ZdK einen „Mannheimer Aufruf“ verfasst, der den Ton für den Katholikentag
angeben will. Dazu Alois Glück:
„Mit diesem Mannheimer Aufruf haben
wir uns gegenwärtig besonders wichtige Akzente beschrieben. Der Katholikentag ist
immer Zeitansage, Zeitansage in doppelter Weise: einmal spiegeln sich beim Katholikentag
und im Programm wieder, was gegenwärtig die Menschen beschäftigt und was uns beschäftigt
in unserer Arbeit. Und es ist gleichzeitig Zeitansage im Sinne des Beitrags, zu diesen
Themen und Entwicklungen innerhalb unserer Kirche genauso wie auch in der Gesellschaft.“
Die
verbindende Funktion der Katholikentage werde immer wichtiger, so Glück: Sie seien
Orte der Begegnung, hätten integrierende Wirkung auf das Glaubensleben, auf politischen
Positionen und Frömmigkeitswege. Zugleich brauche es aber auch Mut für Neues und den
„Aufbruch“, so Glück, aktives Gestalten sei die Antwort der Katholiken auf Verdrängung
und Resignation. So werde es zum Beispiel ein wissenschaftliches Symposium geben,
ein Forum für Wirtschaft und Arbeit und - ganz wichtig besonders für den strukturellen
Umbau der Kirche - ein „Zentrum Kirche vor Ort“, wo Initiativen vorgestellt würden.
„Insgesamt ist von der ganzen Anlage her wichtig, dass der Katholikentag
in seinem Programmangebot innovativ ist, das heißt, dass diejenigen, die hierher kommen,
Vielfalt kennenlernen können, Neues kennenlernen können und von daher inspiriert und
gestärkt in ihre Arbeit zurückgehen.“
Kontrovers darf es dabei schon
einmal werden, ja dies sei Teil der Lektion, so Glück:
„Wichtig ist,
dass es uns beim Katholikentag gelingt, und ich bin da ganz zuversichtlich, dass es
gelingt, die Erfahrung zu vermitteln, wie Kontroverses im Respekt voreinander fruchtbar
erörtert werden kann. Das ist das, was wir auch ganz dringlich in unserer Kirche brauchen.“
Ein
Interview von diesem Mittwochmorgen hat in dieser Hinsicht etwas Aufsehen erregt,
der Kölner Bischof Kardinal Joachim Meisner, der selbst auf dem Katholikentag nicht
präsent sein wird, hatte eine fehlende „katholische Mitte“ auf den Katholikentagen
bemängelt. Dazu Glück:
„Ich denke, dass das eine Wahrnehmung des Katholikentages
ist, die eine Teilbetrachtung ist. Das ist ein ganz ausgeprägtes Element des geistlichen
Lebens, und da bedaure ich immer, dass – sei es jetzt Kardinal Meisner mit seiner
Wortmeldung oder andere – dies nicht wahrhaben wollen. Es ist hier für die Menschen
erlebbar: ein Reichtum der Vielfalt von Glaubenswegen und Frömmigkeitsformen, unterschiedliche
Ausprägungen religiöser Erfahrungen, unterschiedliche Schlussfolgerungen. Also, so
gesehen, ist das eine Stimme, und natürlich nehmen wir sie ernst, aber ich kann nicht
sehen, dass dieses Urteil so der Wirklichkeit entspricht.“