Italien/D: Militärpfarrer rund um die Uhr im Einsatz
Auch Soldaten beten
und auch Soldaten brauchen in ihrem schwierigen täglichen Umfeld Seelsorge. Deshalb
hat die Militärseelsorge eine lange Tradition. Stefan Scheifele ist katholischer Militärpfarrer
in Neapel und betreut die deutschen Militärangehörigen dort, die teilweise auch von
dieser Basis aus zu ihren internationalen Einsätzen in die Krisenherde dieser Welt
weiter geschickt werden. Wir fragten ihn, was seine Aufgabe konkret beinhaltet.
„Ich
betreue die Soldaten, die mit ihren Familien nach Neapel für zwei bis fünf Jahre in
Portugal, Spanien, Italien, Griechenland und der Türkei stationiert sind und im Rahmen
ihrer NATO-Einsätze nach Afghanistan oder andere Länder verschickt werden. Unsere
Erfahrung ist, dass es für die Familien sehr schwierig ist, ohne das gewohnte heimatliche
soziale Netzwerk nun auch noch für vier bis sechs Monate auf das Familienmitglied
[in der Regel der Vater] verzichten zu müssen, das auf Auslandseinsatz geht. Da ist
die Militärseelsorge ein willkommener Anker, mit dem wir als Militärseelsorger den
Familien einen Halt geben, vor allem in der Unsicherheit, ob sie den Vater nach seinem
Aufenthalt in Krisengebieten noch lebend wiedersehen.“
Ihre Arbeit umfasst
ja drei Zeitzonen, kommt es dann auch manchmal vor, dass Sie nachts wegen seelsorgerischer
„Notfälle“ aus dem Bett geklingelt werden?
„Nicht nur nachts, sondern eigentlich
rund um die Uhr. Vor allem geschieht der Kontakt zu den Familien über das Internet
und E-mail, aber die Familien haben auch die Möglichkeit, mich rund um die Uhr anrufen
zu können. Es kommt durchaus vor, dass Samstag Abend um halb zwei Uhr nachts ein Anruf
kommt, bei dem es heißt, gerade jetzt ist es wichtig, dass wir reden, weil beispielsweise
die Tochter mit der Situation nicht klarkommt, und dergleichen mehr.“
Also
nicht nur Seelsorger, sondern auch Psychologe, Familientherapeut, alles in einem?
„Die
Bundeswehr hat Psychologen, aber es geht darum, dass der Militärpfarrer etwas Väterliches
vermittelt, während der Psychologe fachliche Hilfe leisten muss. Als Militärpfarrer
sollte man eher die Funktion erfüllen, jederzeit ein offenes Ohr und ein offene Herz
zu haben.“
Katharina Rühle ist mit ihrem Mann zwei Jahre lang in Neapel
stationiert gewesen. Sie ist noch in engem Kontakt mit ihrem damaligen Seelsorger
und war bei unserem Gespräch zugegen.
Frau Rühle, Ihr Mann ist Admiral der
Marine, wie haben Sie diese Situation der Versetzung ins Ausland erlebt?
„Wir
sind nach Neapel versetzt worden, weil mein Mann dort eine Stelle angenommen hat.
Für uns als Familie war es so, dass unsere Kinder zu Hause geblieben sind weil sie
ihre eigenen Berufe haben bzw. studieren und somit wir als Eltern nach Neapel gegangen
sind. Ich habe also als Mutter das Haus verlassen und die Kinder zurückgelassen, wo
eigentlich normalerweise die Kinder das Haus verlassen. Das war für mich die erste
Zeit wirklich sehr schwer.“
Ist diese Unterstützung durch die Gemeinde
in Neapel auch eine reelle Hilfe für Sie gewesen?
„Auf alle Fälle. Wir waren
sehr glücklich, als wir ziemlich bald mitbekommen haben, dass es eine „Casa“ gibt,
in deren Kapelle katholische Gottesdienste abgehalten werden. Wir hatten anfangs allerdings
Schwierigkeiten, die Casa überhaupt zu finden. Das erste Mal sind wir zur Wandlung
eingetrudelt, wurden dann aber herzlich begrüßt und damit war das Eis auch schon gebrochen.
Das hat uns sehr gut gefallen und vor allem gut getan. Die Stimmung in dieser kleinen
Gemeinde war und ist sehr familiär.“