2012-05-16 12:19:24

Italien/D: Militärpfarrer rund um die Uhr im Einsatz


RealAudioMP3 Auch Soldaten beten und auch Soldaten brauchen in ihrem schwierigen täglichen Umfeld Seelsorge. Deshalb hat die Militärseelsorge eine lange Tradition. Stefan Scheifele ist katholischer Militärpfarrer in Neapel und betreut die deutschen Militärangehörigen dort, die teilweise auch von dieser Basis aus zu ihren internationalen Einsätzen in die Krisenherde dieser Welt weiter geschickt werden. Wir fragten ihn, was seine Aufgabe konkret beinhaltet.

„Ich betreue die Soldaten, die mit ihren Familien nach Neapel für zwei bis fünf Jahre in Portugal, Spanien, Italien, Griechenland und der Türkei stationiert sind und im Rahmen ihrer NATO-Einsätze nach Afghanistan oder andere Länder verschickt werden. Unsere Erfahrung ist, dass es für die Familien sehr schwierig ist, ohne das gewohnte heimatliche soziale Netzwerk nun auch noch für vier bis sechs Monate auf das Familienmitglied [in der Regel der Vater] verzichten zu müssen, das auf Auslandseinsatz geht. Da ist die Militärseelsorge ein willkommener Anker, mit dem wir als Militärseelsorger den Familien einen Halt geben, vor allem in der Unsicherheit, ob sie den Vater nach seinem Aufenthalt in Krisengebieten noch lebend wiedersehen.“

Ihre Arbeit umfasst ja drei Zeitzonen, kommt es dann auch manchmal vor, dass Sie nachts wegen seelsorgerischer „Notfälle“ aus dem Bett geklingelt werden?

„Nicht nur nachts, sondern eigentlich rund um die Uhr. Vor allem geschieht der Kontakt zu den Familien über das Internet und E-mail, aber die Familien haben auch die Möglichkeit, mich rund um die Uhr anrufen zu können. Es kommt durchaus vor, dass Samstag Abend um halb zwei Uhr nachts ein Anruf kommt, bei dem es heißt, gerade jetzt ist es wichtig, dass wir reden, weil beispielsweise die Tochter mit der Situation nicht klarkommt, und dergleichen mehr.“

Also nicht nur Seelsorger, sondern auch Psychologe, Familientherapeut, alles in einem?

„Die Bundeswehr hat Psychologen, aber es geht darum, dass der Militärpfarrer etwas Väterliches vermittelt, während der Psychologe fachliche Hilfe leisten muss. Als Militärpfarrer sollte man eher die Funktion erfüllen, jederzeit ein offenes Ohr und ein offene Herz zu haben.“

Katharina Rühle ist mit ihrem Mann zwei Jahre lang in Neapel stationiert gewesen. Sie ist noch in engem Kontakt mit ihrem damaligen Seelsorger und war bei unserem Gespräch zugegen.

Frau Rühle, Ihr Mann ist Admiral der Marine, wie haben Sie diese Situation der Versetzung ins Ausland erlebt?

„Wir sind nach Neapel versetzt worden, weil mein Mann dort eine Stelle angenommen hat. Für uns als Familie war es so, dass unsere Kinder zu Hause geblieben sind weil sie ihre eigenen Berufe haben bzw. studieren und somit wir als Eltern nach Neapel gegangen sind. Ich habe also als Mutter das Haus verlassen und die Kinder zurückgelassen, wo eigentlich normalerweise die Kinder das Haus verlassen. Das war für mich die erste Zeit wirklich sehr schwer.“

Ist diese Unterstützung durch die Gemeinde in Neapel auch eine reelle Hilfe für Sie gewesen?

„Auf alle Fälle. Wir waren sehr glücklich, als wir ziemlich bald mitbekommen haben, dass es eine „Casa“ gibt, in deren Kapelle katholische Gottesdienste abgehalten werden. Wir hatten anfangs allerdings Schwierigkeiten, die Casa überhaupt zu finden. Das erste Mal sind wir zur Wandlung eingetrudelt, wurden dann aber herzlich begrüßt und damit war das Eis auch schon gebrochen. Das hat uns sehr gut gefallen und vor allem gut getan. Die Stimmung in dieser kleinen Gemeinde war und ist sehr familiär.“

Das Interview führte Christine Seuß.

(rv 15.05.2012 cs)







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