2012-05-14 15:00:55

Zollitsch: Keine Angst vor dem Aufbruch haben


Erzbischof Robert Zollitsch warnt davor, in der katholischen Kirche auf Reformen zu verzichten. „Es wäre falsch, den Aufbruch nur aus der Angst heraus nicht zu wagen, er könnte zu weit oder nicht weit genug gehen.“ Das sagte der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz und Gastgeber des Mannheimer Katholikentags kurz vor dessen Beginn im Interview mit dem „Mannheimer Morgen“. Es gebe „Leute, die sich schwer tun mit Veränderungen, aber dies gehört zum Leben. Sicher werden manche enttäuscht sein, weil nicht alle Wünsche erfüllbar sind.“ Zu Fragen nach Streitthemen wie Zölibat, der Rolle von Frauen oder konfessionsverschiedenen Ehen sagte Zollitsch: „Katholikentage können keine Entscheidungen treffen, aber solche Themen ansprechen. Wir werden viele Fragen im Dialogprozess thematisieren – auch die Bischofskonferenz wird Antworten suchen.“ Mit Blick auf die parallel zum Katholikentag stattfindenden Veranstaltungen von Reformgruppen meinte Zollitsch: „Im offiziellen Programm kommt die ganze katholische Kirche zu Wort. Ich kann aber keinem verbieten, sich außerhalb des Programms eigenständig zu Wort zu melden.“

Der frühere Präsident des Zentralkomitees der Deutschen Katholiken, Hans Maier, warnt mit Blick auf den Katholikentag vor einem Rückzug der Kirche aus der Welt. In der „Frankfurter Allgemeinen“ vom Montag schreibt Maier, der von Papst Benedikt XVI. während seines Deutschlandbesuchs gebrauchte Begriff der „Entweltlichung“ habe eine „Schlagseite“: „Wenn das Wort an die alte Unterscheidung erinnern soll, dass die Christen in der Welt leben, sich aber von ihr nicht gefangen nehmen lassen sollen, so ist es gewiss nützlich und hilfreich.“ Aber eine „entweltlichte Kirche“ dürfe nicht den Bezug zur Gesellschaft verlieren, mahnt Maier. Er warnt vor der Tendenz, die Gesamtheit der Gläubigen auf eine kleine Schar von Überzeugten zu reduzieren. Zudem könne eine solchermaßen verstandene Kirche auch ihren Widerpart hervorrufen, eine „entkirchlichte Welt“. An Papst und Bischöfe appellierte der langjährige bayrische Kultusminister, den Spielraum von katholischen Laien in der öffentlichen Debatte nicht zu beschneiden.

Der 98. Deutsche Katholikentag beginnt am Mittwoch in Mannheim mit einem Straßenfest. Rund 60.000 Christen aus ganz Deutschland werden bis Sonntag auf dem Katholikentag erwartet. Auch Bundespräsident Joachim Gauck, Kanzlerin Angela Merkel sowie mehrere Bundesminister und Ministerpräsidenten haben ihr Kommen zugesagt. Geplant sind mehr als 1.200 Einzelveranstaltungen: von Gebeten, biblischen Impulsen und Konzerten bis zu Podiumsdiskussionen und Fachvorträgen. Binnenkirchlich will der Katholikentag eine wichtige Wegmarke auf dem von der Bischofskonferenz angestoßenen Dialogprozess zur Zukunft der katholischen Kirche werden.

(rv/pm/kna 14.05.2012 sk)







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