2012-05-14 12:01:29

Nach Heilig-Rock-Wallfahrt: Zollitsch gegen „anonyme Meinungsmache im Internet“


RealAudioMP3 Mit einem Gottesdienst ist am Sonntagabend in Trier die erste Heilig-Rock-Wallfahrt dieses Jahrhunderts zu Ende gegangen. Mehr als eine halbe Million Pilger hatten die textile Reliquie seit dem 13. April aufgesucht; nach Abschluss der Wallfahrt wurde der Schrein nun wieder verschlossen. In seiner Predigt bei der Messe im Trierer Dom sprach der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Robert Zollitsch, von einem „eindrucksvollen Fest des Glaubens“. Allein die große Zahl an Gläubigen, die sich dem Heiligen Rock genähert hätten, sei beeindruckend: „Zu welchen Anlässen kommen sonst in unserem Land so viele Menschen zusammen? Was hat eine vergleichbare Anziehungskraft für Jung und Alt?“, fragte Zollitsch. Er verglich die Heilig-Rock-Wallfahrt mit einem langen Weltjugendtag, „getragen von Begeisterung für den Glauben, von Lebendigkeit und Freude“. Diese Kraft aus der Begegnung mit Jesus Christus brauche die Kirche, um dynamisch zu bleiben.

Miteinander statt gegeneinander
Zollitsch rief die Christen in Deutschland dazu auf, „miteinander nach dem Weg in die Zukunft für unseren Glauben zu suchen“ und sich nicht gegeneinander ausspielen zu lassen. Wörtlich meinte er: „Es kann doch nicht sein, dass wir in unserer Kirche mehr übereinander als miteinander reden.“ Der Erzbischof kritisierte in diesem Zusammenhang „vermeintlich katholische Internet-Plattformen“, in denen „anonym in abschätziger Weise über andere geschrieben und deren Glaube in Frage gestellt“ werde. Dabei geschieht nach den Worten von Erzbischof Zollitsch „eine doppelte Verletzung der Liebe“: Nicht nur durch die Art, wie über Menschen mit anderer Auffassung geurteilt werde, sondern auch durch die Anonymität. „Liebe lebt hingegen davon, dass sie personal ist. Dass sie erfahrbar wird und sich aussetzt. In der Anonymität, wie dies im Internet gegeben ist, und als Errungenschaft von verschiedener Seite immer wieder propagiert wird, wird diese Liebe zutiefst verletzt“, sagte Zollitsch. Deshalb dürften sich Christen nicht damit abfinden, „dass unter dem Deckmantel der Freiheit die anonyme Meinungsmache im Internet gefördert wird“. Dahinter stehe eher „eine Ängstlichkeit und Feigheit, die sich darin äußert, dass jemand mit dem, was er sagt oder tut, nicht in Verbindung gebracht werden will.“ Liebe habe keine Angst, sich zu öffnen, „weil sie nichts zu verbergen hat.“ Erzbischof Zollitsch sagte wörtlich: „Wo ich jedoch mit meiner Person nicht für das eintrete, was ich denke und sage, da bleibe ich das entscheidend Menschliche schuldig: dass wir dazu da sind, einander zu lieben.“

Das Gewand Jesu führe die Menschen zu ihm und seiner zentralen Botschaft, der ungeteilten Liebe, die ihn bis ans Kreuz geführt habe. Im Heiligen Rock werde geradezu handgreiflich, dass Gott nicht nur als eine Idee existiere, sondern „dass Gott Mensch geworden ist, als Mensch für uns Menschen gelebt hat, ja sogar für uns gestorben ist“. Dabei gehe es nicht darum, diesen Weg einfach zu imitieren: „Wir können den Rock Jesu nicht anziehen, er wäre zu groß für uns“, sagte Zollitsch, „aber wir können uns mit ihm, gerade durch die Begegnung während der Wallfahrt, verbinden.“

Tag der Ökumene
Motto der Wallfahrt war „und führe zusammen, was getrennt ist“; an einem „Tag der Ökumene“ in Trier hatten sich auch evangelische, freikirchliche und orthodoxe Christen beteiligt. Das Untergewand, um das die Soldaten bei der Kreuzigung Jesu gelost haben, wird der Überlieferung nach im Trierer Dom aufbewahrt. Die Legende berichtet, dass die heilige Helena – die Mutter des Kaisers Konstantin – das nahtlose Gewand Jesu zusammen mit anderen Reliquien im Anschluss an eine Pilgerreise ins Heilige Land nach Trier bringen ließ. Der erste historisch eindeutige Hinweis auf den Heiligen Rock stammt allerdings erst aus dem 12. Jahrhundert.

(rv 14.05.2012 sk)







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