Papst Benedikt XVI.
hat Italiens Katholiken dazu aufgerufen, Asylbewerbern eine Chance zu geben. Bei einer
Messe in der toskanischen Stadt Arezzo sprach das Kirchenoberhaupt über die schon
im Mittelalter einsetzende christliche Prägung der Region, die später auch große Humanisten
wie Petrarca und Vasari hervorbrachte.
„Im Kontext der Kirche in Italien
müssen wir uns gerade hier, an der Wiege der Renaissance, fragen, welche Sicht des
Menschen wir den jungen Generationen weitergeben wollen. Unter den herausragenden
Werten der Kultur dieser Region finden sich Solidarität, Aufmerksamkeit für Schwache,
Respekt für die Würde jedes Menschen. Weithin bekannt ist die Aufnahmebereitschaft,
die ihr auch in jüngerer Zeit jenen Menschen gewährt habt, die auf der Suche nach
Freiheit und Arbeit kamen. Mit den Armen solidarisch zu sein, heißt das Vorhaben des
Schöpfergottes anzuerkennen, der aus allen eine Familie gemacht hat.“
In
seiner Predigt im „Parco del Prato“ würdigte der Papst diesen Einsatz für die Armen
gerade angesichts der Wirtschaftskrise, die in den Familien der einst wohlhabenden
Region um Arezzo für Unbehagen sorgt. Die Kirche werbe schon lange dafür, Ressourcen
zu teilen und einen einfacheren Lebensstil zu pflegen, so der Papst, sie stelle sich
so „der Kultur des Vergänglichen entgegen“, die viele enttäuscht und in eine tiefe
spirituelle Krise gestürzt habe.
„Bereichert vom leuchtenden Zeugnis des
Franz von Assisi, möge diese Ortskirche weiterhin aufmerksam und solidarisch mit den
Bedürftigen sein, sie soll aber auch dazu in der Lage sein, zur Überwindung rein materialistischer
Logiken zu erziehen, die den Sinn für Solidarität und Nächstenliebe oftmals vernebeln.“
Im
selben Tenor das Regina Coeli-Gebet: Papst Benedikt sprach den Gläubigen von Arezzo
und ganz Italien angesichts der Krise Mut zu und lenkte den Blick auf die beste Lösung
aus christlicher Sicht.
„Durch Maria erbitten wir von Gott moralischen
Beistand, damit Arezzo und ganz Italien den Mut nicht verliert und, bestärkt auch
durch die große humanistische Tradition, entschlossen den Weg der spirituellen und
ethischen Erneuerung wiederaufnimmt, den einzigen Weg, der wirklich zu einer Verbesserung
des sozialen und zivilen Lebens führen kann. Jeder kann und muss hier seinen Beitrag
leisten.“
Nach der Eucharistiefeier besuchte der Papst den prächtigen Dom
von Arezzo. Das Mittagessen nimmt er mit den Bischöfen der Toskana ein, nach einer
kurzen Ruhepause begrüßt er die Organisatoren des Besuches. - Benedikt wurde am Morgen
in Arezzo vom italienischen Premierminister Mario Monti begrüßt; als Papst hielt er
sich zum ersten Mal in der Toskana auf, was auch der Grund dafür ist, dass sein Besuchsprogramm
verhältnismäßig lang ist: Ein Helikopter bringt Benedikt um 17 Uhr nach La Verna,
wo er vor dem örtlichen Heiligtum eine kurze Ansprache vor Franziskanern, Klarissen
und anderen Ordensleuten hält. Danach bricht er - abermals im Hubschrauber - zum Privatbesuch
in der Konkathedrale von Sansepolcro auf. Anschließend richtet er das Wort an die
versammelten Gläubigen. Im Vatikan wird der Papst erst nach neun Uhr Abends zurück
erwartet. (rv 13.05.2012 gs)