Anlässlich des siebten
Pontifikatsjahrs von Papst Benedikt XVI. hat Italiens Staatspräsident Giorgio Napolitano
am Freitagabend ein Konzert in der vatikanischen Audienzhalle geschenkt. Riccardo
Muti, langjähriger Generalmusikdirektor der Mailänder Scala, führte mit Orchester
und Chor der römischen Oper das „Magnificat“ von Antonio Vivaldi sowie das „Stabat
Mater“ und das „Te Deum“ von Giuseppe Verdi auf. Anwesend war auch Italiens Ministerpräsident
Mario Monti.
Mittlerweile ein Geschenk-Klassiker: Wie in den vergangenen Jahren
hat auch diesmal das italienische Staatsoberhaupt dem Papst zum Jahrestag seiner Wahl
ein Konzert „überreicht“ – ein musikalisches Zeichen der Verbundenheit zwischen Italien
und dem Heiligen Stuhl, wie Papst Benedikt XVI. und Giorgio Napolitano in ihren Ansprachen
betonten. Nach der musikalischen Darbietung ging der Papst im Detail auf die Werke
der beiden großen italienischen Komponisten ein. Die Kirchenmusik des vor allem für
seine „Vier Jahreszeiten“ weltberühmten Antonio Vivaldi sei allgemein wenig bekannt,
so Benedikt XVI.:
„Das Magnificat, das wir gehört haben, ist ein Lobgesang
auf Maria und allen Demütigen, die mit Freude und Dankbarkeit Gottes Werke in ihrem
eigenen Leben und der Geschichte erkennen und feiern. Gott hat einen anderen ,Stil’
als der Mensch, denn er ergreift immer Partei für die Letzten, um Hoffnung zu geben.
Und die Musik Vivaldis drückt das Lob, den Jubel, den Dank und auch das Staunen vor
Gottes Werk mit einem außergewöhnlichen Reichtum an Gefühlen aus.“
Das
„Stabat Mater dolorosa“ von Giuseppe Verdi bringe mit musikalischen Mitteln den Schmerz
der Muttergottes zu Füssen des gekreuzigten Jesus zum Ausdruck, fuhr der Papst fort,
der die musikalische Umsetzung der Szene würdigte:
„Die Musik wird essentiell,
ja ,ergreift' praktisch das Wort, um auf intensivste Weise den Inhalt mit einer großen
Bandbreite an Gefühlen auszudrücken.“
In Verdis „Te Deum“ schließlich,
das eines der letzten großen Werke des italienischen Meisters ist, biete der Komponist
eine andere, nicht traditionelle musikalische Lesart der Heiligen Schrift an, so Benedikt
XVI. weiter. Keine großen Siege und Krönungen würden hier vertont, sondern eine Abfolge
nachdenklich machender Situationen, „fast eine Bitte Verdis, Hoffnung zu haben und
Licht zu sehen im letzten Lebensabschnitt“, interpretierte der Papst.
Giorgio
Napolitano betonte in seinen Grußworten auf die Verbundenheit beider Staaten: Die
Christenverfolgung und die Wirtschaftskrise seien sowohl für den italienischen Staat
als auch den Heiligen Stuhl geteilte Sorge, so das italienische Staatsoberhaupt. Und
Napolitano fuhr fort:
„In dieser schwierigen Phase, Heiliger Vater, tröstet
uns Ihre Sensibilität und Aufmerksamkeit für die europäische Einheit wie auch für
die ethische und kulturelle Dimension einer Krise, die es mit Blick auf die neuen
Maßstäbe des sozialen und zivilen Wohlstandes zu überwinden gilt.“
Vor
der Aufführung hatte der 85-jährige Benedikt XVI. den zwei Jahre älteren Präsidenten
in Audienz empfangen. Themen der rund 20-minütigen Unterredung waren nach Vatikanangaben
die gemeinsame Sorge um den Frieden insbesondere im Nahen Osten.