Das Thema
Religion an Kitas ist umstritten. Viele Einrichtungen verzichten bewusst auf jegliche
religiöse Hinweise, aus Angst etwas falsch zu machen. Der deutsche Theologe und Pädagogik-Fachmann
Albert Biesinger hat dazu vor wenigen Wochen eine Studie in der Bundesrepublik durchgeführt.
„Man
hatte uns gesagt, bevor wir die Untersuchung gestartet haben, dass so etwas gar nicht
geht. Man könne Kinder in dem Kita-Alter gar nicht befragen. Das stimmt aber nicht.
Wir haben nämlich Gruppeninterviews durchgeführt mit vier oder fünf Kindern. Unsere
Interviewerinnen haben jeweils ein Kreuz, ein jüdische Zeichen sowie ein muslimisches
Symbol mitgebracht. Die Kinder fingen sofort an, darüber zu reden. Sie wussten viel.
Deshalb ist es sehr wichtig für die Entwicklung der frühkindlichen Bildung im deutschsprachigen
Raum. Die Erzieherinnen sagten uns, sie seien für diese große Aufgabe gar nicht vorbereitet.“
Die
Zukunft des interreligiösen Dialogs liegt in den Händen derer, die heute die Kitas
besuchen. Daran erinnert Professor Biesinger, der an der Universität Tübingen doziert.
„In
manchen katholischen Kindergärten oder Kitas sind 60 Prozent der Kinder Muslime. Da
stellt sich die Frage, tut man so, als ob nichts wäre? Unsere religionspädagogische
Überlegung, für die wir ganz offensiv in Politik und Medien einstehen, ist die, dass
die Kinder die Möglichkeit haben sollten, den religiösen Weg der anderen mitzuvollziehen
als Gäste. Wenn die Kinder merken, dass es zwischen den Religionen Gemeinsamkeiten
gibt, dann ist das ein riesiger Lernprozess. Bildung blüht dann auf. Wenn man Religiosität
komplett ausgrenzt, dann ist es so, wie wenn man einem Reifen das Profil wegfährt.“