Bischof: „Hollande muss bei Reformen auf Arme achten“
Die Kirche erwartet
vom neuen französischen Präsidenten François Hollande, dass er sich vor allem um die
Menschen am Rand der Gesellschaft kümmert. Diese dürften bei den nötigen Reformen
nicht außer Acht gelassen werden. Das sagte Bischof Marcel Dubost von Evry im Gespräch
mit dem Münchner Kirchenradio. Hollande ist am Sonntag in der Stichwahl zum Staatschef
gewählt worden; eine Mehrheit der katholischen Wähler hatte dabei allerdings dem bisherigen
Präsidenten Nicolas Sarkozy die Stimme gegeben. Bischof Dubost forderte Hollande außerdem
auf, das Lebensrecht zu achten und die Migranten zu respektieren. Diese Punkte gehören
zu Wahlprüfsteinen, die die französischen Bischöfe zu Beginn des Präsidentschaftswahlkampfs
veröffentlicht hatten.
Mit Blick auf die deutsch-französischen Beziehungen
zeigte sich Bischof Dubost optimistisch. Die „politischen Umstände“ und das „Engagement
der Menschen auf beiden Seiten“ würden schon dafür sorgen, „dass die deutsch-französische
Freundschaft so stark bleiben wird, wie sie es auch unter Francois Mitterrand war“.
François Mitterrand war von 1981 bis 1995 der bisher letzte sozialistische Präsident
von Frankreich; in seiner Präsidentschaft stellten Frankreich und Deutschland innerhalb
der EU u.a. die Weichen für den Euro. Er glaube, dass die „Freundschaft in den beiden
Völkern so verankert ist, dass es da nichts zu befürchten gibt“, so Dubost. Er ist
seit 2000 Bischof der Industriestadt Evry in der Nähe von Paris; innerhalb der Französischen
Bischofskonferenz ist er der Verantwortliche für das Gespräch mit anderen Religionen.
Zu
den Ersten, die dem neuen Präsidenten geschrieben haben, gehört auch das Kapitel der
Päpstlichen Basilika San Giovanni in Laterano. Es lädt François Hollande ein, seinen
Titel als Ehrenkanoniker an der Papstkathedrale zu übernehmen. Nach jahrhundertealter
Tradition ist das französische Staatsoberhaupt eine Art Schutzherr der Lateranbasilika.
Die besonderen Beziehungen Frankreichs (der sogenannten „ältesten Tochter der Kirche“)
zu San Giovanni gehen auf die Zeit Pippins des Kurzen zurück; der Ehrenkanoniker-Titel
besteht, seit Heinrich IV. 1604 dem Lateran eine großzügige Schenkung machte. Der
Brief aus dem Lateran ist u.a. von einem französischen Mitglied des Kapitels von San
Giovanni unterzeichnet; er wird Hollande per Diplomatenpost zugestellt.
Seit
dem Beginn der V. Republik 1958 haben vier von sechs Staatschefs in Rom den Posten
des Ehrenkanonikers persönlich übernommen. Der bislang letzte war Nicolas Sarkozy
im Dezember 2007, sieben Monate nach seiner Wahl. Hollande hat im Wahlkampf mehrfach
bekräftigt, er sei „ein entschiedener Anhänger der „laïcité“, also der strikten Trennung
von Staat und Religion. Jedes Jahr am 13. Dezember – dem Geburtstag von Heinrich IV.
– wird in San Giovanni eine Messe „pro felici statu Nationis Galliiae“ gefeiert.