Der irische Kardinal Sean Brady hat Fehler im Umgang mit Missbrauchsfällen in den
70er Jahren eingeräumt. Die Eltern aller Opfer hätten informiert werden müssen, sagte
Brady in einem Interview des Senders RTE am Montagabend. Er bedauere es sehr, dass
sie nicht informiert wurden. Er sprach zugleich eine Entschuldigung gegenüber dem
Missbrauchsopfer Brendan Boland aus. Er wolle ihn „bei der frühesten Gelegenheit“
persönlich um Verzeihung bitten, so der Kardinal. Brady, der wegen seiner Mitwirkung
als Protokollant bei Ermittlungen gegen den später verurteilten pädophilen Priester
Brendan Smyth in Bedrängnis geraten ist, schloss zugleich einen Rücktritt als Erzbischof
von Armagh und als Primas von Irland aus. Er werde bis zur Altersgrenze von 75 Jahren
im Amt bleiben. Aus dem Vatikan habe er bislang keinen Wink zu einem Amtsverzicht
erhalten, so Kardinal Brady. Der heute 72-jährige Kardinal hatte 1975 als junger
Priester an der kirchenamtlichen Vernehmung eines Missbrauchsopfers von Smyth teilgenommen.
Der damals 14 Jahre alte Brendan Boland wurde laut irischen Medienberichten ohne Beisein
seiner Eltern von drei Klerikern zu seinen Vorwürfen gegen Smyth befragt. Dem Jungen
sei strikte Verschwiegenheit auch gegenüber seinen Eltern auferlegt worden. Smyth
wurde später von einem staatlichen Gericht wegen sexuellen Missbrauchs in 90 Fällen
zu einer langjährigen Gefängnisstrafe verurteilt. Er starb kurz nach Haftantritt 2007. (kna
08.05.2012 ord)