Jetzt gilt es für
die Katholiken in Europa und für die Zukunft ihres Kontinentes zu beten. Das ist die
erste Reaktion der französischen Bischofskonferenz nach Bekanntgabe der Wahlergebnisse
der Präsidentschaftswahlen in der „Grande Nation“ sowie nach dem Machtwechsel in Griechenland.
Mit François Hollande wird erstmals seit dem Ende der Mitterrand-Ära vor 17 Jahren
wieder ein Sozialist Präsident in Frankreich. Nachdem sich Hollande im Wahlkampf für
eine striktere Trennung von Staat und Religion ausgesprochen hatte, befürchtet die
katholische Kirche des Landes einerseits Benachteiligungen. Andererseits haben die
Bischöfe Sorge, dass die Einheitswährung sowie die Europäische Union geschwächt werden
könnten und dass mehr Arbeitslosigkeit und Armut entstehen könnten. Wenn man sich
die Börsenmärkte ansieht, dann sieht es nicht rosig aus: Am Montagmorgen stand der
Euro unter Druck und auch die Aktienmärkte in Paris und Athen standen im Minus.
Am
Sonntagabend hat Hollande in seiner ersten Ansprache unter anderem unterstrichen,
dass er sich für die nationale Einheit einsetzen wolle. Der Wunsch nach Einheit sollte
jedoch nicht nur für Frankreich, sondern für ganz Europa gelten. Daran erinnert der
Pressesprecher der Französischen Bischofskonferenz, Monseigneur Bernard Podvin, im
Gespräch mit Radio Vatikan:
„Gerade die Katholiken in Frankreich möchten
nun die Einheit innerhalb unserer Gesellschaft fördern. Das beweist beispielsweise
die starke Beteiligung der katholischen Wähler am Wochenende. Das Resultat in Frankreich
bekundet aber auch, dass es viele Stimmenthaltungen gab. Diese zählen in Frankreich
bisher nicht. Die beiden Anwärter waren so unterschiedlich, dass es nun wirklich darum
geht, einen Dialog innerhalb der Gesellschaft zu fördern. Wir machen da gerne mit.“
Hollande
gab bekannt, dass er sich für einen deutlich weniger harten Sparkurs in der Eurokrise
einsetzen wird. Damit scheinen Spannungen mit der deutschen Bundeskanzlerin Angela
Merkel vorprogrammiert zu sein, die sich bisher mit Nicolas Sarkozy für harte Sparprogramme
in Europa eingesetzt hat.
„Der französische Präsident muss in erster Linie
alle Franzosen repräsentieren. Deshalb soll er nicht die derzeit herrschende Krise
noch weiter verstärken. Die katholische Kirche denkt ja bekanntlich nicht national,
sondern möchte das Allgemeinwohl aller unterstützen. Deshalb wünschen wir uns, dass
der neue französische Präsident nicht nur an seine Wähler denkt, sondern möglichst
den Blick weitet auf die Probleme, die uns in der nächsten Zeit betreffen werden.“
Ein
Treffen zwischen Bundeskanzlerin Angela Merkel und Hollande soll es direkt im Anschluss
an die Amtseinführung geben, berichtete die dpa an diesem Montag. Hollande erhielt
noch am Wahlabend eine Einladung der Bundesregierung nach Berlin.
HintergrundDie
große Mehrheit der aktiven Katholiken in Frankreich wählte am Sonntag Nicolas Sarkozy.
Laut einer von der katholischen Wochenzeitung "La Vie" in Auftrag gegebenen repräsentativen
Umfrage stimmten 79 Prozent der regelmässigen Kirchgänger bei der Stichwahl um das
Präsidentenamt für den Konservativen Sarkozy. (rv/agenturen 07.05.2012 mg)