Irland: Rücktrittsforderungen für Kardinal werden lauter
Der öffentliche Druck auf Kardinal Sean Brady wächst. Nach Vertuschungsvorwürfen gegen
den irischen Primas fordern Politiker und Theologen seinen Rücktritt. Außenminister
Eamon Gilmore sagte laut irischen Medienberichten, wer mit Missbrauchsfällen nicht
angemessen umgegangen sei, könne keine führende Stellung in der Gesellschaft einnehmen.
Premierminister Enda Kenny erklärte den Berichten zufolge, Kardinal Brady solle über
die Vorwürfe „nachdenken". Der emeritierte Theologieprofessor Vincent Twomey sagte
dem Sender RTE, Brady habe seine moralische Autorität eingebüßt und solle sein Amt
abgeben.
Brady hatte die Vorwürfe, er habe in den 1970er-Jahren an der Vertuschung
von Missbrauchsfällen mitgewirkt, bereits am Mittwoch zurückgewiesen. Die Behauptung,
er habe in der Untersuchungskommission eine leitende Funktion innegehabt, sei irreführend
und unwahr, erklärte er. Der Kardinal warf den Machern der BBC-Dokumentation vor,
die Abläufe verzerrt dargestellt und seine Rolle falsch wiedergegeben zu haben.
Schon
in den vergangenen Jahren war in der gleichen Sache Kritik an Brady laut geworden,
weil er als Mitglied eines kirchlichen Untersuchungskomitees Informationen über sexuelle
Übergriffe des Ordenspriesters Brendan Smyth nicht an die Behörden weitergeleitet
habe. Brady verteidigt sich mit dem Hinweis, er habe den Anhörungen der Opfer lediglich
als Protokollant beigewohnt.