2012-05-03 10:24:26

D/Ukraine: „EM nutzen, um auf Ungerechtigkeiten hinzuweisen“


RealAudioMP3 Pfarrer Dietmar Heeg ist Medienbeauftragter der Deutschen Bischofskonferenz für RTL und die ProsiebenSAT.1 Media AG, weiter ist er geistlicher Beirat des DJK-Sportverbandes im Bistum Mainz. Er sagte uns im Interview, dass der Sport trotz der vielen an ihn gesetzten Erwartungen keine politischen Probleme lösen könne und wie man seiner Meinung nach im Vorfeld der kommenden Europameisterschaft auf die mutmaßlichen Menschenrechtsverletzungen im Gastgeberland Ukraine reagieren sollte.


„Zuallererst sollten wir alle weltweit, ob Christen oder nicht, das Wort erheben und sagen, das sind hier unmenschliche Zustände, unter denen Frau Timoschenko leidet, aber nicht nur Frau Timoschenko, sondern es geht hier auch um die vielen anderen Menschen, von denen wir vielleicht nichts wissen, aber denen vermutlich das gleiche Schicksal nicht nur droht, sondern bereits Realität ist. Da müssen wir alle immer wieder darauf hinweisen, dass das so nicht geht. Das hat etwas mit Menschenrechten zu tun.“


Auf die Frage, was der Sport denn in einer solchen Situation leisten könne, antwortet Heeg:


„Da halte ich es mit den Worten von Uli Hoeneß, als er kürzlich sagte, er freue sich über jeden aktiven Sportler, der für die Menschenrechte in der Öffentlichkeit jetzt im Vorfeld der EM eintritt. Das ist ein Appell an unsere Fußballer, nicht mit ihrer Meinung hinter dem Berg zu halten. Das muss natürlich keine Äußerung sein, die man auf dem Spielfeld macht, denn da hat tatsächlich der Sport die Priorität, aber im Vorfeld kann man sich durchaus äußern. Das sind alles hoch bezahlte Fußballer, die sicherlich in Interviews befragt werden. Und da würde auch ich mich freuen, wenn alle eindeutig sagen würden, das geht so nicht mit politisch motivierten Menschenrechtsverletzungen.“


Wichtig sei, so Heeg weiter, dass das nun aufgeflammte Interesse sich nicht auf die Vorphase der EM beschränke. Man könne und solle zwar die EM nutzen, um auf diese Umstände aufmerksam zu machen, aber auch danach sollten Meinungsäußerungen in der Sache und politischer Druck nicht nachlassen:


„Natürlich rückt ein solches Ereignis wie die EM ein Land immer wieder in den Fokus, das war bei den Olympischen Spielen in Peking genauso, als die politische Situation immer mehr in die Schlagzeilen geraten ist je näher das Ereignis gerückt ist. Genauso ist es jetzt auch mit der Ukraine, das liegt in der Natur der Sache, wie Öffentlichkeit funktioniert. Aber hier ist Konstanz besonders wichtig. Gerade wir in Westeuropa müssen besonders sensibel dafür sein. Hier gilt es immer wieder, das Wort zu erheben und an die Politiker zu appellieren: Lasst die Ukraine nicht alleine. Die Appelle von Seiten der Politik, die es aktuelle gibt, sind ja auch in Ordnung: man muss sich ja als Minister oder sogar Bundeskanzlerin nicht unbedingt mit den staatlichen Repräsentanten treffen, da kann man Akzente setzen. Und das muss im Vorfeld und während der EM geschehen und darf auf keinen Fall nach der EM abebben, denn dazu ist das Thema zu wichtig: es geht hier um Menschenrechte.“


Ein sportliches Großereignis sei für ein Land immer eine große Chance, aber es rücke natürlich auch politische Probleme stark in den Fokus der Weltöffentlichkeit. Beispiele unter vielen seien hier die Olympischen Spiele in Peking und Südafrika. Dort konnte das Sportereignis zwar nicht die politischen Probleme lösen, aber eine Öffnung provozieren, so Heeg:


„Der Sport in sich hat ja auch die Kraft, Brücken zu schlagen. Und wenn ich gerade an viele Fußballspiele denke, wo Länder aufeinander treffen, die sonst nicht miteinander können, aber dennoch sportlich miteinander umgehen, sollte man diese Kraft des Sports nicht unterschätzen. Man sollte den Sport aber auch nicht überschätzen. Der Sport löst keine politischen Probleme, sondern der Sport muss bei seinen Leisten bleiben und kann auf diese Weise völkerverbindend wirken, aber eben auch nicht mehr.“


(rv 02.05.2012 cs)








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