Kardinal Maradiaga: Für eine „Globalisierung“ der sozialen Gerechtigkeit
Die Welt braucht nicht
nur „eine Globalisierung des Marktes und der Wirtschaft, sondern auch eine Globalisierung
der Gerechtigkeit“. Das sagt der Präsident von Caritas Internationalis, Kardinal Oscar
Rodriguez Maradiaga aus Honduras, im Gespräch mit Radio Vatikan. Maradiaga hat in
den letzten Tagen im Vatikan an der Vollversammlung der Päpstlichen Akademie für Sozialwissenschaften
teilgenommen.
„Wir können schon sagen, dass wir in den letzten fünfzig Jahren
– seit der selige Johannes XXIII. seine Friedensenzyklika ,Pacem in Terris‘ schrieb
– große Fortschritte in Sachen Gerechtigkeit gemacht haben. Es gibt durchaus mehr
Gerechtigkeit auf internationaler Ebene, davon zeugen die Schuldsprüche gegen Verantwortliche
des Jugoslawienkrieges und, vor ein paar Tagen, gegen den früheren Präsidenten von
Liberia. Es gibt auch mehr Gerechtigkeit, was das Vorgehen gegen international operierende
Unternehmen betrifft, die Zigaretten verkaufen oder schadhafte Silikonimplantate für
Brüste. Was fehlt, sind Fortschritte bei der sozialen Gerechtigkeit: Die Armut steigt,
Finanzverbrechen bleiben noch ungestraft, und darum muss jetzt das Nachdenken darüber
anfangen, wie sich auch in diesem Bereich Gerechtigkeit globalisieren ließe.“
Wenn
der Kardinal aus Honduras selbst über Globalisierung nachdenkt, dann klingt das so:
„Warum
konnten sich früher im Kalten Krieg die feindlichen Blöcke gegenseitig so gut in Schach
halten? Und warum erleben wir seit dem Mauerfall, als der Kapitalismus zum einzigen
System wurde, so viele Ungerechtigkeiten, vor allem die im Finanzbereich, die die
aktuelle Krise ausgelöst haben? Wir müssen zurück zu dem, was Johannes XXIII. in seiner
Enzyklika vor fünfzig Jahren forderte – nämlich zu einer echten Förderung der Menschenrechte
und zur Ethik. Dass man die Ethik so an den Rand drängte, hat zu den Problemen geführt,
die wir jetzt erleben.“