Ukraine: Kirche setzt sich für Benadigung Timoschenkos ein
Die katholische Kirche
der Ukraine hat die Regierung ihres Landes um eine Begnadigung der inhaftierten Oppositionsführerin
Julia Timoschenko gebeten. Es müssten juristische Wege gefunden werden, um Oppositionsführerin
aus der Haft zu entlassen. Das sagte der Kanzler der ukrainischen griechisch-katholischen
Kirche in Deutschland, Ivan Machuzhak, im Gespräch mit dem Münchner Kirchenradio.
Timoschenko war im Oktober wegen Amtsmissbrauch in ihrer Zeit als Ministerpräsidentin
zu sieben Jahren Haft verurteilt worden und trat wegen angeblicher Misshandlungen
am 20. April in den Hungerstreik. Dazu Machuzhak:
„Den gläubigen Menschen
in der Ukraine kann sicherlich das Schicksal eines Menschen, der sich unrecht behandelt
fühlt und auch unfair einer Misshandlung ausgesetzt ist, nicht einfach egal sein.
Wir wissen auch, dass die Situation um Frau Timoschenko sehr stark mit der gesamten
politischen Situation in der Ukraine zusammenhängt. Ohne Partei für irgendeine politische
Position zu ergreifen, hat die Kirche an die Regierung appelliert, die Oppositionspolitikerin
zu begnadigen, wobei dies ohne Erfolg geblieben ist.“
Eine für diesen Samstag
angesetzte Gerichtsverhandlung war wegen Abwesenheit der Politikerin verschoben worden.
Die Verurteilung der Oppositionsführerin sei „sehr stark politisch motiviert“ und
habe mit Gerechtigkeit nichts zu tun, betont Machuzhak, der an das Gewissen der regierenden
Politiker appelliert:
„Gerade eine ganze Reihe der Politiker, die jetzt
in der Regierung sitzen, müssten sich selbst auch Gedanken machen, was für Folgen
es für sie hätte, wenn Frau Timoschenko die gleichen Methoden angewandt hätte, welche
die Regierung jetzt anwendet.“
In Europa wird vor Hintergrund des Falls
Timoschenko inzwischen über einen Politiker-Boykott der Fußball-EM in der Ukraine
diskutiert. Der deutsche Bundespräsident Joachim Gauck hat einen Besuch in der früheren
Sowjetrepublik bereits abgesagt. Der Präsident des Europäischen Parlaments, Martin
Schulz, sieht wegen des Konfliktes um Timoschenko das Wirtschaftsabkommen zwischen
der EU und der Ukraine in Gefahr: „Wenn die ukrainische Regierung das Problem nicht
schnellstens löst, gefährdet das das Abkommen mit der EU über wirtschaftliche und
politische Zusammenarbeit“, sagte Schulz der Bild-Zeitung in der Sonntagsausgabe:
„Die EU ist eine Werte- und Rechtsgemeinschaft und erwartet von Ländern, mit denen
wir solche Assoziierungsabkommen schließen, dass sie sich an diese Werte halten.“
- Das Apostolische Exarchat der katholischen Ukrainer für Deutschland und Skandinavien
befindet sich in München. Zu dem mit Rom unierten Exarchat gehören gut 30.000 Katholiken,
die die Liturgie im byzantinischen Ritus feiern.
Hintergrund der Bombenserie
unklar Bei einer Bombenserie in der ostukrainischen Industriestadt Dnjepropetrowsk
wurde am Freitag laut Behördenangaben mindestens 27 Menschen verletzt. Ob die Anschläge
mit der politischen Situation des Landes in Verbindung stehen, ist völlig ungeklärt.