Die libanesische Bevölkerung
hegt eine große Zuneigung zu Rom und zum Pontifikat und sieht dem Besuch des Papstes
im September mit freudiger Erwartung entgegen. Das berichtet der Koordinator des Papstbesuchs
von libanesischer Seite, Pater Marwan Tabet, im Interview mit Radio Vatikan. Pater
Tabet, früherer zuständig für die katholischen Schulen im Libanon, war vergangene
Woche im Zuge der Vorbereitungen für die Papstreise zu Besprechungen mit den Organisatoren
von vatikanischer Seite in Rom. Im Gespräch mit Radio Vatikan erklärte Pater Tabet:
„Wir
wissen, dass eine apostolische Reise von drei Tagen und zwei Nächten für den Papst
sehr lang ist. Da es sich um eine offizielle Reise in den Libanon handelt, sind Zusammenkünfte
mit Amtsträgern und politischen Funktionären vorgesehen, aber auch Gespräche mit Vertretern
des kulturellen Lebens, wie Schriftstellern und Persönlichkeiten aus dem privaten
und öffentlichen Bereich. Darüber hinaus ist derzeit ein großes Zusammentreffen mit
der Jugend in Vorbereitung. Zahlreiche Persönlichkeiten aus dem Bereich des Nahen
Ostens und Nordafrikas werden die Papstvisite vor Ort miterleben, um den Papst willkommen
zu heißen und seine Botschaft zu vernehmen.“
Koordinatoren und Techniker
von Radio Vatikan haben Pater Tabet gemeinsam mit Bruder Abdo Bou Kasm, Direktor des
katholischen Informationszentrums der Maronitischen Kirche und Medienkoordinator für
den Papstbesuch, getroffen. Außerdem war Bruder Hani Matar von der maronitischen liturgischen
Patriarchalkommision, der für die Vorbereitung der liturgischen Feierlichkeiten des
Papstes während seiner Libanonreise verantwortlich ist, zugegen. Die Delegation
traf auch mit anderen vatikanischen Amtsträgern zusammen, unter ihnen Erzbischof Nikolo
Eterovic, Generalsekretär des Büros der Bischofssynode und federführend bei der Aufbereitung
der Ergebnisse der Nahostsynode, die im Oktober 2010 im Vatikan stattgefunden hatte.
Pater Tabet bemerkte weiter:
„Am Ostersonntag, als die Meldung über den
Papstbesuch die Menschen gemeinsam mit der Osternachricht erreichte, herrschte eine
wahre Jubelstimmung. Wie allgemein bekannt ist, sind die Libanesen Rom und dem Papsttum
und insbesondere den Päpsten, sehr verbunden. Das mitreißende und ergreifende Erlebnis
eines Papstbesuches war der Bevölkerung bereits beim Besuch Johannes Pauls II. geschenkt
worden. Nun blicken sie der Visite Benedikts XVI. erwartungsvoll entgegen.“
Der
apostolische Besuchs des Papstes sei aber auch in einen größeren Zusammenhang einzuordnen,
der teils besorgniserregend sei, erklärte Pater Tabet außerdem. „Die Ereignisse in
Syrien auf der einen Seite und jene in Israel auf der anderen Seite … Darüber ist
der Libanon nicht glücklich“, so der Pater wörtlich.
„Die Situation in
Syrien hat schwere Auswirkungen auf die libanesische Wirtschaft, und die Menschen
warten darauf zu sehen, was nun passieren wird. Auch die Grenze zu Israel ist nicht
immer sicher. Die gesamte Region ist in diesem Moment am Kochen. Es wurde der „Arabische
Frühling” genannt, aber ich denke nun müssen wir überlegen, ob es sich wirklich um
einen arabischen Frühling handelt, oder ob diese Revolutionen die gesellschaftlichen
Strukturen des Zusammenlebens zwischen verschiedenen ethnischen Gruppierungen im Libanon,
besonders der Christen, unterminiert haben. Die Präsenz von Christen im Nahen Osten
ist nun mit einem großen Fragezeichen versehen, und wir müssen darauf warten, dass
sich die Situation beruhigt, um absehen zu können, wo die Christen an diesem Punkt
sein werden“.
Abschließend kommentierte der Pater den engen Kontakt des
Vatikans mit der Region: „Rom beobachtet den Fortschritt der Ereignisse genau und
nimmt klar dazu Stellung. Die Christen in den östlichen Ländern liegen dem Papst persönlich
sehr am Herzen. Dies spiegelt sich in all seinen Reden. Er spricht über die Gegenwart
dieser Christen und weist ihnen den Weg“.
Hintergrund
Papst Benedikt
wird vom 14. - 16. September 2012 in den Libanon reisen. Als Höhepunkt wird er während
der Messe am letzten Tag seines Aufenthalts die postsynodale apostolische Exhortation
unterzeichnen, die im Jahr 2010 aus den Beratungen der Nahostsynode hervorgegangen
ist. Die Sonderversammlung der Weltbischofssynode zum Nahen Osten tagte im Oktober
2010 im Vatikan. Aus den Anregungen der Synode verfasst der Papst jeweils ein sogenanntes
postsyndales Schreiben. Während der Reise sind auch Treffen mit Vertretern des
Staates vorgesehen. In der kurzen Erklärung aus dem Büro des libanesischen Staatspräsidenten
Michel Suleiman, eines Maroniten, heißt es, die päpstliche Visite werde „die Tiefe
der historischen Beziehungen“ bestätigen, die Libanon und den Heiligen Stuhl verbinden.
Der Papst war sowohl von der Ortskirche als auch vom libanesischen Präsidenten eingeladen
worden. Etwa ein Drittel der libanesischen Bevölkerung sind Christen, und der Staatspräsident,
Staatspräsident General Michel Sleiman, ist maronitischer Christ, während der Regierungschef
und der Parlamentspräsident Muslime sind.
Das Foto zeigt Papst Benedikt
XVI. mit dem Patriarchen von Antiochien, Kardinal Nasrallah Pierre Sfeir, im Vatikan.