Die Situation in Kuwait sei „sehr kritisch“ geworden. Dies sagt Bischof Paul Hinder,
Apostolischer Vikar für Arabien. „Wir stehen alle unter Beobachtung, daran gibt es
keinen Zweifel“, und dennoch: „Das katholische Leben wird in den meisten Golfstaaten
sicher weiter gehen können, und das trotz der angedrohten neuen Restriktionen in Kuwait“.
Hinder äußerte sich in einem Interview mit der Nachrichtenagentur CNS. Obwohl es der
Kirche an Ressourcen mangele, sei ihre „größte Priorität, zu behalten, was sie habe",
so Hinder. „Die Dinge sind weit davon entfernt, ideal zu sein, aber wir können hier
leben und größere Probleme vermeiden, wenn wir nicht das relativ gute Einvernehmen,
das wir haben, riskieren“.
Das Apostolische Vikariat, dem Bischof Hinder als
Bischof von Abu Dhabi vorsteht, ist vom Vatikan 2011 eingerichtet worden. Der aus
der Schweiz stammende Franziskanerpater äußerte sich, nachdem die Gesetzgeber in Kuweit
einen Vorstoß unternommen hatten, die Religionsfreiheit von Christen und nicht-muslimischen
Konfessionen einzuschränken. Beleidigungen des Propheten Mohammed sollten zum Kapitalverbrechen
erklärt werden. Die 50-köpfige Nationalversammlung Kuwaits hat am vergangenen 12.
April mit überwältigender Mehrheit dafür gestimmt, die Todesstrafe für Blasphemie
einzuführen. Das Dekret muss noch durch den regierenden Emir, Sabah Al-Ahmad Al-Jaber
Al-Sabah, ratifiziert werden.
Bischof Hinder sagte gegenüber der Agentur CNS
am vergangenen Donnerstag, dass die religiösen Rechte in Kuwait, das 1991 durch US-Truppen
und Verbündete im Golfkrieg von den irakischen Besatzern befreit worden ist, seit
langem unklar gewesen seien. Dennoch, so führte er weiter aus, war es unwahrscheinlich,
dass sich die Situation der Christen in den benachbarten Vereinigten Arabischen Emiraten
und Oman „essentiell verändern würde“, obwohl es in Yemen im Zuge der politischen
Umstürze zu Zusammenstößen mit dem kirchlichen Leben gekommen sei. „Wir sind in Kontakt
mit Regierungsberatern, so dass kein Kommunikationsproblem besteht“, sagte der 70-jährige
Bischof.
Sollte das fragliche Dekret in Kraft treten, wäre Kuwait, dessen 350.000
meist ausländische Christen etwa sechs Prozent der Bevölkerung ausmachen, auf einer
Linie mit Pakistan und dem Nachbarland Saudi-Arabien. Dieser Versuch einer Gesetzesänderung
ist der jüngste einer Reihe von Schritten, um den Islam im ölreichen Kuwait zu stärken,
seit islamistische Gruppierungen im Februar die Mehrheit bei den Parlamentswahlen
erhalten hatten. Im März hatte die neugegründete al-Adala Gruppierung („Gerechtigkeit“)
einen Vorschlag eingebracht, christliche Kirchen und nicht-muslimische Kultorte in
Kuwait zu limitieren, und forderte die Einführung des islamischen Gesetzes, der Scharia.
Katholische Autoritäten im Ausland kritisierten die Unterstützung, die Saudi-Arabiens
höchste religiöse Autorität, Scheich Abdul Aziz bin Abdullah, diesem Versuch zukommen
ließ, indem er in einer Stellungnahme im März verlauten ließ, dass der Prophet Mohammed
bestimmt hatte, dass „nur eine Religion auf der arabischen Halbinsel existieren dürfe.“
Bischof
Hinder sei allerdings der Meinung, dass die meisten Regierungen der benachbarten Länder
gegen eine anti-christliche Kampagne seien. „Wenn dies eine wirklich Fatwa, oder ein
religiöses Rechtsgutachten war, dann glaube ich nicht, dass es einen unmittelbaren
Effekt auf Regierungsebene haben wird“, erklärte er. „Es ist aber eine andere Frage,
ob es zu einer Klimaänderung beitragen könne, indem es weniger gebildete Menschen
beeinflusst. Es ist schwer, einen wirklichen Einblick in die muslimische Gemeinschaft
hier zu bekommen.“
Bischof Camillo Ballin, der dem benachbarten Apostolischen
Vikariat Nordarabiens und damit auch Kuwait vorsteht, stand zu einer Stellungnahme
nicht zur Verfügung. Es sei zu gefährlich für ein Mitglied der katholischen Kirche
in Kuwait, mit den Medien zu sprechen. Der im März 2005 eingesetzte Bischof Hinder
sagte, er verstehe die Vorsicht Ballins, da er „in einer extrem delikaten Situation“
sei. „Die Menschen müssen sich daran erinnern, dass wir hier leben und sehr vorsichtig
vorgehen müssen.“