2012-04-27 15:28:15

Tagung zum Kirchenrecht: „Eheprozesse strenger führen!“


RealAudioMP3 Kirchliche Verfahren über eine Nichtigkeit von Ehen müssen künftig strenger geführt werden. Das fordert der vatikanische Justizminister, Kardinal Francesco Coccopalmerio. Die Kirche müsse besser aufpassen, dass diese Prozesse nicht missbraucht werden von Paaren, die eine Nichtigkeit ihrer Ehe nur vortäuschten.

„Ein Missbrauch liegt dann vor, wenn jemand genau weiß, dass seine Ehe gültig eingegangen ist, aber sich gleichzeitig trotzdem bei der Kirche um eine Nichtigkeitserklärung bemüht. Hier müssen wir an die Korrektheit nicht nur der zwei betroffenen Eheleute appellieren, sondern auch an die der Anwälte. Sie dürfen sich keinesfalls nur von wirtschaftlichen Interessen leiten lassen!“

Das katholische Kirchenrecht sieht in bestimmten Fällen vor, dass eine kirchliche Ehe für nichtig erklärt werden kann. Hierbei handelt es sich nicht um eine Scheidung, sondern um die offizielle Feststellung, dass eine solche Ehe im katholischen Sinne nie bestanden hat. Mögliche Gründe für eine Nichtigkeitserklärung sind Formfehler oder etwa die Vortäuschung eines Kinderwunsches durch einen der Brautleute.

„Wir brauchen eine sorgfältigere Vorbereitung der Brautleute: Dieser Moment vor der Heirat ist derjenige, in dem eine Ehe aufgebaut wird – im Bewußtsein der Partner, in ihrer Zustimmung. Und darum muss es schon bei Jugendlichen in der Katechese eine Erziehung zur Ehe und speziell zu ihrer Unauflöslichkeit geben. Die jungen Leute müssen schon dafür sensibilisiert sein – nicht erst, wenn sie heiraten wollen, sondern schon früher. Je mehr die Substanz der Ehe, darunter ihre Unauflöslichkeit, wirklich verstanden wird, umso mehr werden die Ehenichtigkeits-Verfahren auf ein Minimum zurückgehen.“

Die beiden zuständigen vatikanischen Gerichtshöfe seien der Aufforderung von Papst Benedikt XVI., nicht einseitig nur nach Gesichtspunkten der Barmherzigkeit zu entscheiden, schon nachgekommen, so Coccopalmerio, den Papst Benedikt unlängst zum Kardinal erhoben hat. Diesem römischen Vorbild müssten nun auch die anderen Beteiligten folgen.

„Es stimmt schon, dass wir in einer gewissermaßen vergifteten Atmosphäre leben, in der die Ehe nur noch als eine Art Vertrag gesehen wird – als könnte man seinen Partner, an den man sich für das ganze Leben gebunden hat, irgendwann wieder loswerden, wie etwas, das überflüssig geworden ist. Es ist furchtbar, wenn die Ehe mit solcher Leichtigkeit, Oberflächlichkeit, mangelndem Respekt für die Person angegangen wird, aber leider ist das die Atmosphäre, in der wir leben.“

Kardinal Coccopalmerio ist Präsident des Päpstlichen Rates für die Interpretation von Gesetzestexten. Er äußerte sich anlässlich einer Kirchenrechtstagung an der päpstlichen Opus-Dei-Universität Santa Croce in Rom. Die am Donnerstag eröffnete zweitägige Konferenz befasst sich mit einer möglichen Reform der Kriterien, nach denen eine Eheschließung aus katholischer Sicht ungültig ist.

(rv/kna 27.04.2012 sk)








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