Ägypten: Koptische Gruppe für Einführung der Scheidung
Eine koptische Gruppe namens „Die koptischen 38“ fordert die Einführung der zivilen
Ehescheidung in Ägypten. Auf einer Pressekonferenz in Kairo verlangte die Gruppe die
Umsetzung von Verordnungen aus dem Jahre 1938. Diese Verordnungen würden Kopten unter
sehr restriktiven Bedingungen die Möglichkeit geben, eine Ehe aufzulösen. Wie die
Internationale Gesellschaft für Menschenrechte berichtet, gebe es für die christliche
Minderheit in Ägypten bisher de facto keine Möglichkeit, sich scheiden zu lassen.
Dies sei jedes Jahr für zahlreiche Kopten ein Grund, zum Islam zu konvertieren, so
die in Frankfurt ansässige Menschenrechtsgesellschaft. Nach ihren Angaben wurde die
koptische Gruppierung im Jahr 2011 gegründet, um sich für eine Lockerung der restriktiven
Scheidungsgesetze der koptischen Kirche einzusetzen. Im Rahmen der Pressekonferenz
forderte die Gruppe nun die Wiedereinführung der Verordnungen von 1938, die Kopten
in neun sehr spezifischen Fällen eine Scheidung zugestehen, darunter versuchter Mord,
eine Gefängnisstrafe von mindestens sieben Jahren, Verlassen der Familie für fünf
Jahre, chronische Krankheiten, Geisteskrankheit, Potenzstörungen und unlösbare Konflikte.
Der kürzlich verstorbene koptische Papst Shenouda III. schaffte die Verordnungen aus
dem Jahr 1938 ab. Für Kopten war forthin nur mehr eine Annullierung der Ehe in zwei
Fällen möglich: Erwiesener Ehebruch des Partners oder Übertritt zum Islam.