Eine christliche Kirche
in Khartum ist am Sonntag angezündet worden. Dahinter steht nach Medienberichten ein
muslimischer Mob, der in der sudanesischen Hauptstadt herumwütete. Wie örtliche und
internationale Medien am Sonntag unter Berufung auf Augenzeugen berichten, stürmten
mehrere hundert Muslime die Kirche, die häufig von Christen aus dem Südsudan sowie
von äthiopischen Flüchtlingen besucht werde. Die Menge habe Parolen gegen den südlichen
Nachbarstaat geschrien und das Gotteshaus abgebrannt, berichtet die Katholische Nachrichten-Agentur.
Die Feuerwehr habe nichts mehr ausrichten können.
Der Vorfall steht mutmaßlich
im Kontext der jüngsten Konflikte um die Ortschaft Heglig im Grenzgebiet beider Länder.
Daran erinnert auch der Apostolische Nuntius in Khartum, Erzbischof Leo Boccardi,
im Gespräch mit Radio Vatikan.
„Der Konflikt in Heglig ist ein Zeichen dafür,
dass die Beziehungen zwischen dem Sudan und dem Südsudan alles andere als friedlich
sind. Wir haben mittlerweile den tiefsten Punkt erreicht. Nun heißt es für alle, entweder
man spricht miteinander oder ansonsten wird die Gewaltwelle nur noch schlimmer. Wir
haben aber bereits viele Tote, Flüchtlinge und Schäden und es gibt kein Anzeichen
dafür, dass Friedensgespräche aufgenommen werden.“
Der Nuntius spricht
sich für „seriöse und mutige“ Verhandlungen aus. Beide Seiten sollten bereit sein,
alles zu tun, damit die Gewaltwelle stoppt und Lösungen für die Überwindung des Konflikts
gefunden werden.
„Was nun am Wochenende in Khartum passiert ist, soll uns
daran erinnern, dass Intoleranz zu keiner Lösung führen kann. Im Übrigen passen solche
Fälle nicht zur Geschichte und Kultur dieses Landes. Der Sudan war schon immer ein
offenes und gastfreundliches Land. Wir hoffen, dass die Friedensappelle aus der ganzen
Welt nicht aufhören werden und bitten Gott darum, dass Er allen beisteht.“
Hintergrund Der
Sudan ebenso wie der 2011 unabhängig gewordene Südsudan beanspruchen die Kontrolle
rund um die ölreiche Kleinstadt Heglig. In den vergangenen Wochen kam es dort wiederholt
zu Kampfhandlungen. Am Freitag kündigte die südsudanesische Regierung einen Truppenrückzug
bis Montag an. Khartum vermeldete seinerseits, Heglig sei militärisch „befreit“ worden.
Der vorwiegend von Christen bewohnte Südsudan hatte sich im vergangenen Juli per Volksentscheid
vom überwiegend von Muslimen bewohnten Norden abgespalten.