Irritierende Schönheit
– Die Kirche und die Kunst. Herder Korrespondenz Spezial. Eine Empfehlung von Pater
Bernd Hagenkord Anlässlich des Konzerts des Leipziger Gewandhausorchesters sagte
uns Sachsens Ministerpräsident Stanislaw Tillich, Kunst könne ein Weg zum Glauben
sein. Bilder stellten Fragen an den Betrachter, das könne Neugierde wecken. Dabei
ist die Kunst eines der umstrittensten Gebiete der Kirche, jeder hat eine Meinung
und jeder hat Erfahrung. Sei es das Papstportrait von Michael Triegel, seien es die
Gerhard Richter Glasfenster im Kölner Dom, sei es die Neueinrichtung liturgischer
Räume anhand von Kunstvorstellungen der Postmoderne – keine Entscheidung zu Kunst
und Kirche bleibt unkommentiert und unkritisiert. Was ja zunächst ein gutes Zeichen
ist. Damit das aber nicht nur aus einem Bauchgefühl heraus geschieht, lohnt es sich,
seinen Blick und sein Verständnis für Kunst ab und zu hinterfragen zu lassen. Sich
zu informieren und nach Gründen zu suchen, die eigenen ästhetischen Urteile zu untermauern
oder zu hinterfragen. Dabei hilft das neueste Heft der Herder Korrespondenz Spezial.
„Irritierende Schönheit“ heißt es und es beleuchtet die Frage nach Kirche und Kunst
aus verschiedensten Blickwinkeln. Der Kirchenbau findet hier genauso Platz wie die
Frage, ob sich kulturelles und soziales Engagement der Kirche gegeneinander ausspielen
lassen. Die Bildtheologie – einst ein festes Element kirchlicher Verkündigung – wird
neu angeleuchtet. Die uns umgebende Populärkultur wird auf religiöses Potenzial durchsucht.
Und auch die Musik, die wohl am meisten vernachlässigte Kunst in der gegenwärtigen
Kirchenkultur, wird angefragt. Alles in allem ein runder Blick, der Lust macht
auf mehr Beschäftigung mit dem Thema. Wenn es stimmt, dass der Weg zum Glauben auch
über Kunst führen kann, dann ist dieses Heft ein guter Einstieg, sich selbst sein
Verständnis zu öffnen und kultiviert in eine Debatte um Bild, Ton und Raum einzusteigen.