Kardinal Wuerl: „Vatikanbank bemüht sich überzeugend um Transparenz“
Ein positives Fazit
hat Kardinal Donald Wuerl nach einem Besuch in der Vatikanbank IOR gezogen. Dem vatikanischen
Geldinstitut waren in den vergangenen Monaten fehlende Transparenz und mangelnde Kooperation
mit italienischen Behörden vorgeworfen worden. Diesen Eindruck kann Kardinal Wuerl
im Interview mit Radio Vatikan nicht bestätigen. Der Erzbischof war zusammen mit Finanzexperten
der US-amerikanischen Laienorganisation „Papal Foundation“ von der Vatikanbank eingeladen
worden, sich ein Bild von der Arbeit des Geldinstitutes zu machen. Das Bemühen der
Vatikanbank um Transparenz und die Erfüllung internationaler Standards lässt sich
für den Kardinal vor allem an einer Beobachtung ablesen:
„Eine der Sachen,
die mich am meisten überzeugt haben, war die Tatsache, dass das IOR externe Revisoren
hat, so wie es sie auch in der US-amerikanischen Kirche gibt. Diese Finanzprüfer besuchen
uns, schauen sich unsere Arbeit an und berichten dann, inwiefern das alles internationalen
Normen entspricht. Das Gleiche geschieht in der Vatikanbank: Buchhaltung und Abläufe
wurden analysiert, externe Beobachter sind gekommen, haben geprüft und bestätigt,
dass das Institut die Compliance-Kriterien erfüllt. Die Bank hat auch die internationalen
Aufsichtsbehörden gebeten, das gleiche zu tun. Uns gegenüber wurde herausgestellt,
dass ihnen jedes Mal korrekte Abrechnungen bescheinigt wurden, wenn eine Revision
von außen kam.“
Um Geldwäsche und Terrorfinanzierung über Vatikan-Einrichtungen
auszuschließen, hatte Papst Benedikt XVI. Ende 2010 neue Finanzgesetze für den Heiligen
Stuhl erlassen. Die Regelung, die am 1. April 2011 in Kraft trat, schließt zum Beispiel
die Führung anonymer Konten, Depots und Sparbücher aus und prüft jeden neuen Geschäftspartner
auf Herz und Nieren. Mehr Transparenz und Effizienz der vatikanischen Geldgeschäfte
– Kardinal Wuerl sieht auch seine Einladung in die Vatikanbank als Schritt in diese
Richtung:
„Einer der Gründe, warum sie uns eingeladen haben, war zu sagen:
,Bringt jeden aus euer Leitung mit, den ihr mitbringen wollt‘. Und im Laufe des Treffens
wurde uns dann gesagt, dass sie dasselbe mit Leuten tun, die in Finanzinstituten in
Europa und in der Welt arbeiten. Ich habe den Eindruck, dass sie alles tun, was sie
tun können, um ihre Türen zu öffnen und zu sage: ,Kommt doch und schaut.‘ Das war
sehr beeindruckend. Ich habe das als sehr beruhigend empfunden, ebenso meine Kollegen,
von denen viele in der Finanzwelt tätig sind und sich mit Rechenschaftspflicht und
Buchhaltung auskennen.“
Im Zuge der neuen Finanzgesetze hatte der Heilige
Stuhl eine zentrale vatikanische Finanzaufsichtsbehörde eingerichtet, die im steten
Austausch mit dem vatikanischen Staatssekretariat und entsprechenden Behörden anderer
Staaten steht. Vor allem dieser Schritt hatte die vatikanische Finanzkontrolle nach
Ansicht von Experten auf internationales Niveau gehoben.