Stanislaw Tillich: Der Weg über die Kunst zum Glauben
Die Heimat des Gewandhausorchesters
hat es am Mittwoch von der Universität Chicago schriftlich bekommen: Der Osten Deutschlands
ist die glaubenloseste Region der Welt. Wie passt das nun zusammen, dass gerade von
dort das Orchester kommt, dass zum Papstgeburtstag ein Konzert aufführt? Der Ministerpräsident
Sachsens, Stanislaw Tillich, hat das Orchester auf seiner Reise begleitet. Er blickt
nicht so glaubenspessimistisch auf sein Bundesland wie die Studie:
„Wir
hatten unlängst die Ausstellung der Madonna von Foligno und der sixtinischen Madonna
in der sächsischen Gemäldegalerie. Allein in vierzehn Tagen sind 200.000 Menschen
gekommen, um sich diese zwei Gemälde anzusehen. Jeder, der vor diesen Gemälden steht,
fragt sich, was der Künstler mir mit diesem Gemälde sagen will. Ich glaube, dass das
ein wunderschönes Signal ist, dass Menschen anders als die Statistiken es sagen sich
dafür interessieren, was ihr Leben bestimmt hat. Ich denke, dass der Weg zum Glauben
auch durch Kunst beschritten werden kann.“
Beiträge dazu gebe es ausreichend,
unter anderem das Konzert im Vatikan.
„Mendelsohn hilft, 800 Jahre Thomaner
in Leipzig helfen. Gerade in der Erinnerung und der Bewahrung dieser kulturellen Traditionien
steckt ja eine Stärke, ohne Vergangenheit keine Zukunft. Deswegen glaube ich, dass
gerade die Menschen in unserem Landstrich auch von heute von diesem Konzert profitieren
werden, dass diejenigen, die an Gott glauben, sich bestärkt fühlen und die anderen
neugierig werden.“
Am Freitag Vormittag war Tillich in Privataudienz von
Papst Benedikt XVI. empfangen worden. Bei dem etwa zehnminütigen Gespräch habe man
sich vor allem über die politische und soziale Lage, aber auch über weltpolitische
Dinge ausgetauscht, so Tillich nach der Audienz.