2012-04-19 13:40:10

Syrien: Nuntius wünscht sich Friedensappell der Religionen


RealAudioMP3 Ein gemeinsamer Friedenappell für Syrien, vorgebracht von allen im Land vertretenen Religionen: das hat der Nuntius in Damaskus jetzt angeregt. Der Waffenstillstand werde hie und da gebrochen, sagte Erzbischof Mario Zenari im Gespräch mit Radio Vatikan, die internationale Gemeinschaft unternehme dies und das, die Appelle Papst Benedikts zur Aufnahme des Dialogs seien in Syrien gut aufgenommen worden, allein: die Zukunft Syriens sei trotzdem ungewiss.

„Ich denke, eine mutige, einstimmige, überparteiliche Stellungnahme aller Repräsentanten der verschiedenen Religionen in Syrien wäre jetzt wünschenswert und dringlich. Wir brauchen eine moralische Autorität, die dazu in der Lage ist, auch streng zu ermahnen und ernsthaft die Konsequenzen überdenken zu lassen, die sich aus falschen Entscheidungen der verschiedenen Konfliktparteien ergeben; eine moralische Autorität, die dazu in der Lage ist, sich durchzusetzen und im Namen Gottes zu schreien: Es ist genug! Hört auf!“

Inspiration für diesen interreligiösen Friedensappell könnten Christen und Muslime in der Figur des Heiligen Johannes des Täufers finden, fuhr Zenari fort. Die Johannesreliquie – genauer der Kopf des Täufers – wird in der Omayyadi-Moschee in Damaskus verehrt, die auf den Überresten einer christlichen Basilika steht. „Es ist ein Privileg, aber auch eine Verpflichtung, die Reliquie dieses Heiligen zu haben, der enthauptet wurde, weil er die Wahrheit sagte“, so Zenari wörtlich.

Die Christen in Syrien feierten das Osterfest überall mit besonderer Inbrunst, berichtet der päpstliche Diplomat weiter. Die schwierige äußere Lage habe dabei auch für ungewöhnliche ökumenische und interreligiöse Gesten der Solidarität gesorgt.

„So hat etwa ein Pater des lateinischen Ritus, da er der einzige Priester vor Ort war, den Palmsonntag für eine kleine Gruppe orthodoxer Christen gefeiert, nach dem julianischen Kalender und in ihrem orientalischen Ritus. Bei diesem Pater wohnen ungefähr 40 Vertrieben, alles Muslime. Diese haben vor Ostern die Kirche geputzt und vorbereitet und dann in ihrem Festtagsgewand an der Feier des Palmsonntags teilgenommen.“

Rund um viele syrische Kirche versammelten sich im Moment viele Vertriebene, die sich registrieren lassen, um in den Genuss von Lebensmittelpaketen zu kommen, berichtete Zenari weiter. Im Allgemeinen würden diese Menschen von Verwandten und Freunden aufgenommen. Besonders muslimische Familien zeigten seiner Beobachtung zufolge eine große Aufnahmebereitschaft für Vertriebene; hieraus könne man teilweise auch „Spuren des Schicksal Jesu lesen“, interpretiert der Erzbischof.

(rv 19.04.2012 gs)








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