Syrien: Nuntius wünscht sich Friedensappell der Religionen
Ein gemeinsamer Friedenappell
für Syrien, vorgebracht von allen im Land vertretenen Religionen: das hat der Nuntius
in Damaskus jetzt angeregt. Der Waffenstillstand werde hie und da gebrochen, sagte
Erzbischof Mario Zenari im Gespräch mit Radio Vatikan, die internationale Gemeinschaft
unternehme dies und das, die Appelle Papst Benedikts zur Aufnahme des Dialogs seien
in Syrien gut aufgenommen worden, allein: die Zukunft Syriens sei trotzdem ungewiss.
„Ich denke, eine mutige, einstimmige, überparteiliche Stellungnahme aller
Repräsentanten der verschiedenen Religionen in Syrien wäre jetzt wünschenswert und
dringlich. Wir brauchen eine moralische Autorität, die dazu in der Lage ist, auch
streng zu ermahnen und ernsthaft die Konsequenzen überdenken zu lassen, die sich aus
falschen Entscheidungen der verschiedenen Konfliktparteien ergeben; eine moralische
Autorität, die dazu in der Lage ist, sich durchzusetzen und im Namen Gottes zu schreien:
Es ist genug! Hört auf!“
Inspiration für diesen interreligiösen Friedensappell
könnten Christen und Muslime in der Figur des Heiligen Johannes des Täufers finden,
fuhr Zenari fort. Die Johannesreliquie – genauer der Kopf des Täufers – wird in der
Omayyadi-Moschee in Damaskus verehrt, die auf den Überresten einer christlichen Basilika
steht. „Es ist ein Privileg, aber auch eine Verpflichtung, die Reliquie dieses Heiligen
zu haben, der enthauptet wurde, weil er die Wahrheit sagte“, so Zenari wörtlich.
Die
Christen in Syrien feierten das Osterfest überall mit besonderer Inbrunst, berichtet
der päpstliche Diplomat weiter. Die schwierige äußere Lage habe dabei auch für ungewöhnliche
ökumenische und interreligiöse Gesten der Solidarität gesorgt.
„So hat
etwa ein Pater des lateinischen Ritus, da er der einzige Priester vor Ort war, den
Palmsonntag für eine kleine Gruppe orthodoxer Christen gefeiert, nach dem julianischen
Kalender und in ihrem orientalischen Ritus. Bei diesem Pater wohnen ungefähr 40 Vertrieben,
alles Muslime. Diese haben vor Ostern die Kirche geputzt und vorbereitet und dann
in ihrem Festtagsgewand an der Feier des Palmsonntags teilgenommen.“
Rund
um viele syrische Kirche versammelten sich im Moment viele Vertriebene, die sich registrieren
lassen, um in den Genuss von Lebensmittelpaketen zu kommen, berichtete Zenari weiter.
Im Allgemeinen würden diese Menschen von Verwandten und Freunden aufgenommen. Besonders
muslimische Familien zeigten seiner Beobachtung zufolge eine große Aufnahmebereitschaft
für Vertriebene; hieraus könne man teilweise auch „Spuren des Schicksal Jesu lesen“,
interpretiert der Erzbischof.