2012-04-18 14:12:43

D: „Über muslimische Vereine aufklären“


Nach Einschätzung der Evangelischen Zentralstelle für Weltanschauungsfragen (EZW) zielt die Koran-Verteilaktion der radikalislamischen Salafisten auf eine Überwindung der Rechtskultur in Deutschland. Das Verteilen sollte zwar rechtlich nicht unterbunden werden, da es Ausdruck der positiven Religionsfreiheit sei, erklärte die EZW am Dienstag in Berlin. Allerdings sollte jeder Empfänger darüber aufgeklärt werden, wer hinter der Aktion stecke. Vereine wie „Die wahre Religion“ oder „Einladung zum Paradies“ stünden „mit Recht unter Beobachtung des Verfassungsschutzes“, so die EZW. Sie negierten die grundlegenden Werte und Freiheitsrechte des säkularen Rechtsstaates und schadeten der großen Mehrheit der Muslime.

Fundamentalismus und öffentliche Theologie sind unvereinbar. Daran hat angesichts der Koran-Aktion der Salafisten in Deutschland der Bischof der evangelisch-lutherischen Kirche in Bayern, Heinrich Bedford-Strohm, erinnert. Ein Verbot der Aktion hält der Bischof für keine Lösung: „Aber aus religiöser Sicht sage ich: Es genügt nicht, Bücher zu verteilen. Mission ist noch nicht gelungen, wenn ein Buch seinen Besitzer gewechselt hat. Man kann auch die Bibel nicht bloß in den Raum stellen oder sie zitieren; man muss sie interpretieren“, so Bedford-Strohm im Gespräch mit der Zeit-Wochenbeilage „Christ und Welt“.

Vor einer Instrumentalisierung des Koran hat der Vorsitzende des Zentralrats der Muslime in Deutschland (ZMD), Aiman Mazyek, mit Blick auf die Aktion gewarnt. Grundsätzlich sei nichts dagegen einzuwenden, den Koran „an Interessierte“ weiterzugeben, so Mazyek. „Aber vor dem Hintergrund vieler Missverständnisse und Vorurteile gegenüber Muslimen werden unsere Bemühungen um einen gesellschaftlichen Dialog dadurch konterkariert“, sagte der muslimische Vorsitzende gegenüber der Zeitschrift „Christ und Welt“.
Auch der Koordinationsrat (KRM) der Muslime hatte bereits in der vergangenen Woche vor einer Instrumentalisierung des heiligen Buches des Islam gewarnt. „Insbesondere ist zu hoffen, dass Einzelne darin nicht eine werbewirksame Aktion für ihre Gruppe sehen“, erklärte die Dachorganisation der großen Islamverbände am vergangenen am Freitag in Köln.

(kna/zeit und welt 18.04.2012 pr)








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