2012-04-17 13:52:39

Schweiz: „Bischof Huonder will keinen Etikettenschwindel treiben“


RealAudioMP3 Im Schweizer Bistum Chur herrscht kein Personalkonflikt sondern es stehen verschiedene Interessengruppen gegenüber. So fasst der Bistumssprecher, Giuseppe Gracia, die Lage in seiner Diözese gegenüber Radio Vatikan zusammen. Bischof Vitus Huonder sei eine offene Person, die „einfach nur das Lehramt“ verkünden wolle, so Gracia über den Churer Diözesanbischof.

„Es ist strukturell einfach so, dass ein Bischof in einer Schweizer Diözese keine Weisungsbefugnis über das Personal hat. Die meisten Leute, die in der Schweiz für die Kirche arbeiten, sind nicht vom Bischof angestellt, also kann man ihnen auch nicht wie normalen Mitarbeitern in einem größeren Unternehmen sagen: Jetzt bitte vertritt diesen Kurs, denn so sind die kirchlichen Vorgaben. Das geht nicht, weil die Leute relativ autonom vom Bischof agieren können, und meiner Meinung nach erklärt das auch viele Konflikte im Bistum Chur, weil ja dann die Leute mehr oder weniger frei arbeiten und auch sagen können, was ihnen so am Herzen liegt.“

Immer wieder – auch in jüngster Zeit – steht Bischof Huonder in den Schlagzeilen, weil er angeblich Gläubige brüskiere. So wurde der jüngste Hirtenbrief in der Fastenzeit zum Streitthema, weil sich Priester im Bistum Chur weigerten den Brief öffentlich vorzulesen. Diese kritisierten die Haltung Huonders gegenüber wiederverheirateten Geschiedene.

„Ja, da ist eine natürliche Spannung zwischen dem Lehramt, zwischen weltkirchlichen Vorgaben, die es nun mal gibt (z.B. in Bezug auf wiederverheiratete Geschiedene) und an denen man nun mal nicht vorbeigehen soll. Man soll auch nicht so tun, als würden die nicht existieren. Der Bischof will keinen Etikettenschwindel betreiben - man muss einfach klar sagen, was Lehre der Kirche ist. Und das ergibt dann selbstverständlich eine Spannung mit den Strukturen der Schweiz hier, die dann eher wieder Gemeindeautonomie im Vordergrund haben. Die Basis möchte selber definieren, was sie nun gut findet oder nicht - und das beißt sich dann nun mal mit der hierarchischen Vorstellung der Kirche in der Welt.“

Garcia ist sich aber auch bewusst, dass die Kirche in vielen Fällen ein Kommunikationsproblem hat. Bei wichtigen Fragestellungen wie zum Beispiel denen nach Sexualität und Freiheit versuche die Kirche, gegen die herrschende öffentliche Meinung auch kritische Rückfragen zu stellen und gewisse Klischees zu demaskieren, dabei müsse sie aber noch näher am Puls der Zeit sein, so Garcia:

„Für mich ist die Reaktionskompetenz die wichtigste Kompetenz die die Kirche heute haben muss: wir müssen besser und schneller und umfassender auf die Fragen antworten, die die säkulare Welt an uns stellt, denn das sind sehr gute Fragen, das sind die Gelegenheiten, zu erklären, was die Kirche wirklich über Freiheit und Sexualität sagt. Man hört diese Fragen gar nicht, man versucht vielmehr auf Fragen zu antworten, die niemand gestellt hat, und das ist schlecht. Für mich ist das die Herausforderung, aber auch die Hoffnung, dass sich die Kirche diese Reaktionskompetenz aneignet und wirklich besser kommuniziert.“

(rv 17.04.2012 mg)







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