Papst Benedikt XVI.: Weitergehen im Vertrauen auf Gott
Papst Benedikt XVI.
hat am Montagmorgen mit engen Mitarbeitern und Besuchern aus Deutschland die Messfeier
gehalten. Der Papst deutete in seiner Predigt, die er auf deutsch hielt, seinen Geburtstag
von der Liturgie des Tages her:
„Die Liturgie der Kirche hat am 16. April,
meinem Geburts- und Tauftag, drei Wegweiser aufgestellt, die mir zeigen, wohin der
Weg führt, und die mir helfen ihn zu finden. Da ist zuerst das Gedächtnis der heiligen
Bernadette Soubirous, der Seherin von Lourdes, da ist einer der seltsamsten Heiligen
der Kirchengeschichte, Benedikt Joseph Labre, und da ist vor allen Dingen die Tatsache,
dass dieser Tag immer eingetaucht ist in das Ostergeheimnis, das Geheimnis von Kreuz
und Auferstehung, das sich in meinem (Geburts-)Jahr in besonderer Weise ausdrückte:
der Karsamstag, der Tag des Schweigens Gottes, der scheinbaren Abwesenheit, des Todes
Gottes - und doch der Tag, an dem die Auferstehung sich ankündigte.“
Die
Menschheit möge sich in all ihrer Aufgeklärtheit ein Beispiel nehmen an der kleinen
heiligen Bernadette, die mit nichts als dem rudimentären, im Katechimusunterricht
erworbenen Schulwissen und ihrem reinen Herzen in der Lage war, der Mutter Gottes
zu begegnen und ihre Botschaft in die Welt zu tragen. Maria weise Bernadette den Weg
zu einer reinen Quelle, deren Bedeutung für uns nicht hoch genug eingeschätzt werden
könne:
„Ich denke, wir dürfen dieses Wasser als Bild ansehen für die Wahrheit,
die unserem Glauben zukommt, die unverstellte und unverschmutzte Wahrheit, deren wir
bedürfen, um leben zu können und rein zu werden. Das ist in uns die Sehnsucht nach
dem reinen Leben, nach der unverfälschten Wahrheit, nach dem unverschmutzten und von
Korruption nicht befleckten Menschsein.“
Die Quelle sei in dieser Hinsicht
ein Vorbild für uns alle:
„Das Wasser, das uns reinigt und Leben gibt, ist
ein Zeichen dafür, wie wir sein müssen: dass wir bei allem Wissen und Können, das
notwendig ist, das einfache Herz, den einfachen Blick des Herzens nicht verlieren
dürfen, der das Wesentliche zu sehen vermag, und den Herren immer bitten müssen, dass
wir die Demut behalten - damit das Herz hellsichtig beibt, das Einfache und Wesentliche
sehen kann, die Schönheit und die Güte Gottes.“
Der europäische Gedanke
kommt hingegen im Leben des heiligen Benedikt Labre zum Ausdruck, dessen selbstgenügsames
Leben bereits im 18. Jahrhundert eine radikale Absage an den Konsumgedanken, wie er
heute immer mehr überhand nimmt, darstellte. Benedikt XVI. erinnerte folgendermaßen
an ihn:
„Der fromme Bettlerpilger des 18. Jahrhunderts, der nach verschiedenen
Anläufen, die vergeblich waren, als seine Berufung findet, als Bettler mit nichts
und auf nichts gestellt und auch nichts behaltend von dem, was er bekam und nicht
direkt brauchte, durch ganz Europa zu pilgern, zu allen Heiligtümern Europas von Spanien
bis Polen und von Deutschland bis Sizilien – ein wahrhaft europäischer Heiliger. Man
kann auch ruhig sagen, ein sonderbarer Heiliger, der nur bettelnd herumzieht von Heiligtum
zu Heiligtum, nichts tun will als beten und damit Zeugnis geben, worauf es ankommt
in diesem Leben: auf Gott.“
Der Papst machte deutlich, dass er sich selbst
bemüht, sein Leben in Gott zu verankern.
„Das biologische Leben allein
ist eine Gabe, aber von einer großen Frage umgeben. Zu einer wirklichen Gabe wird
es erst dann, wenn mit ihm eine Verheißung mitgegeben werden kann, die stärker ist
als alles Unheil, das drohen mag. Wenn es eingetaucht wird in eine Kraft, die gewährleistet,
dass es gut ist, ein Mensch zu sein, dass für diesen Mensch gut ist, was immer die
Zukunft bringen mag.“
Das Leben ohne Gott, ohne die ständige Erneurerung
des Taufversprechens, reduziert sich - so der Papst - auf eine biologische Gabe ohne
tieferen Sinn.
„Dies ist der Sinn der Wiedergeburt aus Wasser und Geist,
eingetaucht zu werden in die Verheißung, die nur Gott selbst geben kann: Es ist gut,
dass du bist, du darfst dessen gewiss sein, was immer kommen mag. Aus dieser Gewissheit
durfte ich leben, wiedergeboren aus Wasser und Geist... Die Wiedergeburt ist uns in
der Taufe geschenkt worden, aber wir müssen immer wieder neu in sie hineinwachsen,
uns immer neu von Gott in seine Verheißung eintauchen lassen, damit wir wahrhaft wiedergeboren
seien in die große, neue Familie Gottes hinein, die stärker ist als all die Ohnmächte
und Unmächte, die uns bedrohen.“
Benedikt XVI. drückte schließlich seine
Hoffnung aus, dass das Licht Gottes ihn auch auf seinem letzten Lebensabschnitt immer
begleiten wird.
„Ich stehe vor der letzten Wegstrecke meines Lebens und
weiß nicht, was mir verhängt sein wird, aber ich weiß, dass das Licht Gottes da ist,
dass er auferstanden ist und dass sein Licht stärker ist als alles Dunkel, dass Gottes
Güte stärker ist als alles Böse dieser Welt. Das läßt mich in Gewissheit weitergehen,
das lässt uns alle weitergehen. Allen, die dieses „JA“ Gottes immer wieder durch ihren
Glauben auch mir immer wieder gewiss machen, danke ich in dieser Stunde von ganzen
Herzen.“